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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 6/2023

19.07.2022 | Originalien

Mehr Freiraum für mich? Effekte einer Gruppenintervention für pflegende Angehörige anhand von Routinedaten der SVLFG-Pflegekasse

verfasst von: Dr. Christian Hetzel, Dr. David Bühne, Wolfgang Michel, Michael Holzer, Prof. Dr. Ingo Froböse

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 6/2023

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Intervention ist ein mehrtägiges und bundesweit angebotenes Gesundheitsprogramm der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) für pflegende Angehörige.

Ziel der Arbeit

Erhöht die Interventionsteilnahme die Inanspruchnahme von Leistungen zur Fremdhilfe, sodass Freiräume für Selbstfürsorge entstehen?

Material und Methoden

Im Rahmen eines quasiexperimentellen „Within“-Designs werden jährliche Leistungsdaten der SVLFG-Pflegekasse für die Cluster-Stichprobe Bayern von 2017 bis 2020 und mit Intervention in 2018/2019 analysiert. Mittels „Fixed-effects“-Panelregressionen wird die Effektheterogenität für Pflegebeziehung, -dauer und -grad unter Adjustierung von Periodeneffekten ermittelt (Interventions- bzw. Vergleichsgruppe: 88 bzw. 6045 Personen mit 207 bzw. 16.091 Beobachtungen).

Ergebnis

Nach der Intervention ist die Inanspruchnahme von Leistungen zur Fremdhilfe tendenziell höher als vorher. Mit zunehmendem Pflegegrad, bei Pflege innerhalb der Partnerschaft und bei kürzerer Pflegedauer ist der Effekt signifikant deutlicher. Bei Pflege innerhalb der Partnerschaft, Pflegebeginn vor einem Jahr und Pflegegrad 4/5 wird nachher für 1160 € (p < 0,001) mehr Fremdhilfe genutzt als vorher.

Diskussion

Design und statistische Methode würden eine kausale Schlussfolgerung erlauben. Angesichts der Limitationen insbesondere zur Fallzahl in der Interventionsgruppe und der nur begrenzt verfügbaren Merkmale zur Kontrolle zeitdynamischer Heterogenität ist hier jedoch Zurückhaltung geboten.
Anhänge
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Fußnoten
1
Pflegesachleistungen und Leistungen für Tages‑/Nachtpflege sind Größen mit einer gesetzlich definierten monatlichen Höchstgrenze, sodass bei unterjährigem Pflegebeginn (z. B. erstmalige Einstufung) oder -ende (z. B. Tod) ein „missing at random“ angenommen werden kann. Sollten diese Leistungen aus anderen Gründen (z. B. temporär kein Bedarf oder kein Leistungserbringer) fehlen, dann wäre der Ausfall systematisch und die Extrapolation verzerrt. Letzteres ist aus unserer Sicht nachrangig. Analysen dazu waren nicht möglich. Kurzzeit- und Verhinderungspflege sind jahresbezogene Größen und werden bei unterjährigem Verlauf höchstens bis zur gesetzlich definierten Höchstgrenze extrapoliert.
 
2
Sofern die pflegenden Angehörigen bei der SVLFG versichert sind oder wenn die SVLFG Beiträge zur sozialen Sicherung gemäß § 45 SGB XI abführt, sind diese Pflegebeziehungen dokumentiert.
 
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Metadaten
Titel
Mehr Freiraum für mich? Effekte einer Gruppenintervention für pflegende Angehörige anhand von Routinedaten der SVLFG-Pflegekasse
verfasst von
Dr. Christian Hetzel
Dr. David Bühne
Wolfgang Michel
Michael Holzer
Prof. Dr. Ingo Froböse
Publikationsdatum
19.07.2022
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 6/2023
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-022-02086-8

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