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29.03.2022 | Onkologie | Nachrichten

Späte Mortalität nach Stammzelltransfer fast halbiert

verfasst von: Thomas Müller

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Krebskranke mit autologem Stammzelltransfer leben immer länger: Die Fünf-Jahres-Sterberate von Patientinnen und Patienten, die zwei Jahre lang überlebt haben, ist innerhalb von 30 Jahren um rund die Hälfte gesunken. Im Vergleich zur übrigen Bevölkerung bleibt die Mortalität aber deutlich erhöht.

Krebspatientin immungeschwächt © KatarzynaBialasiewicz / Getty Images / iStockKrebspatienten mit autologer Stammzelltransplantation leben heute deutlich länger als noch vor 30 Jahren.

Selbst wenn Patienten mit hämatologischen Tumoren die ersten Jahre nach einer autologen Stammzelltransplantation (SCT) überlebt haben, ist die Lebenserwartung deutlich reduziert. Zum einen besteht ein hohes Risiko für Folgetumoren, zum anderen ist auch die Gefahr für renale und kardiovaskuläre Erkrankungen deutlich erhöht. Ein Team von Onkologen um Dr. Smita Bhatia von der Universität in Birmingham, USA, hat nun geschaut, wie sich die späte Mortalität innerhalb von drei Dekaden entwickelt hat. Nach ihren Resultaten hat sich die Prognose für Patienten mit SCT deutlich verbessert.

Das Team um Bhatia konnte Angaben zu über 4700 Patienten aus drei Transplantationszentren aus den Jahren 1981–2014 auswerten. Alle waren an hämatologischen Neoplasien erkrankt und überlebten die ersten beiden Jahre nach der SCT. 42% hatten eine Plasmazelldyskrasie, etwa ein Drittel ein Non-Hodgkin-Lymphom, 17% ein Hodgkin-Lymphom und 6% eine akute myeloische Leukämie (AML) oder ein myelodysplastisches Syndrom (MDS). Im Median waren die Betroffenen 53 Jahre alt, über 90% wurden mit Stammzellen aus dem peripheren Blut behandelt, dieser Anteil war im Laufe der Zeit von 66% auf knapp 100% gestiegen. Zum Zeitpunkt der Auswertung lebte noch etwa die Hälfte aller Patienten.

Zehn Jahre weniger Lebenserwartung

Im Median konnten die Patienten neun Jahre nachbeobachtet werden. Verglichen mit der altersstandardisierten Allgemeinbevölkerung ergab sich eine deutlich erhöhte Mortalität: Für Patienten im Alter von 30–50 Jahren war die Lebenserwartung um rund zehn Jahre vermindert, über alle Patienten gemittelt um sieben Jahre. Prozentual war der Effekt bei den 50-Jährigen am stärksten (Reduktion um 35%), gemittelt über alle Patienten verkürzte sich die Lebenszeit nach der überstandenen SCT um etwa ein Viertel. Selbst 30 Jahre nach der SCT blieb das Sterberisiko erhöht.

Bezogen auf den Analysezeitraum ergab sich zudem eine rund verdoppelte Gesamtsterberate für Patienten mit SCT. Neben dem Alter bei der SCT und einem Hochrisikotumor ging auch das männliche Geschlecht mit einer reduzierten Lebenserwartung einher.

Rund die Hälfte der Patienten starb an einem Rezidiv, ein solches erlitt etwa ein Viertel innerhalb von 25 Jahren. Unter den übrigen Todesursachen dominierten vor allem Infekte, Folgetumoren sowie Herzkreislauf- und Nierenerkrankungen. Die Folgetumoren bestanden etwa zur Hälfte aus therapiebezogenen myeloiden Neoplasmen.

Verglichen die Forscher nur die einzelnen Dekaden und Fünf-Jahres-Zeiträume, und hier jeweils nur den Zeitraum vom zweiten bis siebten Jahr nach der SCT, so war die Lebenserwartung für Patienten mit einer SCT in den Jahren 2011–2014 um 9,4% reduziert, in der Zeit von 1981–1999 aber um 18,5%. Ausgedrückt in Lebensjahren entspricht dies einer Reduktion um jeweils 1,6 und 5,0 Lebensjahre.

Die Aussichten für Patienten nach einer SCT haben sich mit der Zeit also erheblich verbessert, die entsprechende Fünf-Jahres-Mortalität ist innerhalb von 30 Jahren um 46% gesunken. Dies lässt sich zu fast ähnlichen Anteilen auf einen Rückgang der tumorbezogenen und der nicht krebsbedingten Ursachen zurückführen. So gab es mit der Zeit deutlich weniger therapiebezogene Tumoren, nicht aber weniger solide Krebserkrankungen, auch wurden seltener Infekte als Todesursache registriert, dagegen sank die kardiovaskuläre und renale Mortalität nicht wesentlich.

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Literatur

Bhatia S et al. Trends in Late Mortality and Life Expectancy After Autologous Blood or Marrow Transplantation Over Three Decades: A BMTSS Report. J Clin Oncol 2022; https://doi.org/10.1200/JCO.21.02372