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29.11.2022 | News Hebammen | Nachrichten

Gestationsdiabetes: Niedrige Nachsorgezahlen bei Hochrisikopatientinnen

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Frauen mit Gestationsdiabetes haben nach der Geburt ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Um dies zu vermeiden, ist die Nachsorge von entscheidender Bedeutung. Eine Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) zeigt jedoch: Postpartale Diabetes-Screenings werden nur in knapp 40 % der Fälle in Anspruch genommen.

„Menschen mit Diabetes benötigen kontinuierliche Pflege und Unterstützung, um […] Komplikationen zu vermeiden“, fordern aktuell die Organisatoren des Weltdiabetestags unter dem Motto „Access to Diabetes Care“. Der grundsätzliche Zugang zu Versorgung in Deutschland sei nicht das Problem, dennoch gäbe es Hürden für die sektorenübergreifende und interdisziplinäre Versorgung, erklärt Professor Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie Direktor des DDZ. Eine aktuelle Untersuchung liefert dazu konkrete Zahlen: Auf Basis des bundesweiten GestDiab-Registers wurde von 12.991 Frauen mit einer Gestationsdiabetes-Diagnose während der Schwangerschaft im Studienzeitraum zwischen 2015 und 2017 der Anteil des postpartalen Diabetes-Screenings erhoben.

Mehr als 60% der Frauen nahmen kein Screening in Anspruch

In der Stichprobe haben nur 38,2% der Frauen an einem postpartalen Diabetes-Screening teilgenommen. Dabei fanden sich Merkmale, die signifikant mit einer Teilnahme am postpartalen Screening assoziiert waren: Frauen mit höherem Lebensalter und solche mit Insulinbehandlung während der Schwangerschaft nahmen eher teil, Frauen mit Migrationshintergrund, einem höheren Body-Mass-Index (BMI), Raucherinnen und Frauen mit schlechteren Werten bei Nüchtern-Glucose und HbA1c eher nicht. „Unter den Nicht-Teilnehmerinnen waren Frauen mit einem ungünstigeren Lebensstil häufiger vertreten. Hier fragen wir uns, ob diese Frauen gut informiert ihre Entscheidung für oder gegen eine Nachsorge treffen und sehen Bedarf für die Versorgungsforschung“, erläutert Professorin Andrea Icks, Direktorin des Instituts für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie an der medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und am DDZ.

Ursachen noch nicht vollständig geklärt

Gründe für die niedrige Inanspruchnahme können vielfältig sein und nicht nur bei den Patientinnen, sondern auch bei Leistungserbringern oder im Versorgungssystem liegen. So könnte neben der sozioökonomischen Lage auch eine fehlende Abstimmung zwischen Hausärzt*innen, Diabetolog*innen und Frauenärzt*innen können entscheidenden Einfluss auf das generelle Gesundheitsverhalten haben. „Wichtige Faktoren sind dabei einerseits der Nachwuchsmangel und anderseits die fehlende Finanzierung von interdisziplinärer Versorgung“, stellt Roden fest.

„Für Deutschland können wir heute nur sagen, dass sich eine relevante Zahl von Gestationsdiabetes-Patientinnen nicht screenen lässt“, resümiert Icks. Ob sie sich bewusst dagegen entscheiden oder nicht über das Risiko und die Angebote nach der Geburt informiert sind, sei unklar. Auch eine Konzentration auf das Neugeborene, die neuen Lebensumstände und Zeitmangel könnten dazu beitragen, dass die eigene Nachsorge nicht wahrgenommen wird. „Hier bedarf es in jedem Fall noch weiterer Untersuchungen“, so das Fazit der Expertin. In einer aktuellen Studie untersucht ein Forschungsverbund unter ihrer Leitung patienten- wie systemseitige Gründe für die (Nicht-)Inanspruchnahme des Screenings, um daraus ein Versorgungsmodell für die Zukunft abzuleiten.

ddz.de

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