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22.08.2018 | Patienten | Nachrichten

Hochbetagte: Was zu einem erfüllten Leben beiträgt

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Pflegekräfte und Ärzte können einiges dafür tun, dass auch hochbetagte Menschen ein erfülltes Leben führen. Darauf verweist die Schweizer Wissenschaftlerin Daniela Jopp. Schon eine gut angepasste Hör- oder Sehhilfe kann bereits sehr viel bewirken. 

Ältere Dame © Otto Durst - Fotolia

Rund 2,25 Millionen Menschen in Deutschland sind heute 85 Jahre oder älter. Doch was bedeutet für Hochbetagte „erfolgreiches Altern“? In einer Studie mit Hundertjährigen aus Heidelberg haben Daniela Jopp, Professorin für Psychologie an der Universität Lausanne, und ihre Kollegen keinen einzigen Teilnehmer gefunden, der nicht mindestens eine chronische Erkrankung aufwies. Im Durchschnitt litten die Hundertjährigen unter fünf Krankheiten. „Die Lebenszufriedenheit dieser Menschen hängt jedoch nicht von der Zahl ihrer Krankheiten ab, sondern vor allem von einem positiven Blick auf die Zukunft, vom Zusammenleben mit anderen Menschen und davon, ob sie glauben, noch selbstständig handeln zu können“, so Jopp. Die allermeisten Hundertjährigen seien mit ihrem Leben zufrieden oder sogar sehr zufrieden. „Wir brauchen für Hochbetagte neue Kriterien, um deren erfolgreiches Altern zu erfassen“, erklärt Jopp. Psychologische Faktoren müssten viel stärker berücksichtigt werden.

Hochbetagte entwickeln Strategien, die sie zufriedener machen

Vielen Älteren falle es zunächst schwer, ihre gewohnten Alltagstätigkeiten aufzugeben, wenn ihre Kräfte nachlassen. Hochbetagte würden hingegen mit der Zeit positive Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Jopp: „Sie lernen zu akzeptieren, dass sie manches nicht mehr schaffen.“ Diese Stärke sehr alter Menschen trage deutlich zu ihrer Zufriedenheit bei.

Die reduzierten Erwartungen, bergen aus Sicht der Psychologin aber auch die Gefahr, dass Hochbetagte „nicht optimal“ medizinisch versorgt werden. „In unserer Studie berichteten fast 30 Prozent der Hundertjährigen, dass sie oft oder ständig Schmerzen haben“, stellt Jopp fest. Das sei nicht akzeptabel. Ob dieser hohe Wert daran liege, dass Hochbetagte glaubten, ihre Schmerzen aushalten zu müssen, oder ob sie nicht ausreichend Gehör fänden, müsse geklärt werden.

In einer aktuellen Untersuchung hat Daniela Jopp gezeigt, dass gleichzeitige Hör- und Sehbeeinträchtigungen Hochbetagte stark belasten und das Risiko für Depressionen deutlich erhöhen. „Aber wie oft wird im Altenheim überprüft, ob die Sehstärke noch stimmt oder ob ein Bewohner ein neues Hörgerät braucht?“ Hier können Pflegende und Angehörige, aus Sicht von Jopp, die Lebensqualität sehr alter Menschen wirksam verbessern, indem sie solche Beeinträchtigungen aufmerksam verfolgen und bei Bedarf die Hilfsmittel anpassen lassen. (ne)

Was für hochbetagte Menschen ein erfülltes Leben ausmacht und wie Pflegekräfte und Ärzte dazu beitragen können, davon berichtet Daniela Jopp auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG). Dieser findet vom 6. bis 8. September in Köln statt.
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