Mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Zahl der späten Frühgeburten zu – das zeigt eine Studie des Hamburger Uniklinikums. Bei andauernden Temperaturen von über 35 Grad steige das Risiko um 45 Prozent.
Durch hohe Außentemperaturen ausgelöster Hitzestress ist für Schwangere weit mehr als ein subjektives Empfinden: In einer Studie haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nachgewiesen, dass anhaltende Hitzeperioden das Risiko für späte Frühgeburten deutlich erhöhen.
Vorzeitige Wehen nach Tagen ohne Abkühlung
Aus mehr als 42.000 Akten analysierte ein Team der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des UKE anonymisierte Daten von Schwangeren, die in den vergangenen 20 Jahren im UKE entbunden haben. Die Forschenden verglichen dabei die errechneten sowie tatsächlichen Geburtstermine mit den Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes. Dabei konzentrierten sie sich auf die jährlichen Perioden, in denen außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten.
Den Ergebnissen zufolge führt Hitzestress von 30 Grad Celsius zu einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos um 20 Prozent, Temperaturen über 35 Grad können das Risiko sogar um 45 Prozent steigern. Auffällig sei, dass die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten. Folgte aber weitere Tage ohne Abkühlung, setzten vermehrt vorzeitige Wehen ein – besonders dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden noch erhöhte. Aktuell sichtet das Forschungsteam die Klima-Prognosen der kommenden zehn Jahre. 2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, zu früh geboren werden – doppelt so viele wie heute.
Beeinträchtigte Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen
Weil der Bauch der Schwangeren auf ihre Hauptvene drückt, kommt am Herzen nicht mehr so viel Blut an. Durch die Dauerhitze weiten sich die Blutgefäße und verstärken diesen Effekt. Eine solche hitzebedingte Gefäßerweiterung beobachten die Wissenschaftler*innen auch in der Gebärmutter, was die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt. In schwülen Nächten erhöht zudem fehlender Schlaf den Stress. Parallel sinken die Schwangerschaftshormone, der Cortisolspiegel steigt – und so auch das Risiko einer Frühgeburt.
Was also tun bei Hitze-Stress? „Frauen, die sich zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche befinden, sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden, sich in klimatisierten Räumen aufhalten sowie viel Flüssigkeit zu sich nehmen“, lautet die Empfehlung von Studienleiterin Prof. Petra Arck.