Skip to main content

20.08.2024 | News Hebammen | Nachrichten

Wer zuerst kommt, schreit zuerst

Auch bei Zwillingsgeburten sind Mädchen im Vorteil

verfasst von: Robert Bublak

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Für den Ausgang von Zwillingsgeburten ist nicht nur das Geschlecht der beiden Zwillinge, sondern auch die Position in der Reihenfolge der Geburten entscheidend, wie eine Studie aus Israel demonstriert.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Handelt es sich darum, möglichst unbeschadet zur Welt zu kommen, werden Mädchen von der Natur gegenüber Buben bevorzugt. Den mit der Perinatalperiode verbundenen Risiken sind sie weniger stark ausgesetzt, was seine Ursache in den Genen und der Proteinexpression der fetoplazentaren Einheit haben soll. Das wiederum wirkt sich auf die Varianz in der Anpassung des Feten auf die verschiedenen Stressoren während der Schwangerschaft aus.

Nicht nur das Geschlecht, auch die für Zwillingsgeburten relevante intrauterine Position und damit die Reihenfolge des Erscheinens spielen für die perinatale Chancenverteilung eine Rolle. Das Leben bestraft hier eher die später Ankommenden, während die Erstgeborenen einige Vorteile genießen. Was sich daraus ergibt, wenn man Geschlecht und Position von Zwillingen gemeinsam betrachtet, hat ein Team um Or Eliner vom Meir Medical Center in Kfar Saba, das zur Universität Tel Aviv gehört, im Zuge einer retrospektiven Studie untersucht.

Daten von 1073 Zwillingsgeburten flossen in die Analyse ein. In 288 wurden zwei Jungen, in ebenfalls 288 zwei Mädchen und in 497 ein Mädchen und ein Junge geboren. Im kombinierten Endpunkt perinataler Komplikationen (dazu zählten Hypoglykämie, Sepsis, Atemstörung, Bluttransfusionen, zerebrale Blutungen, hypoxisch-ischämische Enzephalopathie und Krampfanfälle) ergaben sich Unterschiede je nach Geschlecht und Position. Betroffen waren 10,1% der Zwillingsgeburten, wenn beide Kinder männlich waren; bei 8,2% lag die Rate, wenn das erste Kind ein Bub und das zweite ein Mädchen war; bei 7,8%, wenn erst ein Mädchen und danach ein Junge geboren wurde; und bei 3,5%, wenn beide Kinder Mädchen waren. Eine signifikante Differenz ergab sich, wenn das erste Kind ein Mädchen war: Kam als zweites ebenfalls ein Mädchen zur Welt, gab es weniger Komplikation als bei einem Jungen.

„Festzuhalten ist, dass Zwillingschwangerschaften mit männlichen Feten riskanter sind als solche mit weiblichen, und zwar unabhängig von der Position des Jungen“, resümieren Eliner et al. ihre Ergebnisse. Die Anwesenheit eines männlichen Ko-Zwillings beeinflusse das Komplikationsrisiko der Schwester negativ. Eliner und Mitarbeiter raten daher, das fetale Geschlecht in der Betreuung von Schwangerschaft und Geburt gut zu berücksichtigen.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie wirken sich Geschlecht und Position von Zwillingen auf perinatale Komplikationen nach der Geburt aus?

Antwort: Kommt als erster Zwilling ein Junge zur Welt, sind die perinatalen Resultate schlechter, als wenn zuerst ein Mädchen geboren wird. Ein männlicher Ko-Zwilling erhöht in jeder Konstellation das Risiko für Komplikationen.

Bedeutung: Geschlecht und Position von Zwillingen müssen in der Betreuung von Schwangerschaft und Geburt berücksichtigt werden.

Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt, es wurden nur Ergebnisse der Perinatalphase ausgewertet.

print
DRUCKEN
Literatur

Eliner O et al. The impact of fetal sex on pregnancy and neonatal outcomes in twin gestation. Arch Gynecol Obstet 2024; https://doi.org/10.1007/s00404-024-07577-0