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03.08.2021 | Onkologie | Nachrichten

Nach Brustkrebs: Mehr Unterstützung zahlt sich aus

verfasst von: Thomas Müller

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Die Krankheit ist überstanden – doch wie geht es weiter? Eine Studie wertete die Lebensumstände von Mammakarzinom-Patientinnen in den Jahren nach der Krankheit aus. Warum sich eine gute Nachsorge lohnen kann!

© prudkov / FotoliaPsychische und körperliche Probleme wirken sich oft negativ auf die Aktivität und den Lebensstil von Frauen nach Brustkrebs aus.

Körperliche Aktivität bessert die Stimmung und fördert das körperliche Wohlbefinden, wer jedoch depressiv ist und Schmerzen hat, wird sich kaum überwinden, aus dem Haus zu gehen und Sport zu treiben. Das gilt auch für Frauen, die von einer Brustkrebserkrankung gezeichnet sind. Gesundheitsforscher um Dr. Dominique Rey von der Universität in Marseille vermuten nach der Analyse zweier Umfragen bei Brustkrebsüberlebenden, dass etwas mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Krebserkrankung und ihrer Folgen auch dazu führen könnte, dass die Betroffenen weniger depressiv sind und stattdessen gesünder leben, denn auch in ihrer Untersuchung wurde deutlich: Frauen, die sich nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung wieder wohl fühlten, trieben häufiger Sport und wurden seltener dick. Dies ist insofern relevant, als körperliche Aktivität Folgeprobleme einer Krebserkrankung wie Fatigue und Muskelschwäche lindert und die Prognose verbessert.

Das Team um Rey wertete Angaben der beiden nationalen französischen Umfragen VICAN 2 und VICAN 5 aus. Darin wurden die Lebensumstände von Krebsüberlebenden zwei und fünf Jahre nach der Diagnose eruiert. So wurden fast alle überlebenden Krebskranken aus den Jahren 2010–2011 eingeladen, an den Umfragen teilzunehmen. Die Forscher um Rey beschränkten sich auf Angaben zu 723 Frauen mit Brustkrebs, die an beiden Umfragen teilgenommen und in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose kein Rezidiv entwickelt hatten.

Jede zweite Frau mit Angststörungen

In den Umfragen gaben die Frauen zum einen ihre Einschätzungen zu Gewicht und körperlicher Aktivität vor der Diagnose wieder, zum andern die aktuelle Aktivität und das aktuelle Gewicht. Daraus versuchten die Forscher die Veränderungen seit dem Beginn der Krebserkrankung zu berechnen.

Zum Zeitpunkt der Diagnose waren die Frauen im Schnitt 51 Jahre alt, bei praktisch allen wurde ein Tumor in einem frühen Stadium reseziert.

Fünf Jahre nach der Diagnose berichteten 46% über moderate und 22% über schwerwiegende Folgeerscheinungen der Erkrankung, vor allem Fatigue, eine eingeschränkte Armbeweglichkeit, Schmerzen und Lymphödeme. Etwa die Hälfte nannte zudem Angststörungen, 16% litten unter Depressionen; nur ein Drittel erhielt aufgrund solcher Probleme eine Therapie.

Bei der zweiten Umfrage berichteten 36%, regelmäßig körperlich aktiv zu sein, 61% nannten gelegentliche Aktivitäten, 13% bezeichneten sich als komplett inaktiv. Immerhin 45% der Befragten gaben an, sich weniger als vor der Diagnose zu bewegen, 18% hatten ihre Aktivität gesteigert, 6% ganz gestoppt.

Körperlich aktive Frauen waren stärker gebildet, schlanker, finanziell bessergestellt und hatten häufiger schon vor der Diagnose Sport getrieben als inaktive Frauen. Letztere hatten fünf Jahre nach der Diagnose rund dreieinhalbfach häufiger Depressionen und viereinhalbfach öfter beim Gewicht zugelegt als Frauen mit regelmäßigem Sport; wie erwartet litten sie auch häufiger unter Armproblemen, Schmerzen, Lymphödemen und Fatigue.

Fünf Jahre nach der Diagnose hatten 27% der Frauen mehr als 5 kg beim Gewicht zugelegt – dies waren vor allem jüngere Frauen und solche mit Lymphödemen. 10% hatten signifikant abgenommen, dazu zählten vor allem ältere Frauen und solche mit sehr hohem Gewicht vor der Diagnose. 42% waren nun übergewichtig, vor der Diagnose lag dieser Anteil noch bei 30%.

Unterm Strich haben Brustkrebsüberlebende in den fünf Jahren nach der Diagnose also eher ihre körperliche Aktivität reduziert und an Gewicht zugelegt, beide Veränderungen gingen mit einem geringen psychischen und körperlichen Wohlbefinden einher. Um solchen negativen Entwicklungen vorzubeugen, sollten Brustkrebsüberlebende mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Folgeerscheinungen erhalten, schlussfolgern die Forscher um Rey.

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Literatur

Rey D et al. Evolution of physical activity and body weight changes in breast cancer survivors five years after diagnosis – VICAN 2 & 5 French national surveys. The Breast 2021; https://doi.org/10.1016/j.breast.2021.07.012