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25.10.2022 | News Hebammen | Online-Artikel

In den ersten zwölf Monaten

Vitamin D in der Schwangerschaft schützt Kinder vor Ekzemen

verfasst von: Robert Bublak

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Schwangere, die Vitamin D supplementieren, senken das Risiko ihres Nachwuchses, ein atopisches Ekzem zu entwickeln. Wie lange der Effekt anhält und womit er verknüpft ist, haben britische Forscher untersucht.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Schwangeren Frauen empfiehlt die deutsche Gesellschaft für Ernährung, bei mangelnder endogener Synthese 800 IE Vitamin D ergänzend zuzuführen. Die Zufuhr über die Nahrung allein reiche hier nicht aus, so die DGE. Meist geht es bei der Vitamin-D-Zufuhr in der Schwangerschaft darum, die Mutter – Stichworte: Präeklampsie und Gestationsdiabetes – gesund zu erhalten und das Kind – etwa mit Blick auf Frühgeburtsrisiko oder Entwicklungsverzögerung – vor Nachteilen zu bewahren.

Eine Rolle wird der Supplementation aber auch mit Blick auf spätere atopische Erkrankungen der Kinder zugeschrieben, wofür unter anderem ein modulierender Einfluss von Vitamin D auf die Balance von TH1- und TH2-Zellen verantwortlich gemacht wird. Sarah El-Heis von der Universität Southampton hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen Daten der placebokontrollierten Studie MAVIDOS (UK Maternal Vitamin D Osteoporosis Study) ausgewertet, um dem Zusammenhang zwischen mütterlicher Vitamin-D-Einnahme während der Schwangerschaft und dem Risiko für atopisches Ekzem der Kinder nachzugehen. In MAVIDOS war es ursprünglich darum gegangen, ob die Supplementation die Knochenmineraldichte der Kinder erhöht – mit negativem Ausgang. Für rund 700 Kinder lagen aber auch Daten zum Auftreten atopischer Ekzeme vor, 351 waren von Müttern der Interventions-, 352 von Frauen aus der Placebogruppe geboren worden. In der Interventionsgruppe hatten die Schwangeren ab etwa der 14. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt des Kindes täglich 1000 IE Vitamin D supplementiert.

Reduzierte Prävalenz nach einem Jahr

Zu den Prüfzeitpunkten nach 12, 24 und 48 Monaten lag die Prävalenz des atopischen Ekzems unter Kindern von Müttern der Interventionsgruppe bei 7,2%, 11,4% und 6,7%. Für Kinder der Placebogruppe erreichte die Prävalenz 12,0%, 14,6% und 8,4%. Das ergab eine statistisch signifikante Reduktion des Risikos für atopisches Ekzem im ersten Lebensjahr, und zwar um rund 45%. Die Unterschiede nach zwei und vier Jahren waren hingegen nicht mehr bedeutsam. Allerdings waren nach vier Jahren nur noch 449 Kinder zur Nachuntersuchung erschienen, was die Teststärke vermindert haben dürfte. Messungen des Vitamin-D-Spiegels im Blut der Kinder waren nicht erfolgt.

In der Interventionsgruppe hatten die Mütter ihre Kinder länger gestillt, El-Heis und Mitarbeiter hatten das in ihren Berechnungen aber abgleichend berücksichtigt. Die Stilldauer spielte indessen insofern eine Rolle, als Kinder der Interventionsgruppe den Ekzemschutz nach zwölf Monaten nur dann genossen, wenn sie einen Monat oder länger gestillt worden waren. Ihr Risiko für atopisches Ekzem nach einem Jahr war dann um rund die Hälfte reduziert. Bei Kindern, die kürzer gestillt worden waren, ergab sich hingegen keine statistisch relevante Reduktion.

„Mit unseren Daten liegen erstmals Belege aus einer randomisierten und kontrollierten Studie vor, wonach die antenatale Supplementation von Cholecalciferol Kinder vor atopischem Ekzem schützt“, resümieren El-Heis et al. Der Effekt werde dabei möglicherweise über die erhöhten Spiegel des Vitamins in der Muttermilch vermittelt.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Sind Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Vitamin D supplementiert haben, vor atopischem Ekzem geschützt?

Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, im ersten Lebensjahr an einem atopischen Ekzem zu erkranken, wird reduziert, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Vitamin D eingenommen hat. Später schwächt sich der Effekt ab.

Bedeutung: Die Studie belegt erstmals einen Ekzem-protektiven Effekt für Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Vitamin D zuführen. Vermittelt wird der Effekt womöglich über das Vitamin in der Muttermilch.

Einschränkung: Messungen des Vitamin-D-Spiegels der Kinder fanden nicht statt.


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Literatur

El-Heis S et al. Maternal antenatal vitamin D supplementation and offspring risk of atopic eczema in the first 4 years of life: evidence from a randomised controlled trial. Br J Dermatol 2022; https://doi.org/10.1111/bjd.21721