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11.10.2022 | News Hebammen | Nachrichten

Leitlinie zu Prävention und Therapie der Frühgeburt überarbeitet

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Für schwangere Frauen mit einem Risiko für eine Frühgeburt wurde die S2k-Leitlinie umfangreich nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aktualisiert.

In Deutschland liegt die Frühgeburtenrate bei etwa 8% – damit ist sie im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Aufgrund der hohen klinischen Relevanz dieses Krankheitsbildes hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) die bestehende Leitlinie aus dem Jahr 2020 nun umfangreich aktualisiert und auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht.

Leitlinie soll Frühgeburtsrate senken

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Einarbeitung von Studien gelegt, die unmittelbaren Einfluss auf den klinischen Alltag haben. Formuliert wurden die Handlungsempfehlungen unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) und Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. „Ziel der vorliegenden Leitlinie ist es, die Betreuung von Patientinnen mit drohender Frühgeburt im ambulanten sowie stationären Bereich zu optimieren. Umso wichtiger ist es, die Empfehlungen auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen“, betont Präsident der DGGG e.V., Prof. Anton Scharl. „Die Leitlinie soll behandelnden Mediziner*innen ein Instrument an die Hand geben, um der perinatalen Morbidität und Mortalität durch Frühgeburten entgegenzuwirken und eine Senkung der Frühgeburtenrate zu erreichen“, so Prof. Dr. Richard Berger, DGGG-Leitlinienkoordinator. An der Erstellung der insgesamt 259 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung waren 29 Autor*innen aus 22 Fachgesellschaften – unter anderem dem Deutschen Hebammenverband (DHV) sowie der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaften (DGHWi) – beteiligt. Finanziell unterstützt wurde das Leitlinienprojekt vom DGGG-Leitlinienprogramm.

Mehrlingsschwangere mit signifikant erhöhtem Frühgeburtsrisiko

Neben möglichen Ursachen einer Frühgeburt – wie das vorzeitige Einsetzen der Wehentätigkeit – werden in der Leitlinie potenzielle Risikofaktoren für eine Frühgeburt identifiziert. Dazu können ungünstige sozioökonomische Faktoren genauso wie gesundheitliche Einschränkungen in der Schwangerschaft, Paradontitis oder eine SARS-CoV-2-Infektion zählen. Spätestens zu Beginn der Schwangerschaftsvorsorge sollten diese erfasst und die Untersuchungsintervalle dem individuellen Risiko angepasst werden, um mögliche Präventionsmaßnahmen rechtzeitig einleiten zu können. In den folgenden Kapiteln werden Maßnahmen der Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention detailliert dargestellt. So können gewisse medikamentöse Behandlungen sowie individuelle Vorsorgemaßnahmen – etwa der Verzicht auf Nikotin oder bestimmte Impfungen – das Risiko für eine Frühgeburt senken. Hingegen kann schwere körperliche Belastung und eine unveränderte Körperhaltung für mehr als sechs Stunden das Risiko für eine Frühgeburt begünstigen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf das optimale Timing der fetalen Lungenreifeinduktion mit Kortikosteroiden gelegt, da es erste Hinweise gibt, dass Kinder, die nach Applikation dieser Medikamente reif geboren werden, möglicherweise im späteren Leben vermehrt mentale Störungen entwickeln können. Der Entbindungsmodus im Falle einer Frühgeburt sollte – der Leitlinie zufolge – in Abhängigkeit von der Kindslage sowie einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung entschieden werden. Ein signifikant erhöhtes Risiko geht mit Mehrlingsschwangerschaften einher, deren Behandlung die Autor*innen ein eigenes Kapitel gewidmet haben.

Empfehlung der Redaktion

Mit dem Feststellen einer Mehrlingsschwangerschaft werden Frauen als Risikoschwangere eingestuft und engmaschig kontrolliert. Dazu gehört neben den ärztlichen Untersuchungen auch die Begleitung einer Hebamme. Tipps für die Betreuung von Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften lesen Sie in HebammenWissen 1/2022 im Beitrag Immer mehr Mehrlinge.

dggg.de

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