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03.10.2022 | News Hebammen | Online-Artikel

Impfen in der Schwangerschaft

Corona-Impfung nicht mit mehr SGA-, Früh- oder Totgeburten assoziiert

verfasst von: Dr. Dagmar Kraus

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Die Risiko-Nutzen-Abwägung der verfügbaren Daten zur COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft veranlasste die STIKO zu einer allgemeinen Impfempfehlung von ungeimpften Schwangeren ab dem zweiten Trimenon. Hinweise für ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko zeichneten sich bislang nicht ab; das ist auch in einer aktuellen Erhebung aus Kanada nicht anders.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Da in der Schwangerschaft das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe steigt, gilt für alle noch nicht gegen Corona geimpften Schwangeren die STIKO-Empfehlung, sich ab dem zweiten Trimenon mit einer mRNA-Vakzine impfen zu lassen. In der Risiko-Nutzen-Abwägung sind immer die neuesten Studienergebnisse zu berücksichtigen, wie etwa die, die kürzlich von einer Forschergruppe aus Kanada vorgestellt wurden.

Deshane B. Fell vom Children´s Hospital of Eastern Ontario in Ottawa und Kollegen hatten im Rahmen einer bevölkerungsbasierten retrospektiven Kohortenstudie untersucht, ob mit einer Corona-Impfung in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Früh-, Tot- oder SGA-(small for gestational age)-Geburten assoziiert ist. Berücksichtigt hatten sie alle zwischen Mai und Dezember 2021 lebend und tot geborenen Kinder mit einem Gestationsalter von mindestens 20 Wochen und einem Geburtsgewicht von mindestens 500 g, das waren rund 85.000 Geburten. Von den 85.000 Frauen hatte sich gut die Hälfte in der Schwangerschaft mindestens einmal gegen COVID-19 impfen lassen, fast alle mit einer mRNA-Vakzine (99,7%). Die meisten Frauen (69%) hatten angegeben, zwei Dosen erhalten zu haben, 31% hatten sich nur eine Dosis injizieren lassen. Rund 48% waren im zweiten Trimenon zum ersten Mal geimpft worden, 40% im dritten. 12% hatten die erste Spritze im ersten Trimenon erhalten.

Keine Hinweise auf einen Zusammenhang

Innerhalb des Beobachtungszeitraums waren 5700 Kinder (6,7%) vor der 38. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt gekommen, 3500 (4,1%) vor 33. SSW. Die kumulative Inzidenz der Frühgeburtlichkeit betrug 6,5% in der Gruppe der Geimpften und 6,9% in der Gruppe der Ungeimpften. In der adjustierten Analyse bestätigte sich, dass die Corona-Impfung nicht mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, extreme Frühgeburten oder spontane Frühgeburten assoziiert ist.

In Bezug auf SGA-Geburten, also Kinder, die für die Schwangerschaftsdauer untergewichtig oder mit einer zu kleinen Körperlänge zur Welt gekommen sind, betrug die kumulative Inzidenz 9,1% in der Gruppe der in der Schwangerschaft geimpften Frauen und 9,2% in der Gruppe der nichtgeimpften Frauen. Auch in diesem Punkt war in der adjustierten Analyse kein Zusammenhang zwischen Impfung und Risiko feststellbar. Gleiches gilt für das Totgeburtsrisiko (adj. HR nach Impfung 0,65). Die kumulative Inzidenz an Totgeburten bezifferten die Forscher auf 0,25% in der Gruppe der Geimpften und 0,44% in der Gruppe der Ungeimpften.

Evidenzbasierte Entscheidung treffen

Die Ergebnisse liefern keine Hinweise dafür, dass mit einer Corona-Impfung in der Schwangerschaft das Risiko für SGA-, Früh- oder Totgeburten steigen würde, auch dann nicht, wenn die Daten gesondert nach Zeitpunkt der Impfung sowie Anzahl der erhaltenen Dosen ausgewertet wurden, so das Resümee der kanadischen Wissenschaftler. Die Analyse könne zusammen mit den bereits verfügbaren Daten Schwangeren als Grundlage für eine evidenzbasierte Entscheidung dienen.

Das Wichtigste in Kürze

Fragen: Steigt mit der COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft das Risiko für SGA(small for gestational age)-, Früh- oder Totgeburten?

Antwort: Die Auswertung von über 85.000 Geburten ergab keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Corona-Impfung und erhöhtem SGA-, Früh- und Totgeburtenrisiko, unabhängig davon, in welchem Trimenon die erste Impfung erfolgte.

Bedeutung: Die Daten tragen dazu bei, Schwangeren eine evidenzbasierte Entscheidung zu ermöglichen.

Einschränkung: Schwangerschaften, die vor der 20. Gestationswoche endeten, werden im kanadischen Geburtenregister nicht gelistet, und konnten nicht evaluiert werden.


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Literatur

Literatur

Fell DB et al. Risk of preterm birth, small for gestational age at birth, and stillbirth after covid-19 vaccination during pregnancy: population based retrospective cohort study. BMJ 2022;378:e071416; https://doi.org/10.1136/bmj-2022-071416