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21.11.2022 | Onkologie | Online-Artikel

Brustkrebs

Sport ist auch bei frisch diagnostizierten Patientinnen wichtig

verfasst von: Dr. Nicola Zink

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Sport ist einer der wichtigsten Bestandteile der komplementären Krebsmedizin. Über seinen Einfluss auf das Wohlbefinden von Patientinnen mit Mammakarzinom kurz nach der Diagnose ist noch wenig bekannt. Dies hat ein Forschungsteam nun nachgeholt.

Patient Reported Outcomes (PRO), wie Lebensqualität und Fatigue, sind wichtige Parameter in Studien zum Überleben von Brustkrebspatientinnen. Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Kanada und den USA hat sich nun darangemacht, den Einfluss von sportlicher Aktivität bzw. sitzende/liegende Tätigkeiten auf diese beiden Merkmale vor Beginn einer neoadjuvanten oder adjuvanten Therapie zu untersuchen. Im Rahmen der AMBER-Studie (Alberta Moving Beyond Breast Cancer) haben Jeff K. Vallance von der Athabasca University in Alberta, Kanada, und sein Team mögliche Assoziationen zwischen Lebensqualität bzw. Fatigue und der Anzahl der gelaufenen Schritte und leichter sowie mäßiger bis intensiver körperlicher Aktivität erforscht, aber auch mit der Zeit, die tagsüber im Sitzen oder Liegen verbracht wurde. Die körperliche Aktivität wurde mit einem Aktigrafen (ActiGraph GT3X+) gemessen, der um die Hüfte getragen wird, die inaktive Zeit mit activPAL, der am Oberschenkel angebracht wird.

Zwischen 2012 und 2019 wurden 1.528 Brustkrebspatientinnen im Stadium I–IIIc im Alter zwischen 18 und 80 Jahren rekrutiert. Die Ausgangswerte von Lebensqualität (gemessen mit SF‐36 Version 2) und Fatigue (anhand von Functional Assessment of Chronic Illness Therapy‐Fatigue, FACIT‐F) wurden vor der neoadjuvanten Therapie oder innerhalb von 90 Tagen nach der Operation und vor der adjuvanten Therapie erhoben, im Median rund 50 Tage nach der Operation. Die Lebensqualität wurde in zwei Komponenten aufgeteilt, die physische und die psychische.

Bei den Teilnehmerinnen kamen pro Tag durchschnittlich 1,02 Stunden mäßige bis intensive und 4,4 Stunden leichte sportliche Aktivität sowie 7.384 Schritte zusammen. Die Gesamtzahl der täglichen Stunden mäßiger und intensiver körperlicher Aktivität war positiv mit einer erhöhten physischen Lebensqualität in der 25., 50. und 75. Perzentile, einer gesteigerten mentalen Lebensqualität in der 25. und 50. Perzentile und mit reduzierter Fatigue in der 25., 50. und 75. Perzentile assoziiert. Ähnliche Assoziationsmuster wurden für leichte körperliche Betätigung sowie für die getätigten Schritte beobachtet. Bei Fatigue waren die Assoziationen stärker, wenn die sportliche Betätigung in Phasen von mindestens 10 Minuten betrieben wurde.

Im Durchschnitt verbrachten die Teilnehmerinnen tagsüber 8,9 Stunden pro Tag im Sitzen oder Liegen. Die Gesamtzahl der inaktiven Stunden war mit schlechteren Fatiguewerten der 25., 50. und 75. Perzentile verbunden und erreichte statistische Signifikanz. Die Lebensqualität war von der Anzahl der körperlich untätigen Stunden nicht betroffen.

Mehr Lebensqualität durch Sport

Vallance und seine Mitautorinnen und -autoren geben Beispiele an, wie sich Lebensqualität und Fatigue der Patientinnen mit Mammakarzinom konkret verbessern könnten: Für jede Stunde, in der zusätzlich mittleres bis intensives körperliches Training pro Tag betrieben wird, können sich die Werte bezüglich körperlicher und mentaler Lebensqualität für Teilnehmerinnen der 25. Perzentile um etwa zwei Punkte und im höchsten Perzentil um etwa einen Punkt steigern (gemessen mit SF-36 Version 2 einer Skala von 0 bis 100 Punkten); Fatigue könnte sich in der 25. und 50. Perzentile um drei bis vier Punkte, ermittelt mit Functional Assessment of Chronic Illness Therapy‐Fatigue (FACIT‐F, einer Skala von 0 bis 52), verbessern. Die Analyse der Schritte ergab, dass eine Zunahme von 1.000 Schritten mit einer Verbesserung der Fatigue in der 25. Perzentile um einen Punkt verbunden war. „Bei Patientinnen am unteren Ende der Verteilung, das heißt im 25%-Perzentil, können 3.000 zusätzliche Schritte oder 30 Minuten zusätzliches Gehen pro Tag zu einer klinisch relevanten Verbesserung der Fatigue führen“, so die Studiengruppe um Vallance. Und weiter: Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sollten darüber informiert werden, dass vermehrte körperliche Aktivität als adjuvante Therapie für frisch diagnostizierte Brustkrebspatientinnen, die mit der Behandlung erst beginnen, unbedingt empfohlen werden sollte.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Hilft Sport Patientinnen mit Mammakarzinom im frühen Stadium ihre Lebensqualität zu verbessern und Fatigue entgegenzuwirken?

Antwort: Bei neu diagnostizierten Brustkrebspatientinnen war sportliche Aktivität mit einer besseren körperlichen und geistigen Lebensqualität und weniger Fatigue assoziiert.

Bedeutung: Sportliche Betätigung ist in jeder Phase einer Krebserkrankung wichtig.

Einschränkung: Es ist nicht bekannt, was genau die Probandinnen während der aktiven und inaktiven Zeit gemacht haben.

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Literatur

Vallance JK et al. Associations of device-measured physical activity and sedentary time with quality of life and fatigue in newly diagnosed breast cancer patients: Baseline results from the AMBER cohort study. Cancer 2022; https://doi.org/10.1002/cncr.34531