Zusammenfassung
Von einer Stimmstörung können Männer wie Frauen unterschiedlichen Alters und in den verschiedensten Lebenssituationen betroffen sein. Fast immer entsteht eine Stimmstörung allmählich und wird oft lange nicht als solche wahrgenommen. Ein Betroffener sucht erst dann Hilfe, wenn er sich in seiner Berufsausübung oder im Kontakt mit anderen beeinträchtigt fühlt oder wenn er mehrfach auf eine Besonderheit seiner Stimme aufmerksam gemacht wurde. Der subjektive Leidensdruck entsteht dabei unabhängig von objektivierbaren Symptomen. Er hängt vielmehr von der Wahrnehmungsfähigkeit für die eigene Stimme ab und davon, in welchem Maß sie jeweils eingesetzt werden muss. Die Stimme und mögliche Störungen sind eng verknüpft mit Aspekten der Persönlichkeit und der Lebenssituation des Betroffenen. In diesem Zusammenhang steckt eine Kernproblematik der Stimmtherapie: Einerseits müssen in ein ganzheitliches Therapiekonzept Lebensumstände und Persönlichkeit mit einbezogen werden. Andererseits kann eine Stimmtherapeutin keine Aufarbeitung konfliktreicher Lebenssituationen oder Veränderungen einer Persönlichkeitsstruktur leisten. In der Stimmtherapie ergibt sich so automatisch eine Gratwanderung zwischen stimmtherapeutischer und psychologischer Intervention. Dabei stellt sich die Frage, wie weit genau die Qualifizierung einer Stimmtherapeutin reicht und an welcher Stelle ihre Kompetenzen überschritten werden.