Bei Frauen, die mit künstlicher Befruchtung schwanger geworden sind, treten während der Entbindung in der Klinik mehr Geburts- und vaskuläre Komplikationen auf als bei Frauen mit Spontanschwangerschaften. In Beratungsgesprächen sollte das angesprochen werden.
Von Infertilität – definiert als das Ausbleiben einer Schwangerschaft nach einem Jahr trotz ungeschützten Verkehrs – sind nach Schätzungen weltweit etwa 48 Millionen Paare betroffen. Hier können die Methoden der künstlichen Befruchtung weiterhelfen. In diesem Zusammenhang sind immer wieder Bedenken mit Blick auf Komplikationen, bedingt durch fortgeschrittenes Alter der Mütter und vorbestehende kardiovaskuläre Risikofaktoren, geäußert worden. Darüber, was das für den stationären Aufenthalt um den Zeitpunkt der Geburt herum bedeutet, ist jedoch noch wenig bekannt.
Pensée Wu von der Keele University in Staffordshire ist diesem Problem im Zuge einer großangelegten retrospektiven Studie mit Daten von mehr als 34 Millionen Entbindungen nachgegangen. Bei über 100.000 davon war die Schwangerschaft durch assistierte Reproduktion zustande gekommen. Allgemein waren die künstlich befruchteten Frauen älter als die spontan schwanger gewordenen (35 vs. 28 Jahre), zudem hatten sie mehr Begleitkrankheiten.
Nach Abgleich gegen diverse Einflussfaktoren wie Alter, Komorbidität und Zeitraum der Geburt ergab sich aufseiten der Mütter nach künstlicher Befruchtung ein erhöhtes Risiko für vaskuläre Komplikationen, bei insgesamt freilich niedrigem Niveau: Arrhythmien (148 vs. 74 Fälle), akute Nierenschädigung (38 vs. 9 Fälle), Thromboembolien (12 vs. 5 Fälle) und ischämische Insulte (3 vs. 1 Fall). Das höchste Risiko liefen Frauen, die künstlich befruchtet worden waren und kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen.
Kaiserschnitte, Frühgeburten, Plazentalösungen
Deutlicher zeichneten sich die Unterschiede in den geburtshilflichen Komplikationsraten ab. Einem Kaiserschnitt mussten sich 54,9% der Schwangeren nach künstlicher Befruchtung unterziehen, bei den spontan schwanger gewordenen Müttern waren es 32,1%. Frühgeburten betrafen 14,3% gegenüber 6,2% und vorzeitige Plazentalösungen 2,0% verglichen mit 1,1% der Frauen.
Diverse Faktoren konnten nicht in die Berechnungen einbezogen werden, so etwa die Art der künstlichen Befruchtung und die Zahl der Versuche vor der Konzeption. Auch über die Dauer der Infertilität und der Begleitkrankheiten gab es keine Daten.
„Frauen mit Schwangerschaften nach künstlicher Befruchtung sind im Vergleich zu spontan Schwangeren einem erhöhten Risiko für geburtshilfliche und vaskuläre Komplikationen ausgesetzt“, resümieren Wu und Mitarbeiter. Diese Risiken sollten in Beratungsgesprächen thematisiert werden – und auch, wie man sie reduzieren kann. Künftige Studien sollten untersuchen, wie sich ein optimiertes kardiovaskuläres Risikomanagement auf Schwangerschaftskomplikationen und die langfristige kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt.