Ein neues Projekt in Hessen untersucht, wie Gesundheitsfachkräfte besser auf die Versorgung von Betroffenen häuslicher und sexualisierter Gewalt vorbereitet werden können. Ziel ist es, bestehende Lücken in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu schließen.
Häusliche Gewalt ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem: 2023 erfasste das Bundeskriminalamt 256.276 Fälle in Deutschland – ein Anstieg um 6,5% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind Frauen. Um langfristige gesundheitliche Folgen zu verhindern, fordert die Istanbul-Konvention eine adäquate medizinische Versorgung für Betroffene. Doch in der Ausbildung von Gesundheitsfachkräften fehlt bislang eine systematische Integration dieses Themas: „Es gibt keinen Gesamtüberblick über die Qualifizierungsangebote, weder was den Umfang noch was die Inhalte betrifft“, so Professorin Dr. Daphne Hahn, die an der Hochschule Fulda die Professur für Gesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung innehat.
Bestandsaufnahme für gezielte Verbesserungen
Das Projekt „GeWaGt“ der Hochschule Fulda soll diese Wissenslücke schließen. Ziel ist es, die bestehenden Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für primärversorgende Gesundheitsberufe in Hessen systematisch zu erfassen. In einer ersten Phase untersucht das Team, inwiefern Themen wie die Versorgung nach häuslicher und sexualisierter Gewalt bereits in Curricula integriert sind und welche rechtlichen sowie organisatorischen Rahmenbedingungen bestehen. Dabei werden internetbasierte Recherchen, schriftliche Befragungen von Bildungsträgern und Interviews mit relevanten Akteur*innen kombiniert.
Handlungsempfehlungen bis 2026
Die Ergebnisse sollen konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der Ausbildungsinhalte liefern. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den fördernden und hemmenden Faktoren, die einer stärkeren Integration des Themas im Weg stehen könnten. Ziel ist es, Bildungsmaßnahmen zu entwickeln, die Fachkräfte optimal auf den Umgang mit Betroffenen vorbereiten. Das Projekt läuft bis Januar 2026 und wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert.