Stress, Zeitdruck, unterschiedliche Kompetenzen – Übergaben in der zentralen Notaufnahme bergen ein erhebliches Fehlerrisiko. Die Merkhilfe „SINNHAFT“ soll die Kommunikation zwischen Rettungsdienst, Pflegepersonal und Ärzt*innen sicherer machen.
Wenn es schnell gehen muss: Eine klare Kommunikation ist in Notfallsituationen entscheidend für die Patientensicherheit.
Missverständnisse und Informationslücken während der Übergabe können zu Fehldiagnosen, Medikationsfehlern und anderen Risiken führen und dadurch die Patientensicherheit gefährden. Darauf verweist das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), das die bundesweite Einführung der Merkhilfe "SINNHAFT“ in Notaufnahmen unterstützt.
Gut strukturierte Übergabe kann Leben retten
„Eine gut strukturierte und standardisierte Übergabe kann Leben retten. Der Ansatz von ‚SINNHAFT‘ schafft eine gemeinsame Sprache und Struktur für alle an der Notfallversorgung beteiligten Berufsgruppen“, erklärt APS-Vorsitzende Ruth Hecker. Das Schema biete eine strukturierte, evidenzbasierte Grundlage für den Übergabeprozess in den Notaufnahmen. Dadurch verringere sich das Risiko für Fehlkommunikation.
Das Akronym SINNHAFT steht für: Start, Identifikation, Notfallereignis, Notfallpriorität, Handlung, Anamnese, Fazit und Teamfragen.
Entwickelt wurde die Merkhilfe von einem Team um den Notfallmediziner Ingo Gräff an der Universitätsklinik Bonn. Zur Verfügung gestellt wird sie von der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA).
Die Merkhilfe basiert auf den Prinzipien des „Crew Resource Managements“ (CRM). Dazu gehören klare Übergabemuster mit einem definierten Startpunkt, ruhigen Bedingungen, Face-to-Face-Kommunikation sowie „Closed-Loop“-Techniken zur Vermeidung von Missverständnissen. Auch Ansätze aus der Kommunikationspsychologie sind integriert.
Übergabequalität entscheidend für die Patientensicherheit
Laut APS belegen Studien klar, wie wichtig die Übergabequalität für die Patientensicherheit ist: So zeige eine Analyse von Behandlungsfehlern in den USA, dass in jedem vierten Fall (24 %) eine fehlerhafte Übergabe zu einer verzögerten oder versäumten Diagnose beitrug.
Rückmeldungen aus den Notaufnahmen, die das SINNHAFT-Schema bereits implementiert haben, sind laut Notfallmediziner Gräff „äußerst positiv“. Das Personal berichte von einer deutlichen Reduktion von Missverständnissen und einer schnelleren, zielgerichteten Patientenversorgung.
Damit das Übergabeschema deutschlandweit in allen Notaufnahmen etabliert werden kann, stehen alle Publikationen, eine Lernplattform, eine Pocketcard und Schulungsmaterialien online zur freien Verfügung. (ne)