Bekommt eine Frau ein Kind, kann sich das negativ auf ihre Gesundheit auswirken. Laut einer Analyse von Krankenkassendaten und Umfragen steigen insbesondere psychische Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten.
Während die mentale Gesundheit in der Schwangerschaft und in der Zeit unmittelbar nach der Geburt durchschnittlich gut ist, steigen in den ersten vier Jahren der Mutterschaft unter anderem Verschreibungen von Antidepressiva und Schmerzmittel sowie die Anzahl von Psychotherapien. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, der Universität Duisburg-Essen und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS.
Nach der Geburt mehr Depressionen und Schlafprobleme
Die Analysen basieren auf Abrechnungsdaten von Krankenkassen für die Jahre 2004 bis 2019. Zudem wurden ergänzende Umfragedaten ausgewertet. In der Zeit kurz vor und unmittelbar nach der Geburt werden demnach relativ wenige Depressionen, andere psychische Störungen sowie Schlafstörungen diagnostiziert und behandelt. Dies lässt auf eine Phase guter psychischer Gesundheit schließen. Auch Umfrageergebnisse belegen, dass sich Frauen während der Schwangerschaft im Durchschnitt in einer guten gesundheitlichen Verfassung befinden und ein hohes psychisches Wohlbefinden haben.
In den ersten vier Jahren nach der Geburt treten in den Abrechnungsdaten der Krankenkassen dann jedoch häufiger psychische Erkrankungen auf. Die Wahrscheinlichkeit einer diagnostizierten Depression steigt im Vergleich zur Schwangerschaft um 8%, die einer diagnostizierten Schlafstörung um 18%. Auch Psychotherapien und die Einnahme von Antidepressiva nehmen in dieser Zeit zu. Ähnliche Muster sind für Kopfschmerzen und andere potenziell stressbedingte körperliche Erkrankungen sowie für die Einnahme von Schmerzmitteln festzustellen. Umfragen deuten ebenfalls auf eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit hin.
Entlastung gegen das „Mütter-Burnout“
Die Auswirkungen der Mutterschaft auf die psychische Gesundheit unterscheiden sich kaum nach Bildungsgrad der Mutter und sind für Ost- und Westdeutsche ähnlich. Das bedeutet: Die gesundheitlichen Folgen nach der Geburt sind für eine große soziale Gruppe von Müttern relevant.
„Unsere Studie bestätigt Eindrücke aus den sozialen Medien und öffentlichen Debatten, dass viele Frauen mit Erschöpfung leben, was gemeinhin als ‚Mütter-Burnout‘ bezeichnet wird“, sagt RWI-Wissenschaftler Fabian T. Dehos. Deswegen ist eine Entlastung unbedingt notwendig. Wie RWI-Research Fellow Marie Paul erklärt, könnte dies durch bessere und verlässlichere Kinderbetreuung, Elternzeitregelungen mit stärkeren Anreizen für Väter sowie einen einfacheren Zugang zu psychologischer Beratung und anderen Hilfestellungen gelingen.