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25.01.2025 | News Hebammen | Nachrichten

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Frühkindlicher Stress erhöht Risiko für psychische Erkrankungen

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Wie beeinflusst frühkindlicher Stress die psychische Gesundheit und welche Rolle spielt das biologische Geschlecht dabei? Eine aktuelle Studie zeigt, dass männliche und weibliche Mäuse unterschiedlich auf frühe Belastungen reagieren – mit Folgen für das Verhalten, den Hirnstoffwechsel und die Stresshormonregulation.

Frühkindlicher Stress wie Vernachlässigung oder Misshandlung kann sich langfristig auf die psychische Gesundheit auswirken und das Risiko für die Entwicklung von Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) erhöhen. Da Frauen häufiger von PTBS betroffen sind, ist es wichtig zu verstehen, wie das biologische Geschlecht die Reaktionen auf Traumata beeinflusst. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie (MPI) in München hat nun auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede bei Mäusen entdeckt. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien ermöglichen.

Geschlechtsspezifische Stressbewältigung

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten am Mausmodell, wie sich frühkindlicher Stress auf Angstreaktionen und Gedächtnis auswirkt. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Männliche Mäuse reagierten mit passiven Strategien wie „Einfrieren“, während weibliche Tiere aktiver agierten, zum Beispiel durch Ausweichen oder Flucht.

Auch die Dauer der Reaktionen war unterschiedlich: Weibchen reagierten sofort auf Stress, während Männchen länger andauernde Reaktionen zeigten. Weibliche Mäuse wiesen unmittelbar nach einer frühen Stresseinwirkung einen erhöhten Spiegel des Stresshormons Corticosteron auf, während dies bei männlichen Tieren nicht der Fall war.

 Die Forschenden untersuchten auch Stoffwechselvorgänge in angst- und stressrelevanten Hirnregionen wie der Amygdala und dem Hippocampus. Dabei fanden sie geschlechtsspezifische Veränderungen in wichtigen Stoffwechselkanälen. Diese beeinflussen die Energieproduktion, die DNA-Reparatur und die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Frühkindlicher Stress scheint die Energie- und Signalverarbeitung im Gehirn grundlegend zu verändern, was die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen erhöhen könnte.

Vielversprechend: Geschlechtsspezifische Therapieansätze

Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, geschlechtsbedingte Unterschiede in den neurobiologischen Prozessen zu berücksichtigen, die traumabedigtem Verhalten zugrunde liegen, fasst Joeri Bordes, der leitende Autor der Untersuchung, zusammen: „Dieses Wissen könnte den Weg für die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien für Menschen ebnen, die in ihrer Kindheit Stress erlebt haben.“

Forschungsgruppenleiter Mathias Schmidt ergänzt: „Durch das Verständnis, wie unterschiedlich sich Stress bei Männern und Frauen auf das Gehirn auswirkt, können wir psychische Störungen langfristig individueller und besser behandeln.“ Insbesondere Therapien, die auf spezifische Stoffwechselprozesse abzielen, könnten maßgeschneiderte und somit wirksamere Behandlungen für Betroffene bieten.

psych.mpg.de

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