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09.04.2021 | Onkologie | Nachrichten

Interprofessionelles Projekt berät zu komplementären Verfahren

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Komplementäre Behandlungsmethoden stehen bei vielen Krebspatienten hoch im Kurs. Doch welche Verfahren können sie guten Gewissens nutzen? Ein Beratungsprogramm soll Betroffenen helfen, evidenzbasiert Entscheidungen zu treffen.

Bis zu 80 Prozent aller Krebspatienten wünschen sich Studien zufolge eine stärkere Berücksichtigung naturheilkundlich-komplementärer Ansätze. In Tübingen haben Wissenschaftler jetzt ein Programm entwickelt, das eine evidenzbasierte Beratung von Krebspatienten im Bereich Komplementäre Medizin und Pflege (KMP) anbietet und erforscht. Das Projekt "CCC-integrativ" richtet sich an Patienten der vier Tumorzentren (Comprehensive Cancer Centers, CCC) in Baden-Württemberg.

Gesundheitskompetenz und Selbstwirksamkeit stärken

Ziel ist es, die Patienten im ersten Halbjahr nach der Krebsdiagnose individuell zu beraten, damit sie Chancen und Risiken von KMP einschätzen können. Bei Bedarf erhalten Patienten auch Anleitung zur selbständigen Umsetzung von Maßnahmen zu Hause, z.B. zur Symptomlinderung unter Chemotherapie. „Die Patienten sollen selbstständig entscheiden können, ob und wenn ja welche KMP sie in Anspruch nehmen wollen“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Stefanie Joos vom Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Uniklinikums Tübingen. Durch eine Stärkung der Gesundheitskompetenz und Selbstwirksamkeit der Patienten erhoffe man sich insgesamt eine verbesserte Versorgung.

Von insgesamt 2.000 Patienten soll jeder innerhalb von drei Monaten mindestens drei Beratungen erhalten, die auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Durchgeführt werden sie von speziell geschulten Teams. Anschließend wird die Wirksamkeit des Programms mit einer Kontrollgruppe verglichen. Zudem werden im Rahmen einer Prozessevaluation Interviews mit Patienten und den beteiligten Mitarbeitern durchgeführt.

Interprofessionelle Planung und Umsetzung

Eine Besonderheit des Programms ist der interprofessionelle Ansatz: Medizin und Pflege haben es gemeinsam entwickelt. Auch die Erstberatung wird immer von einem Arzt oder einer Ärztin sowie einer Pflegefachperson gemeinsam durchgeführt. „Das ist unseres Wissens nach deutschlandweit das erste versorgungsnahe Forschungsprojekt, in dem gleichberechtigt von Anfang bis Ende interprofessionell geplant und gehandelt wird“, betont Prof. Dr. Cornelia Mahler, Direktorin der Abteilung Pflegewissenschaft am Uniklinikum Tübingen.

Start für die Beratungen war im Februar 2021. Das Projekt wird über drei Jahre vom Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. (ne)

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