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19.09.2020 | Patienten | Nachrichten

Wie sag ich’s meinem Patienten?

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Mit einer einfachen Veränderung der Kommunikation können Ärzte das Verständnis bei ihren Patienten enorm steigern. Das zeigt eine Untersuchung der Universität Witten/Herdecke in Kooperation mit anderen Partnern.

Kommunikation Arzt Patient © Benjamin Ulmer / dpa / picture allianceDie Interpretation von medizinischen Befunden ist für den Patienten oft schwierig. © Benjamin Ulmer / dpa / picture alliance

Eine nicht gelungene Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten kann Stress für alle Beteiligten auslösen. Dass dies oft schon durch eine Vereinfachung der Sprache verhindert werden kann, zeigt eine Untersuchung zur Arzt-Patienten-Kommunikation. „Wir haben in einem mehrstufigen Untersuchungssetting die Auswirkungen eines einfachen Austausches von Begriffen vorgenommen“, erläutert Prof. Dr. Peter Borusiak von der Universität Witten/Herdecke (UW/H), der neben Yuliya Mazheika (Wagener-Stiftung für Sozialpädiatrie), Prof. Dr. Olivier Berthod (Jacobs-University Bremen) sowie Prof. Dr. Jana Möller und Dr. Carolin Auschra (Freie Universität Berlin) an dem Kooperationsprojekt beteiligt war.

Alles positiv – oder doch nicht?

Im Fokus der Untersuchung standen die Wertungen „positiv“ und „negativ“, die im medizinischen Kontext sehr unterschiedlich benutzt werden und teilweise anders gemeint sind als umgangssprachlich im Alltag. „Ein positiver HIV- oder Corona-Test ist beispielsweise für die Betroffenen meist alles andere als positiv im umgangssprachlichen Sinn“, erläutert Borusiak. „Und ob ein positiver Schwangerschaftstest seitens der werdenden Mutter tatsächlich positiv eingeordnet wird, vermag nur sie selber anhand ihrer persönlichen Situation einzuschätzen. Viele Befunde im medizinischen Kontext werden mit diesen Begriffen vermittelt, zum Beispiel auch Atemteste bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten etc.“ Die Interpretation für den Patienten sei oft schwierig.

Deshalb passten die Forscher die Begriffe im Rahmen der Studie bei den 1.131 Teilnehmern an, die die Bevölkerung Deutschlands im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Bildungsstand repräsentieren. Das Ergebnis: Eine geringfügige Änderung in der Kommunikation (Ersetzen von „positiv“ und „negativ“ durch „auffällig“ bzw. „unauffällig“) erhöht bei bestimmten Gruppen den Grad der Verständlichkeit erheblich. „In erster Linie profitieren hierbei Menschen ohne Schulabschluss und mit einem eher niedrigen Bildungsgrad – eine Bevölkerungsgruppe, die ohnehin im medizinischen System benachteiligt ist“, so Borusiak. „Die Wahrscheinlichkeit für eine korrekte Zuordnung von Befunden stieg insbesondere in bildungsferneren Gruppen.“ Eine bessere Kommunikation könne also schon durch einfache Maßnahmen bei entsprechender Sensibilisierung erreicht werden. (ub)

uni-wh.de

Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S186592172030101X



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