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02.06.2022 | News Hebammen | Nachrichten

Pränataler mütterlicher Stress beeinflusst Kindesentwicklung

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Dass bereits in der frühen Kindheit wichtige Weichen für das spätere Leben gestellt werden, ist allgemein bekannt. Eine Studie zeigt: Sind werdende Mütter Stress ausgesetzt, können Verhaltensprobleme beim Kind die Folge sein – bei Kindern mit Geschwistern ist das jedoch seltener der Fall.

Bereits in den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder die kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten, die für ihre lebenslange Gesundheit und Leistungsfähigkeit die Grundlage bilden. Sind Kinder in besonders kritischen Lebensabschnitten Stress ausgesetzt, kann ihre Entwicklung langfristig Schaden nehmen. Eine neue Studie zeigt: Ein besonders starker Stressfaktor für Kinder ist der Stress, dem die Mutter ausgesetzt ist. Dieser kann sich bereits während der Schwangerschaft negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes auswirken.

Ein Leipziger Forschungsteam, dem Wissenschaftler*innen des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Leipzig (UL), des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) angehören, untersuchte 373 deutsche Mutter-Kind-Paare von der Schwangerschaft bis zu einem Alter von zehn Jahren anhand von Langzeitdaten aus der LINA-Kohorte (Lifestyle and environmental factors and their influence on the newborn allergy risk). Ermittelt wurden neben den Zusammenhängen von sozialen und Umweltfaktoren mit dem Stressniveau der Mutter auch die Auswirkungen auf das Verhalten des Kindes sowie eventuelle Unterschiede zwischen Einzel- und Geschwisterkindern.

Pränataler Stress kann beim Kind Verhaltensprobleme hervorrufen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sozio-ökologische Stressfaktoren wie etwa das Fehlen adäquater sozialer Räume in der Nachbarschaft, eindeutig mit einem Anstieg des Stressniveaus in der Schwangerschaft verbunden waren. Außerdem berichteten Frauen, die während der Schwangerschaft starkem Stress – in Form von Sorgen, Traurigkeit oder Anspannung – ausgesetzt waren, häufiger über Verhaltensprobleme ihrer Kinder im Alter von sieben, acht oder zehn Jahren. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass selbst milde Formen von pränatalem Stress noch Jahre später negative Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern haben können und unterstreichen die Bedeutung frühzeitiger Interventionsmaßnahmen, die das Wohlbefinden von Müttern steigern und die Risiken von mütterlichem Stress bereits während der Schwangerschaft verringern können“, erklärt Federica Amici (UL, MPI-EVA), eine der an dem Projekt beteiligten Forscherinnen.

Bessere Sozialkompetenz durch ältere Geschwister?

Eine positive Erkenntnis der Studie war, dass Verhaltensprobleme bei Kindern mit älteren Geschwistern seltener auftraten. Ein möglicherer Erklärungsansatz ist, dass Geschwister bei der Herausbildung wichtiger Sozialkompetenzen helfen und dazu beitragen, Strategien zur Problemlösung zu entwickeln. Darüber hinaus können ältere Geschwister Eltern zusätzliche Lernmöglichkeiten bieten. Obwohl die Anwesenheit älterer Geschwister die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein Kind Verhaltensprobleme entwickelt, werden die negativen Auswirkungen mütterlichen Stresses auf das kindliche Verhalten nicht ausgeglichen. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse unserer Studie dabei helfen werden, die Bedürfnisse von Kindern und ihren Geschwistern in den Fokus einer integrativen öffentlichen Gesundheitspolitik zu rücken – um für sie ein gesundes Umfeld zu schaffen, dass zu ihrem Wohlergehen beiträgt und die Herausbildung qualitativ hochwertiger Geschwisterbeziehungen fördert.“ fasst Anja Widdig (UL, MPI-EVA, iDiv) die Ergebnisse der Studie zusammen.

www.mpg.de

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