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03.02.2023 | News Hebammen | Nachrichten

Weltwirtschaftsforum: Investitionen in Frauengesundheit gefordert

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Auf dem Weltwirtschaftsforum 2023 in Davos wurde über die großen Krisen unserer Zeit verhandelt. Auch die Globale Gesundheit und das Gesundheitswesen standen auf der Tagesordnung. Eine Frage dabei: Wie viel ist man bereit, in die Gesundheit von Frauen zu investieren?

Warum sterben Frauen noch immer an vermeidbaren Problemen während der Schwangerschaft und bei der Geburt? Warum wird bei Frauen bei vielen Krankheiten die Diagnose deutlich später gestellt als bei Männern? Und weshalb erleiden Frauen deutlich mehr unerwünschte Arzneimittelwirkungen als Männer? Eine Antwort auf all diese Fragen ist die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Sie wirkt sich auf jeden Bereich des Lebens von Mädchen und Frauen aus und hat weitreichende sozioökonomische Auswirkungen.

© World Economic Forum 2023Helen E. Clark auf der Jahrestagung 2023 des Weltwirtschaftsforums in Davos
© World Economic Forum 2023

Initiative setzt Frauengesundheit auf die Agenda

Über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsversorgung und die Frage, welche Strategien und Maßnahmen erforderlich sind, um die Situation zu verbessern, wurde auf einer Veranstaltung der Women's Health Initiative (WEF) im Rahmen des Weltwirtschaftsforums vom 16. bis 18. Januar diskutiert.

„Diese Initiative wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, einen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlergehen der 3,9 Milliarden Frauen und Mädchen auf der Welt zu leisten“, so Neuseelands ehemalige Premierministerin Helen E. Clark, die die Veranstaltung moderierte. Die Initiative arbeite mit verschiedenen Interessengruppen zusammen, um die sozioökonomischen Vorteile von Investitionen in die Gesundheit von Frauen zu zeigen. Dies soll durch drei wesentliche Maßnahmen gelingen:

  1. Die Erarbeitung neuer evidenzbasierter Investitionsfälle, die den sozioökonomischen Nutzen der Förderung der Gesundheit von Mädchen und Frauen zeigen.
  2. Die Mitgestaltung eines neuen Narrativs, das bei Interessenvertretern in Politik, Finanzwelt und Unternehmen Anklang findet und erklärt, warum es klug ist, in die Gesundheit von Frauen zu investieren.
  3. Die Mobilisierung einer breiten Koalition von Interessengruppen, die bereit sind, diese Agenda gemeinsam voranzutreiben.

Belange von Frauen chronisch unterfinanziert

Jeden Tag sterben weltweit mehr als 800 Frauen und fast 7.000 Neugeborene an vermeidbaren schwangerschaftsbedingten Komplikationen, und weitere 5.500 Babys werden tot geboren. Diese Zahlen sind die Ergebnisse der unzureichenden Investitionen, Forschung und Produkte im Bereich der reproduktiven Gesundheit von Frauen und Müttern.

Die mangelhafte Auseinandersetzung mit der Frauengesundheit und der Reproduktionsbiologie ist systemisch und beginnt schon in den Bildungseinrichtungen. So empfahl die U.S. Food and Drug Administration (FDA) seit der Contergan-Tragödie in den 1950er Jahren, Frauen im gebärfähigen Alter von klinischen Studien der Phase I und frühen Phase II auszuschließen. Diese Voreingenommenheit setze sich bis heute in der Forschung und in klinischen Einrichtungen fort. Frauen sind in klinischen Studien durchweg unterrepräsentiert. Paradoxerweise führt die ursprüngliche Intention, die gefährdete Personengruppe zu schützen, dazu, dass diese höheren Risiken ausgesetzt wird.

In den USA hat eine kürzlich in der Zeitschrift Contemporary Clinical Trials veröffentlichte Studie erhebliche Lücken bei der Vertretung von Frauen in der Forschung im Zusammenhang mit drei hochrelevanten Problemen der öffentlichen Gesundheit (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychiatrische Störungen und Krebs) festgestellt. Dies ist ein großes Problem, denn bei der Konzeption klinischer Studien müssen wichtige zelluläre und molekulare Unterschiede im männlichen und weiblichen Körper berücksichtigt werden.

Gesundheit von Frauen betrifft die ganze Gesellschaft

Die Verbesserung der Gesundheit von Frauen ist der Schlüssel zur Überwindung der geschlechtsspezifischen Kluft, wobei insbesondere die reproduktive Gesundheit und die Gesundheit von Müttern Priorität haben. Investitionen in diesem Bereich können zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung beitragen – schließlich legt die Gesundheit einer Frau den Grundstein für die Gesundheit ihrer Kinder, ihrer Familie, ihrer Gemeinschaft und für kommende Generationen.

Nach Angaben des McKinsey Global Institute würde die weltweite Gleichstellung der Geschlechter, einschließlich der Gleichstellung bei der Arbeit und den wirtschaftlichen Möglichkeiten, das globale BIP um bis zu 28 Billionen Dollar erhöhen. Die Befriedigung der gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen sei deshalb nicht nur ein moralisches Gebot, sondern eine rundum intelligente Lösung – für den Einzelnen, die Gesellschaft und den wirtschaftlichen Wohlstand.

weforum.org

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