Wie viel Zeit nach einer Geburt bis zur nächsten Schwangerschaft vergeht, sagt etwas über das Risiko für eine Fehlgeburt aus. Kurze Intervalle scheinen die Gefahr zu erhöhen, lange aber auch.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Diverse Studien haben das Intervall zwischen zwei Schwangerschaften als einen Faktor identifiziert, der in der Folgeschwangerschaft mit unerwünschten Verläufen für Mutter und Kind assoziiert ist. Eine Arbeitsgruppe um Xuan Hu vom Nationalen Forschungsinstitut für Familienplanung in Peking hat nun im Zuge einer prospektiven Kohortenstudie die gesammelten Daten von knapp 181.000 Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren analysiert, die schon ein gesundes Kind zur Welt gebracht hatten. Alle planten, ein weiteres Kind zu bekommen und nahmen an einem Projekt teil, das ihnen kostenlose Untersuchungen vor und während der Folgeschwangerschaft ermöglichte.
2,4% der Schwangerschaften endeten mit einer Fehlgeburt. Primäres Ziel der Studie war es herauszufinden, ob ein Zusammenhang zwischen dem Schwangerschaftsintervall und dem Risiko für einen spontanen Abort in der Folgeschwangerschaft bestand. Ein solcher Zusammenhang ließ sich tatsächlich darstellen, wobei die Kurve der Assoziation zwischen Intervall und Abortrisiko einen J-förmigen Verlauf nahm. Nach dem Abgleich von Einflussfaktoren wie Alter und Body-Mass-Index der Mutter, Art der Entbindung bei der vorigen Geburt, Aborten in der Vorgeschichte und anderen ergab sich ein um 15% erhöhtes Abortrisiko, wenn bis zur Folgeschwangerschaft weniger als 18 Monate vergangen waren. Ein Zeitraum von 36 bis 59 Monaten ging mit einem um 28% und eine Intervallspanne von mindestens 60 Monaten mit einem um 113% erhöhten Risiko für Fehlgeburten einher. Als Referenz war ein Schwangerschaftsintervall von 18 bis 23 Monaten definiert, das als optimal für eine günstig verlaufende Folgeschwangerschaft gilt.
Die Angaben zu Spontanaborten beruhten auf Selbstauskünften der Teilnehmerinnen. Es ist nicht auszuschließen, dass mancher Frühabort als verspätete Menstruation fehlinterpretiert und die Abortinzidenz daher unterschätzt wurde.
Ähnliche Ergebnisse in Subgruppen
Für die Subgruppen von Frauen mit vaginalen und Geburten per Sectio in der Vorschwangerschaft ergaben sich ähnliche Assoziationen des Schwangerschaftsintervalls mit dem Abortrisiko wie für die Frauen insgesamt. Allerdings waren die Risiken im Vergleich zur Referenz in allen Intervallgruppen nach Kaiserschnittgeburten stärker ausgeprägt. Gleiches galt für Mütter, die bei der vorigen Entbindung mindestens 30 Jahre alt gewesen waren; auch ihr Abortrisiko war in allen Intervallgruppen höher als bei jüngeren Müttern.
Biologisch lässt sich das erhöhte Abortrisiko für kurze Schwangerschaftsintervalle unter anderem mit ungenügender Erholung des mütterlichen Organismus und speziell des Uterus erklären. Der Nachteil längerer Intervalle könnte hingegen mit physiologischen Alterungsprozessen zusammenhängen.
Hu et al. weisen darauf hin, dass die meisten Spontanaborte auf chromosomale Anomalien oder auf Faktoren wie das Alter oder Vorerkrankungen zurückgingen, die sich kaum ändern ließen. Im Gegensatz dazu handle es sich bei der Dauer des Schwangerschaftsintervalls um einen beeinflussbaren Faktor. „Unsere Befunde ermöglichen es daher, Folgeschwangerschaften rational zu planen, sie könnten es zudem erleichtern, Spontanaborten vorzubeugen und die neonatalen Ergebnisse zu verbessern.“
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie hängt das zeitliche Intervall zwischen zwei Schwangerschaften mit dem Risiko für einen Spontanabort in der Folgeschwangerschaft zusammen? Antwort: Sowohl kurze Intervalle von weniger als 18 Monaten als auch längere ab 36 Monaten erhöhen das Risiko für einen Spontanabort. Bedeutung: Die Befunde helfen womöglich bei der Familienplanung und erleichtern es, Spontanaborten vorzubeugen und die neonatalen Ergebnisse zu verbessern. Einschränkung: Die Angaben zu Spontanaborten beruhen auf Selbstauskünften. |