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2020 | Medizin allgemein | Buch

Kindliche Hörstörungen

Diagnostik - Versorgung - Therapie

verfasst von: Prof. Dr. Vanessa Hoffmann, Prof. Dr. Karolin Schäfer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Praxiswissen Logopädie

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Über dieses Buch

Ursachen von peripheren Hörstörungen und deren Auswirkungen bei Kindern sind vielfältig. Dieses Praxisbuch zeigt Logopädinnen und Sprachtherapeutinnen den aktuellen Stand der audiologischen und sprachtherapeutischen Diagnostik, die Versorgungsmöglichkeiten mit Hörgeräten und implantierbaren Hörsystemen und gibt evidenzbasierte Empfehlungen für die sprachtherapeutische Behandlung.Inhaltliche Schwerpunkte sind z.B. Grundlagen und Diagnostik, Sprachtherapieplanung und Therapiebausteine, weiterführende pädagogische Handlungsfelder wie Frühförderung, Mehrfachbehinderung, Mehrsprachigkeit, Sprachförderung mit lautsprachunterstützenden Gebärden in Abgrenzung zu Gebärdensprache und das ganzheitliche und interdisziplinäres Vorgehen. Ein weiterer Band aus der bewährten Reihe "Praxiswissen Logopädie".

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Grundlagen des Hörens
Zusammenfassung
Der physiologische Hörvorgang beginnt mit der peripheren Aufnahme akustischer Signale über das äußere Ohr, das Mittel- und Innenohr und der anschließenden Umsetzung in neuronale Erregungsmuster über die Hörbahn, den primären Hörkortex und die sekundären und tertiären Hörzentren. Hörstörungen lassen sich gemäß ihrer Ursache, Lokalisationsortes und Schweregrades einteilen. Eine frühkindliche Hörstörung hat Auswirkungen auf die frühe Eltern-Kind-Beziehung, vorsprachliche Kommunikationsentwicklung und die Sprach- bzw. Sprechfähigkeiten der betroffenen Kinder.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 2. Pädaudiologische Diagnostik
Zusammenfassung
Für die Diagnostik kindlicher Hörstörungen stehen sowohl objektive als auch subjektive Verfahren zur Verfügung. Objektive Verfahren können häufig schon innerhalb der ersten Lebenstage eines Kindes eingesetzt werden, da sie keine aktive Mitarbeit des Kindes erfordern. Subjektive Verfahren dienen der Ermittlung der Reflex- und Reaktionsschwellen von Kindern und können sowohl diagnostisch als auch verlaufsbegleitend eingesetzt werden. Allein die Kombination beider Verfahrensweisen ermöglicht eine präzise Diagnose der Hörstörung und der Sicherstellung bzw. Kontrolle einer angemessenen Hörhilfenversorgung. Die frühe Erkennung und Versorgung von Hörstörungen bilden die Grundlage für den Einsatz sprachtherapeutischer Maßnahmen.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 3. Hörsystemversorgung bei Kindern und Jugendlichen
Zusammenfassung
Die erfolgreiche Hörgeräteversorgung bei Kindern und Jugendlichen hängt von zahlreichen Faktoren ab. Je nach Hörverlust und Indikation können Kinder mit unterschiedlichen Hörgeräten oder Hörimplantat-Systemen versorgt werden. Dabei unterscheidet sich die heterogene Altersgruppe der Kinder sowohl in ihrer Gesamtentwicklung als auch im Hinblick auf die Auswahl des passenden Hörsystems. Insbesondere bei der Auswahl der audiometrischen Untersuchungsverfahren sind das Alter und der Entwicklungsstand des Kindes zu beachten.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 4. Leitlinien, Positionspapiere und Empfehlungen
Zusammenfassung
Im Bereich kindlicher Hörstörungen existieren nationale und internationale Leitlinien und Positionspapiere. Sie sind wichtige und effektive Instrumente der Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen und sollen dazu beitragen, die Voraussetzungen für die Erfassung vergleichbarer Ergebnisse durch einheitlichere Abläufe bei der Hörsystemversorgung von Kindern zu schaffen. Die Leitlinien zu Diagnostik, Versorgung und Therapie kindlicher Hörstörungen betonen die frühzeitige Erfassung und Versorgung der Hörstörungen und legen einen Fokus auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller am Therapie- und Versorgungsprozess beteiligten Fachdisziplinen.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 5. ICF – International Classification of Functioning, Disability and Health
Zusammenfassung
Mit Hilfe der ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) können Hörstörungen auf Ebene der Körperfunktionen und -strukturen näher beschrieben und eingeordnet werden. Zusätzlich gelingt eine Einschätzung der Auswirkungen auf die Aktivitäten, die Partizipation und soziale Teilhabe einer betroffenen Person. Die ICF-CY bezieht sich speziell auf die besonderen Lebenslagen und -situationen von Kindern und Jugendlichen und bietet wertvolle Unterstützung dabei, individuelle Risiko- und Schutzfaktoren mehrdimensional zu beschreiben. Dabei ist die Klassifikation nach ICF nicht als eine einmalige Bestandsaufnahme konzipiert, sondern kann prozesshaft bzw. begleitend eingesetzt werden, um z. B. Veränderungen schnell zu erfassen oder aktuelle Bedürfnislagen neu zu bestimmen.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 6. Sprachtherapeutische Anamnese
Zusammenfassung
Die Anamnese leitet den therapeutischen Prozess ein und ist deshalb für diesen bedeutsam. Im Erstkontakt geht es darum, die medizinische, sprachliche und soziale Situation des Kindes zu erfassen und Therapieziele zu erfragen. Im Vordergrund steht dabei immer, eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung aufzubauen. Das Erfassen von individuellen Bedürfnissen und das Festlegen von teilhabe-orientierten Zielen und Erwartungen im Sinne der ICF (DIMDI 2005) sind wichtige Bestandteile des therapeutischen Prozesses. Vielfältige Möglichkeiten erlauben es der Therapeutin, das Anamnesegespräch entsprechend der jeweiligen Situation zu gestalten.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 7. Sprachtherapeutische Diagnostik und Monitoring
Zusammenfassung
Die sprachtherapeutische Diagnostik dient der Erfassung des (laut-)sprachlichen und kommunikativen Entwicklungsstandes des Kindes. Zusätzlich können bei älteren Kindern Fähigkeiten wie die phonologische Bewusstheit oder die Lese-Rechtschreib-Kompetenz erfasst werden. Für Kinder mit Hörstörungen können grundsätzlich Diagnostikverfahren verwendet werden, die ursprünglich für guthörende Kinder konzipiert wurden, die Durchführung sollte jedoch unter Beachtung hörgeschädigtenspezifischer Besonderheiten erfolgen (z. B. Sichtbarkeit des Mundbilds). Für jüngere Kinder können auch Beobachtungsverfahren und Elternfragebögen zum Einsatz kommen, die vor allem auf die Hörentwicklung und das Hörverhalten des Kindes im Alltag fokussieren. Die Ergebnisse aus der Diagnostik sollten nicht allein Aufschluss darüber geben, wie das Kind im Vergleich zu guthörenden gleichaltrigen Kindern abschneidet, sondern auch konkrete Hinweise auf die anschließende Förderung geben. Das Kapitel bietet einen Überblick über einige Verfahren, die spezifisch auf hörgeschädigte Kinder fokussieren.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 8. Hörgeschädigtenspezifische Frühförderung
Zusammenfassung
Frühförderung im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation ist ein Angebot für hörgeschädigte Kinder und deren Familien. Die wichtigsten Inhalte der Frühförderung stellen die individuelle Hör-, Sprach- und Kommunikationsförderung des Kindes, die Beratung und Begleitung der Eltern sowie die Hilfe beim Handling der Hörsysteme dar. In Deutschland unterscheidet sich die Organisation der Frühförderung je nach Bundesland. In den meisten Fällen sind Hörgeschädigtenpädagoginnen, d. h. sonderpädagogische Lehrkräfte aus dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation, für die Frühförderung zuständig. Frühförderung in der Hörgeschädigtenpädagogik kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die kontinuierliche Vorverlegung des Diagnosezeitpunkts und die fortlaufende technische Weiterentwicklung von Hörsystemen haben dazu geführt, dass Kinder bereits ab einem sehr jungen Alter hörgeschädigtenspezifisch gefördert werden können. Angebote der Frühförderung sind zumeist hörgerichtet und lautsprachorientiert, wobei die bimodal-bilinguale Förderung bei hörgeschädigten Kindern in der Frühförderung eine zunehmend große Rolle spielt. Das Kapitel stellt neben den heutigen Aufgaben der Frühförderung auch kurz die historische Entwicklung der Förderung hörgeschädigter Kinder dar.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 9. Sprachtherapieplanung
Zusammenfassung
Die Sprachtherapieplanung beinhaltet alle vorbereitenden Maßnahmen vor Beginn der Therapie. Da die Anamnese und die Ergebnisse aus der Diagnostik jeweils einen eher orientierenden und weniger definitiven Charakter haben (Thiel 2000), ist die Sprachtherapieplanung ein fortlaufender Prozess. Bei der Planung von Nah- und Fernzielen sollte insbesondere die Alltagsrelevanz für das Kind eine entscheidende Rolle spielen, so dass diejenigen Faktoren, die die Kommunikation zwischen Kind und Bezugspersonen und die Partizipation am meisten erschweren, zunächst im Vordergrund stehen. Die Inhalte der Hör- und Sprachförderung hörgeschädigter Kinder sollten mehrdimensional gestaltet sein, so dass verschiedene Bereiche in unterschiedlicher Gewichtung in den Fokus der sprachtherapeutischen Intervention rücken. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein zentrales Prinzip in der Betreuung hörgeschädigter Kinder, da unterschiedliche Fachdisziplinen am Versorgungsprozess und an der Begleitung des Kindes beteiligt sind.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 10. Gängige Therapie- und Förderansätze
Zusammenfassung
Es existieren spezifische Förderansätze zur hör- und lautsprachlich orientierten Therapie bzw. Hör- und Sprachförderung, die insbesondere in der Frühförderung hörgeschädigter Kinder eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören u. a. die Auditiv-Verbale Therapie und der Natürlich hörgerichtete Ansatz. Aufgrund der hohen Heterogenität der Voraussetzungen und Umfeldfaktoren hörgeschädigter Kinder fällt eine generelle Aussage über die zu erwartende Hör- und Sprachentwicklung der Kinder bei Einsatz der genannten Verfahren im Einzelfall schwer. Das Kapitel bietet einen Überblick über einige gängige Therapie- und Förderansätze im Kontext von Hören und Lautsprachentwicklung bei Kindern mit peripherer Hörstörung, die vor allem auf jüngere Kinder zugeschnitten sind.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 11. Hörgeschädigtenspezifische Therapiebausteine
Zusammenfassung
Zu den Bausteinen, die spezifisch in der Sprachtherapie hörgeschädigter Kinder eine Rolle spielen können, gehören unter anderem die Hörlernstufen nach Erber (1982), das Telefontraining, die Elternberatung zu verschiedenen hörgerichteten Themen wie Hörförderung im Alltagsgeschehen, Erwerb von Alltags- und Weltwissen sowie Trageakzeptanz und eigener Umgang mit den Hörsystemen. Es wird unterschieden zwischen übergreifenden Inhalten, die in einem ganzheitlichen Therapieansatz für alle Kinder mit Hörstörung von Bedeutung sind (z. B. Raumakustik) und spezifischen Themen, die je nach Voraussetzung und individuellem Bedarf unterschiedlich stark in den Vordergrund rücken können (z. B. Zuhörfähigkeit).
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 12. Sprachspezifische Therapiebausteine
Zusammenfassung
Die Hör- und Sprachtherapie hörgeschädigter Kinder gliedert sich in verschiedene Therapiebausteine, die die Ebenen Phonetik und Phonologie, Lexikon und Semantik, Syntax und Morphologie, Pragmatik und Kommunikation sowie Funktionsbereiche der Stimme sowie phonologische Bewusstheit umfassen. Das Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über Studienergebnisse zu den verschiedenen Themen und leitet multidimensionale Handlungsempfehlungen für die Sprachtherapie bei kindlichen Hörstörungen ab. Des Weiteren werden übergreifende Themen wie Mehrfachbehinderung, Mehrsprachigkeit, Schriftspracherwerb, Erwerb mathematischer Fähigkeiten und Computergestützte Therapieinhalte beschrieben.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 13. Gebärdensprache und unterstützende Kommunikationsformen
Zusammenfassung
Neben Lautsprache stehen für hörgeschädigte Kinder weitere alternative und unterstützende Kommunikationsformen bzw. -modalitäten zur Verfügung, die in verschiedenen Kontexten wie z. B. Barrierefreiheit und Chancengleichheit, aber auch Zusatzbeeinträchtigungen eine wichtige Rolle spielen. Während Gebärdensprache eine eigenständige Sprache ist, die z. B. zeitgleich mit der Laut- oder Schriftsprache im Rahmen einer bimodal-bilingualen Förderung erlernt werden kann, bieten Kommunikationsformen wie Lautsprachbegleitende und -unterstützende Gebärden Möglichkeiten zur Begleitung und Visualisierung von Lautsprache. In der Unterstützten Kommunikation werden insbesondere Lautsprachunterstützende Gebärden häufig zur Sprachanbahnung und Sprachförderung auch bei gut hörenden Kindern mit erschwertem Zugang zur Lautsprache eingesetzt.
Mit Visualisierungshilfen können verbale Informationen für hörgeschädigte Kinder temporär oder dauerhaft sichtbar gemacht werden. Sie dienen damit der Verständnissicherung für verbale Handlungsaufträge und weitere Informationen. Das Kapitel widmet sich der Darstellung von Gebärdensprache und unterstützenden Kommunikationsformen im Kontext der Hörgeschädigtenpädagogik und stellt Möglichkeiten der Förderung von hörgeschädigten Kindern mit Zusatzbeeinträchtigungen dar, indem u. a. ein Überblick über Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation gegeben wird. Es erfolgt eine Abgrenzung zur bimodal-bilingualen Förderung und Konzepten wie PECS oder TEACCH.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 14. Maßnahmen zur Qualitätssicherung
Zusammenfassung
Die Festlegung von Qualitätsstandards in Diagnostik und Therapie dient dazu, die medizinisch-therapeutische Leistung zu verbessern, Ressourcen optimal einzusetzen und zu gewährleisten, dass der Patient die bestmögliche Versorgung erhält. Im Kontext der Qualitätssicherung müssen sprachtherapeutische Entscheidungen in der Diagnostik und Therapie auf der Grundlage von wissenschaftlichen Begründungen und Wirksamkeitsnachweisen getroffen werden. Das Clinical Reasoning beschreibt zudem jene Denk- und Entscheidungsprozesse, die Therapeutinnen bei der Planung, Durchführung und Evaluation klinischer Interventionen durchlaufen. Es werden unterschiedliche Strategien und Formen unterschieden.
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Kapitel 15. Weitere sprachtherapeutische Diagnostik
Zusammenfassung
Im Folgenden werden verschiedene sprachtherapeutische Diagnostikverfahren ausführlich beschrieben, die zwar nicht spezifisch für hörgeschädigte Kinder entwickelt wurden, aber in der Praxis eingesetzt werden können bzw. zu denen bereits spezifische Erfahrungen bei hörgeschädigten Kindern vorliegen. Weitere Empfehlungen zur Nutzung einzelner Diagnostikverfahren finden sich zudem in der interdisziplinären Leitlinie „Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen (SES), unter Berücksichtigung umschriebener Sprachentwicklungsstörungen (USES)“ (de Langen-Müller et al. 2016).
Vanessa Hoffmann, Karolin Schäfer
Backmatter
Metadaten
Titel
Kindliche Hörstörungen
verfasst von
Prof. Dr. Vanessa Hoffmann
Prof. Dr. Karolin Schäfer
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-61126-5
Print ISBN
978-3-662-61125-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61126-5