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10.08.2018 | Palliativpflege | Nachrichten

Verlegungen am Lebensende vermeiden – wie geht das?

verfasst von: Ilse Schlingensiepen

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Kurz vor dem Tod werden viele Patienten noch vom Heim in die Klinik oder von einer Station auf die andere verlegt. Das ist oft zusätzlicher Stress. Ein Projekt soll nun klären, wie diese Abläufe verbessert werden können.

Lebensende © Photographee.eu / stock.adobe.comPalliativversorgung: Viele Patienten werden am Lebensende noch verlegt.

Wenn Schwerstkranke und Sterbende kurz vor ihrem Tod zur weiteren Versorgung noch einmal verlegt werden, ist das für sie eine große Belastung. Versorgungsforscher wollen deshalb untersuchen, wie man die Prozesse verbessern und die letzte Lebensphase für möglichst viele Menschen so würdevoll und erträglich wie möglich gestalten kann.

Das Projekt "Analyse und Verbesserung des sektor- und bereichsübergreifenden Schnittstellen und Verlegungsmanagements in der Palliativversorgung" (Avenue-Pal) wird über drei Jahre mit zwei Millionen Euro aus dem Innovationsfonds gefördert. Konsortialführer ist die TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer aus Gießen.

Zu den Konsortialpartnern gehören die Krankenkasse Big direkt gesund, das Universitätsklinikum Gießen und Marburg und das Deutsche Krankenhausinstitut. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Hessen ist eingebunden.

100.000 Menschen betroffen

"Die Verlegung am Lebensende ist für die Patienten mit Stress verbunden", weiß der wissenschaftlich-fachliche Leiter des Projekts Professor Wolfgang George. Das sei den an der Versorgung Beteiligten in der Regel auch bewusst, es hapere aber häufig an der Umsetzung. Nach einer Prästudie zu dem Projekt geht George davon aus, dass es in Pflegeheimen und Krankenhäusern bei der Palliativversorgung in 20 bis 25 Prozent der Fälle zu Verlegungen kommt, sagt er der "Ärzte Zeitung".

Damit seien immerhin etwa 100.000 Menschen pro Jahr betroffen. Sie werden in der letzten Lebensphase von der Pflegeeinrichtung ins Krankenhaus gebracht oder innerhalb der Klinik auf eine andere Station. George ist Leiter des TransMIT-Projektbereichs für Versorgungsforschung. "Wir wollen den Anteil auf fünf Prozent senken", nennt er das ehrgeizige Ziel von Avenue-Pal.

Um sich einen Überblick über die aktuelle Verlegungspraxis zu verschaffen, werden die Forscher Pflegende und Ärzte in Pflegeheimen und Kliniken befragen. Auch Mitarbeiter in Notdiensten und Hausärzte werden gehört, ebenso wie Angehörige.

Die Einbeziehung der Angehörigen sei wichtig. Oft würden sie aus Unsicherheit und Angst auf eine Verlegung der Patienten drängen, sagt George. "Wenn wir die Ängste kennen, können wir ihnen perspektivisch entgegenwirken." Flankiert wird die Erhebung durch eine Literaturrecherche und die Befragung von Experten.

Das Ziel: "Auf Basis der Gründe, die zu Verlegungen und Versorgungsbrüchen führen, wollen wir Versorgungspfade erarbeiten, wie sich medizinisch, pflegerisch und sozial nicht begründbare Verlegungen vermeiden lassen." Diese Versorgungspfade werden dann in einer großen Pflegeeinrichtung der AWO in Gießen und an der Uniklinik Gießen dem Praxistest unterzogen.

IV-Vertrag geplant

Obwohl der Projektschwerpunkt in Hessen liegt, sollen die Ergebnisse bundesweit übertragbar sein. Geplant ist, am Ende des Projekts eine praktische Handreichung zum Verlegungsmanagement Sterbender zu erarbeiten, die über das Internet allen zur Verfügung gestellt wird, die in diesem Bereich tätig sind.

Die BIG erarbeitet für das Projekt in Gießen einen Vertrag zur integrierten Versorgung. "Dieser Vertrag soll als Blaupause für andere Regionen dienen", sagt der Vorstandsvorsitzende der Kasse Peter Kaetsch.

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