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Publicly Available Published by De Gruyter Oldenbourg April 17, 2018

Erkaufte Sicherheit. Das Vorsorgeverhalten der Bürger in den Bereichen Alter, Pflege und Gesundheit

  • Felix Wilke

    Dr. Felix Wilke ist promovierter Soziologe. Von 2009 bis 2016 hat er am Lehrstuhl für Sozialpolitik an der Universität Kassel in Forschung und Lehre gearbeitet. Seine Forschungsschwerpunkte sind Soziologie der Sozialpolitik, Alterssicherung und Private Vorsorge. Seit 2017 arbeitet er als wissenschaftlicher Referent im Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung Bund.

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Abstract

Durch wohlfahrtsstaatliche Reformen hat die Bedeutung privater Daseinsvorsorge zugenommen. Der Aufsatz geht der Frage nach, wie Individuen ihr Vorsorgeengagement in den bisher primär staatlich abgesicherten sozialpolitischen Bereichen der Alterssicherung, der Pflege und der Gesundheitsversorgung miteinander vereinbaren. Mithilfe des Online-Survey „Soll-und-Haben 2013“ lässt sich eine starke Tendenz zur Mehrfachabsicherung in den verschiedenen Sicherungsbereichen zeigen. Vor allem Personen mit einer günstigen Ausstattung an sozio-ökonomischen Ressourcen tendieren zur privaten Zusatzabsicherung in mehreren Bereichen. Eine Tendenz für einen „Trade-off“, bei dem die Absicherung in einem Bereich gegen den Verzicht auf Absicherung in einem anderen Bereich erkauft wird, lässt sich in keiner Konstellation feststellen - selbst dann nicht, wenn geringe finanzielle Ressourcen gegen ein Mehrfachengagement sprechen. Wohlfahrtskulturelle und wirtschaftssoziologische Theorieansätze verweisen auf wichtige Erklärungsmechanismen. Zum einen kommt es zu einer kulturellen Gewöhnung an private Vorsorgearrangements. Zum anderen führt die soziale Einbettung von Vorsorgeentscheidungen dazu, dass Finanzberater Vorsorgende häufig mit mehreren Produkten ausstatten. In der Konsequenz wird es zu einer Diversifizierung im Niveau sozialpolitischer Absicherung kommen.

1 Einleitung und Fragestellung[1]

Wenn es um die Absicherung sozialer Risiken geht, ist zusätzliche private Vorsorge für weite Bevölkerungsteile zur Normalität geworden – und das nicht ohne Grund. So wird in den Kernbereichen der Daseinsversorgung in zunehmendem Maße finanzielles Eigenengagement vorausgesetzt. Auch wenn private Zusatzvorsorge selbst in der Hochphase wohlfahrtsstaatlicher Absicherung in den 1970er Jahren eine Rolle spielte, so weist diese mittlerweile eine neue Qualität auf. Im Zentrum steht nicht mehr die zusätzliche Absicherung, sondern die weite Bevölkerungsteile betreffende Notwendigkeit, sich Sicherheit über Vorsorgeprodukte zu ‚erkaufen‘. Diese Notwendigkeit zeigt sich konkret in den Bereichen Alter, Pflege und – wenn auch weniger markant – im Bereich der Krankenabsicherung.

Am intensivsten diskutiert wird der Wandel der Sicherungssysteme zu einem Public-Private-Mix (Gough/Adami 2012) im Bereich der Alterssicherung (z. B. Schmähl 2011). Die Etablierung eines Mehrsäulenmodells zur Jahrtausendwende, welches neben der markanten Rückführung der Lohnersatzrate in der gesetzlichen Rentenversicherung den Aufbau einer staatlich geförderten privaten Vorsorge in Form der sogenannten Riester-Rente vorsah, bildete den Rahmen für diesen Mix (Nullmeier 2015). Das Alterssparen ist seit den Reformen um die Jahrtausendwende in einen Wohlfahrtsmarkt eingebettet und soll durch staatliche Regulierung und Förderung das etablierte Versorgungsniveau aufrechterhalten (BMAS 2012; Köppe 2015). Weniger im Fokus wissenschaftlicher und medialer Diskussionen ist die private Teilabsicherung des Pflegerisikos – wohl auch, weil die 1995 geschaffene Pflegeversicherung von vornherein nur nach dem „Teilkasko-Prinzip“ konzipiert worden ist (Blüher/Stosberg 2005: 179). Dabei ist die private Finanzierungslast beträchtlich. Jüngere empirische Daten zeigen, dass im Durchschnitt ein Drittel aller Pflegekosten durch private Beiträge erbracht werden (Rothgang et al. 2015: 125–127). Seit der Einführung der Pflegeversicherung haben dabei die privaten Finanzierungslasten kontinuierlich zugenommen. So verweisen Rothgang/Jacobs (2013) etwa darauf, dass die Kosten für die Pflege schneller steigen als die Versicherungsleistungen, was zu einer steigenden Absicherungslücke führt. Sie schätzen, dass es allein im Zeitraum zwischen 1999 und 2009 zu einem Rückgang des staatlichen Sicherungsniveaus um 14 % kam. Die Leistungsverbesserungen im Rahmen diverser Gesetzesnovellierungen haben an diesem grundsätzlichen Trend nur wenig geändert. Dementsprechend findet sich zunehmend die Forderung, den Pflegefall durch gezielte Eigenvorsorge abzusichern. Um Eigenvorsorge gezielt zu fördern, ist 2013 im Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz die Einführung staatlich regulierter und subventionierter Pflegeabsicherungspolicen in Form des sogenannten Pflege-Bahrs beschlossen worden (Rothgang/Jacobs 2013). Dabei deuten bislang weder die Angebotslandschaft noch das Interesse in der Bevölkerung darauf hin, dass mit den vorhandenen Förderinstrumenten eine breitenwirksame Absicherung erreicht werden kann (Rothgang/Jacobs 2013). Auch wenn im Bereich der Gesundheitsversorgung im Gegensatz zur Rente und Pflege bisher kein staatlich regulierter Wohlfahrtsmarkt mit der normativen Erwartung privater Zusatzabsicherung etabliert wurde und weiterhin der Anspruch einer Vollversorgung durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) besteht, so ist doch deutlich erkennbar, dass es in den letzten 25 Jahren zu einer steigenden Eigenbeteiligung kam (Gerlinger 2013). Einerseits gab es seit den 1990er Jahren „a number of cost-control policies that restrict SHI [Social Health Insurance] coverage [which] have resulted in increased out-of-pocket expenses“ (Lange et al. 2015: 4). So gibt es Bereiche im Gesundheitssystem, in denen im Behandlungsfall eine Eigenbeteiligung notwendig ist, etwa bei der Zahnversorgung, bei Sehhilfen, bei Krankenhausaufenthalten und der Versorgung mit Medikamenten. Andererseits nehmen immer mehr Menschen kostenpflichtige Zusatzangebote in Anspruch und sichern sich durch Zusatzpolicen den Anspruch auf Extraleistungen, etwa die sogenannten IgeL (Gerlinger/Schmucker 2011). Kurzum: In allen drei genannten Bereichen sozialer Sicherung ist finanzielles Eigenengagement mittlerweile üblich, und Millionen Bürger[2] versuchen Kostenbelastungen durch entsprechende Vorsorgeprodukte abzumildern (siehe auch Abschnitt 4.2).

Erstaunlich erscheint, wie wenig Aufmerksamkeit dem Verhalten der Bürger in den verschiedenen Arrangements privater Daseinsvorsorge bisher im wissenschaftlichen Diskurs gewidmet wurde. Zwar gibt es zahlreiche Verweise darauf, dass sich die mit Handlungsspielräumen ausgestatteten aber gleichzeitig sozialpolitisch in die Pflicht genommenen Individuen (Vobruba 2010; Lessenich 2012a) nicht den Intentionen entsprechend verhalten (z. B. Rieckhoff 2011; Wilke 2014), darüber hinaus ist aber wenig darüber bekannt, wie sich Menschen in den neuen Sicherungswelten einer öffentlich-privat geteilten Verantwortung bewegen (Maier-Rigaud 2015) und welche Konsequenzen sich daraus für die Tragfähigkeit eines Public-Private-Mix ergeben. Unbeantwortet bleibt bisher vor allem die Frage, ob und wie Menschen die Verantwortung in den einzelnen Sicherungsbereichen miteinander in Einklang bringen. Der vorliegende Beitrag versucht diese Lücke zu schließen, indem er aufzeigt, wie Individuen ihre private Vorsorge in den Bereichen Alterssicherung, Pflege und Gesundheitsvorsorge gestalten, welche Zusammenhänge sich zwischen den drei Sicherungswelten ergeben und unter welchen Umständen es zu einem finanziellen Engagement kommt. Im Ergebnis zeigt sich eine deutliche Polarisierung im Bereich der privaten Vorsorge: Die einen bleiben ohne (Zusatz-)Vorsorge, die anderen schließen mehrere Vorsorgeprodukte ab.

Zum Aufbau: Zunächst werden mithilfe bestehender theoretischer Ansätze Vorüberlegungen angestellt, wie sich Individuen im Bereich der privaten Daseinsvorsorge bewegen. Anschließend wird der Forschungsstand aufgearbeitet. Danach wird eine Auswertung der Soll-und-Haben-Studie aus dem Jahr 2013 vorgestellt (Spiegel QC 2013), aus der sich das Zusammenspiel unterschiedlicher Formen privater Daseinsvorsorge darstellen lässt. Abschließend werden die sozialpolitischen Konsequenzen diskutiert, die sich aus dem Abschluss privater Vorsorgeprodukte ergeben.

2 Theoretische Vorüberlegungen

Auf theoretischer Ebene sind mehrere Konstellationen denkbar, wie Individuen die einzelnen Sicherungswelten privater Daseinsvorsorge miteinander verknüpfen. Dass es ein Zusammenspiel zwischen ihnen gibt, davon ist allein aufgrund der Auswirkungen privater Daseinsvorsorge auf das Haushaltsbudget auszugehen. Ressourcen, die etwa für die Altersvorsorge aufgebracht werden, stehen für ein privates Engagement in anderen Bereichen nicht mehr zur Verfügung. Angesichts solcher finanzieller Beschränkungen können Vorsorgeentscheidungen in den einzelnen Sicherungsbereichen also nicht gänzlich unabhängig voneinander getroffen werden.

Diese Budgetrestriktionen sind das bestimmende Element im Zusammenspiel zwischen den einzelnen Sicherungswelten, wenn die Forschungsfrage aus der Perspektive von Rational-Choice betrachtet wird (Donges/Freytag 2009). In seiner Grundvariante teilen Individuen die verfügbaren Ressourcen ihrer Präferenzstruktur entsprechend auf und schließen die dazu passenden Produkte ab. Bei gegebenem Finanzrahmen ergibt sich ein ‚Trade-off‘ – also ein Zielkonflikt, bei dem die Vorsorge in einem Bereich aufgrund der damit verbundenen Kosten die Vorsorgemöglichkeiten in anderen Bereichen einschränkt. Dementsprechend ist von einem negativen Zusammenhang zwischen einzelnen Vorsorgeprodukten auszugehen.[3]

In einer erweiterten Variante der Rational-Choice-Theorie sind Personen mit unterschiedlichen Graden der Risikoaversion ausgestattet (Leland 1968). Personen mit hoher Risikoaversion gewichten den Verlust beim Eintritt des Schadensfalls stärker als risikoneutrale Personen. Eine hohe Risikoaversion sollte dementsprechend mit einer hohen Vorsorgebereitschaft einhergehen (ähnlich: Fuchs-Schündeln/Schündeln 2005). Daraus folgt, dass der aus Budgetrestriktionen resultierende ‚Trade-off‘-Effekt möglicherweise erst nach der Kontrolle des gegenläufig wirkenden Faktors Risikoaversion beobachtet werden kann.[4]

Unter Rückgriff auf wohlfahrtskulturelle Ansätze – also solche, die dem kulturellen Verständnis und den in einer Gesellschaft vorherrschenden Normen eine prägende Rolle für die sozialstaatliche Realität beimessen – lässt sich argumentieren, dass der Einstieg in die private Vorsorge längerfristige Veränderungen für das Verständnis von sozialer Sicherung nach sich zieht (Ullrich 2008). Die partielle Umstellung eines Bereichs der sozialen Sicherung auf die private Vorsorge hat zur Folge, dass sich Individuen an private Sicherungsarrangements gewöhnen, diese also zunehmend als ‚normal‘ gelten, was zu einer erhöhten Akzeptanz gegenüber weitergehender Privatisierung führt (Blüher/Stosberg 2005; Bode 2007; Pfau-Effinger et al. 2008; Schmitz/Friedrich 2016). Dementsprechend legen wohlfahrtskulturelle Ansätze einen verstärkenden Einfluss zwischen einzelnen Sicherungswelten nahe. Finanzielle Ressourcen spielen dann eine nachrangige Rolle, wenn Individuen der Meinung sind, sie müssen sich in allen Lebensbereichen um ihre Vorsorge auch selbst kümmern, um eine angemessene Absicherung zu erhalten. Als grundlegende Mechanismen werden einerseits Veränderungen in den Sinnzuschreibungen über den Zweck und die Funktion sozialpolitischer Programme, andererseits Verschiebungen in den Einstellungen gegenüber dem Sozialstaat ausgemacht. Entweder folgen Verhaltensanpassungen (Produktabschluss) einer Einstellungsänderung gegenüber derartigen Sicherungsformen, oder neue institutionelle Rahmenbedingungen schaffen andere ‚Normalitätszustände‘ und erwirken so Bewusstseinsänderungen. Der letztgenannte Mechanismus spielt eine wichtige Rolle in der Literatur zur Ökonomisierung, zum Aktivierungsparadigma und zum Thema Eigenverantwortung im Sozialstaat (Sachweh et al. 2009; Lessenich 2012a). In allen drei Forschungsrichtungen wird immer auch der Aspekt der Internalisierung neuer Formen des Selbstmanagements diskutiert, die, einmal gefestigt, auch auf andere Lebensbereiche wirkt (Bergmann 2012: 17–58).

Zuletzt lässt sich das Zusammenspiel verschiedener Sicherungswelten aus der Perspektive der neueren Wirtschaftssoziologie analysieren. Darin wird die in Rational-Choice-Ansätzen unterstellte Wissensbasis über die Handlungsalternativen und deren Folgen kritisch hinterfragt (Beckert 2013). Wenn Entscheidungen – gerade solche im Bereich der Daseinsvorsorge – hoch komplex sind und einen langen Zeitraum umfassen, also einen hohen Grad an Ungewissheit aufweisen, dann versuchen sich Individuen durch soziale Einbettung Orientierung zu schaffen (ähnlich: DiMaggio/Louch 1998). Diese Tendenz zur sozialen Einbettung verstärkt sich zusätzlich dadurch, so lässt sich vermuten, dass auf dem Markt der privaten Daseinsvorsorge letztlich keine Produkte, sondern Versprechen verkauft werden (Priddat 2012: 271). Wenn es um soziale Einbettung geht, so ist in der jüngeren Vergangenheit der Einfluss von Netzwerkkontakten aus dem Bekanntenkreis auf Vorsorgeentscheidungen in den Fokus der wirtschaftssoziologischen Forschung gerückt (international: Duflo/Saez 2003; Chang 2005; in Bezug auf Deutschland: Bode/Wilke 2014a). Seltener wurde dagegen die Rolle von Beratern analysiert (z. B. von Schimank/Stopper 2012; Bode/Wilke 2014b). Dabei ist der Zugang zu Produkten in der Regel über – hierzulande vor allem provisionsbasiert tätige – Berater organisiert. Wenn Individuen aufgrund von Unsicherheiten Orientierung bei Beratern suchen (Schimank/Stopper 2012), so ist davon auszugehen, dass Letztere die spezifische Interaktionssituation nutzen, um den Beratungsprozess in ihrem Sinne zu gestalten (Jungermann/Belting 2004; Bode 2006). Eine vor allem im Bereich provisionsbasierter Beratung bekannte These betrifft das sogenannte ‚Cross Selling‘ (Pfarr/Schneider 2011): Kundenkontakte werden dazu genutzt, neben bestehenden oder angedachten Produkten weitere Verträge abzuschließen. Ungeachtet dessen versuchen viele Bürger durch einen mehr oder weniger regelmäßigen Kundenkontakt eine Beziehung zu ‚ihrem‘ Berater aufzubauen, der den spezifischen Bedarf kennt und bei Entscheidungsproblemen hilft (Bode/Wilke 2014b). Damit befinden sie sich in einem Vertrauensdilemma, das den Einfluss von Beratern untermauert: Aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit müssen die Bürger sich jemandem anvertrauen, dem sie im Prinzip nicht vertrauen und dessen Wohlverhalten sie nicht kontrollieren können (Bode/Wilke 2014b). Kurzum: Wird die Dimension sozialer Einbettung berücksichtigt, so ist von einer durch Berater hervorgerufenen verstärkenden Wirkung zwischen einzelnen Sicherungsprodukten auszugehen.

Wenn Ungewissheit, wie in wirtschaftssoziologischen Ansätzen unterstellt, eine zentrale Ursache dafür ist, weshalb Vorsorgeentscheidungen sozial eingebettet werden, dann ist zu vermuten, dass der Einfluss von Beratern auch mit dem Grad der (finanziellen) Bildung variiert. Finanzbildung wird in der Vorsorgeforschung regelmäßig eine wichtige Rolle zugewiesen (Bucher-Koenen 2009). Die geringere Vorsorgeneigung von Personen mit wenig finanzieller Bildung wird je nach Ansatz mit fehlender Weitsicht oder höheren Kosten bei der Informationssuche erklärt (Bucher-Koenen 2009). Mit dem wirtschaftssoziologischen Ansatz lassen sich darüber hinaus jedoch Vermutungen über das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Sicherungsarrangements anstellen. Wenn geringe (finanzielle) Bildung mit Orientierungslosigkeit einhergeht, sollte es dort eine verstärkte Tendenz geben, sich Beratern anzuvertrauen. Dementsprechend ist gerade in der Gruppe von Personen mit geringer (Finanz-)Bildung eine Kumulation von Vorsorgeverträgen zu erwarten.

Mithilfe verschiedener soziologischer Theorieansätze ist es möglich, Vermutungen darüber anzustellen, wie Individuen ihre private Daseinsvorsorge in verschiedenen Sicherungswelten organisieren. Die Rational-Choice-Perspektive legt (unter Kontrolle der Risikoaversion) einen negativen Zusammenhang zwischen den Sicherungswelten aufgrund der zweckrationalen Aufteilung vorhandener Ressourcen nahe. Wohlfahrtskulturelle Ansätze lassen dagegen einen positiven Zusammenhang zwischen den Sicherungswelten vermuten, wenn die normative Überzeugung von privater Vorsorge als Notwendigkeit vorliegt. Aus wirtschaftssoziologischen Ansätzen folgt ebenfalls die Hypothese eines positiven Zusammenhangs. Ursächlich sind hier jedoch die soziale Einbettung von Vorsorgeentscheidungen und die Notwendigkeit, sich Beratern anzuvertrauen.

3 Forschungsstand

Wie sich Individuen mit der privaten Daseinsvorsorge arrangieren, darüber gibt die sozialpolitische Forschung in Deutschland und anderswo kaum Auskunft. Sie konzentriert sich meist auf staatliche Programme (Seeleib-Kaiser et al. 2012: 151). Erst in der jüngeren Vergangenheit ist die staatszentrierte Perspektive zunehmend aufgebrochen worden. Insbesondere die stark international geprägte Debatte zu Wohlfahrtsmärkten, zum Public-Private-Mix und Privatisierungs-studien haben auf die enge Verklammerung öffentlicher und privater Daseinssicherung verwiesen (Taylor-Gooby et al. 2004; Berner et al. 2009; Gingrich 2011; Seeleib-Kaiser et al. 2012; Orenstein 2013; Köppe 2015). Gleichzeitig fällt jedoch auf, dass selbst in diesen Arbeiten der Mikroebene kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Folgenden werden die wichtigsten Befunde empirischer Arbeiten zur privaten Vorsorge zusammengefasst. Dabei wird unterstützend auf Ergebnisse internationaler Studien zurückgegriffen, die als solche gekennzeichnet sind.

Auch wenn der Verweis auf Privatisierungsentwicklungen und mehr oder weniger zugemutete Eigenverantwortung mittlerweile zum Standardrepertoire der deutschen Sozialstaatsdiagnose gehört (Lessenich 2012b: 107–133), bleibt die zentrale Frage ungeklärt, wie sich Bürger hierzulande in den neuen Sicherungswelten bewegen (ähnlich: Köppe et al. 2016: 6). Anfänge für eine solche Forschung sind seit der Einführung verschiedener Formen staatlich moderierter privater Absicherung zu beobachten. So ist insbesondere im Bereich der Alterssicherung gut dokumentiert, welche sozialstrukturellen Merkmale mit einem privaten Vorsorgeengagement einhergehen (im Überblick: Blank 2011). Mehrere Untersuchungen haben herausgestellt, dass private Altersvorsorge in Form der Riester-Rente stärker verbreitet ist bei Personen im mittleren Alter, aus den neuen Bundesländern, mit hohen Einkommen und stabiler Erwerbsposition sowie bei denen mit ausgeprägtem Finanzwissen – der Bildungsgrad hat dagegen nur einen geringen Einfluss (Börsch-Supan et al. 2008; Geyer/Steiner 2009; Blank 2011). Werden auch nicht-geförderte Formen der Alterssicherung berücksichtigt, so zeigt sich eine deutlich stärkere sozialstrukturelle Schichtung als bei der Riester-Rente (Pfarr/Schneider 2012). Über die Inanspruchnahme hinaus gibt es für die private Altersvorsorge mittlerweile erste Untersuchungen, die aufzeigen, welche Verhaltensmuster sich bei einzelnen Personen im Zeitablauf stabilisieren, wie Verträge bedient werden und wann es zu Kündigungen der Verträge kommt (Wels/Rieckhoff 2012; Ziegelmeyer/Nick 2012). Ebenso existieren Untersuchungen für den Bereich privater Krankenabsicherung (Gerlinger/Schmucker 2011; Grabka 2014). Für die Verbreitung von privaten Krankenzusatzversicherungen zeigen sich leicht veränderte sozialstrukturelle Zusammenhänge. Grabka (2014) hat beispielsweise für private Krankenzusatzversicherungen aufgezeigt, dass solche Formen der Absicherung vermehrt bei Frauen, Personen mittleren Alters und in höheren Einkommensgruppen vorkommen. Abweichend vom Muster der privaten Altersvorsorge kommen Krankenzusatzversicherungen aber vor allem in Westdeutschland und bei Personen mit gutem Gesundheitszustand vor, zudem lassen sich starke Unterschiede zwischen den einzelnen Bildungsgruppen beobachten. Zur privaten Absicherung des Pflegerisikos im Allgemeinen und zum „Pflege-Bahr“ im Besonderen fehlt es bislang an robusten Befunden (vgl. Rothgang et al. 2014: 32–34).

Auffällig ist, dass private Vorsorgeengagements in der Literatur bisher nur isoliert betrachtet werden – Wechselwirkungen zwischen einzelnen Arrangements privater Daseinsvorsorge finden keine Beachtung. Diskurse verlaufen meist innerhalb von Teildisziplinen wie der Altersforschung (Rieckhoff 2011), den Gesundheits- (Gerlinger/Schmucker 2011) oder Pflegewissenschaften (Blüher/Stosberg 2005), sodass es an einer integrierenden Perspektive fehlt. Dennoch lassen sich in diesen Studien erste Anhaltspunkte für einen möglichen Zusammenhang finden: erstens in Arbeiten zur Inanspruchnahme von Produkten und zweitens in Arbeiten zu wohlfahrtsstaatlichen Einstellungen.

Erstens: Die Studien von Pfarr/Schneider (2011) und Bode/Wilke (2014a: 240–266) analysieren die Inanspruchnahme von Riester-Produkten. In beiden Arbeiten kann ein positiver Zusammenhang zwischen dem Abschluss einer privaten Krankenversicherung und einer Riester-Rente nachgewiesen werden. Erklärt wird dieser Zusammenhang mit dem Wirken von vertriebsorientierten Beratern als neue sozialpolitische Akteure. Ausgehend von dieser Forschung lassen sich eine ganze Reihe weiterer Studien anführen, die versuchen, den Einfluss von Beratern auf Anlageentscheidungen im Allgemeinen herauszuarbeiten (z. B. international: Bluethgen et al. 2008 und Georgarakos/Inderst 2011). Ein klarer Befund der genannten Studien ist, dass Beratungssituationen genutzt werden, um Produkte zu verkaufen – etwa, indem in Beratungsgesprächen zu den nachgefragten weitere Produkte platziert werden oder regelmäßige ‚Bestandsüberprüfungen‘ zu neuen Produktempfehlungen führen. Ein Nachteil dieser Studien ist, dass sie sich nicht explizit mit dem Zusammenspiel unterschiedlicher Formen der Daseinsvorsorge auseinandersetzen. Die genannten Befunde können deshalb nur als Indizien dienen.

Zweitens: In der Einstellungsforschung finden sich – bisher vor allem im Bereich der Altersvorsorge – Studien, die die Unterstützungsmuster privater Vorsorge analysieren (international: van Groezen et al. 2009; Jaime-Castillo 2013; in Bezug auf Deutschland: Nüchter et al. 2008). Diese zeichnen entweder die Entwicklung der Akzeptanz für private Arrangements im Zeitablauf nach oder versuchen, spezielle Unterstützergruppen zu identifizieren. Erstere Forschungsansätze kommen zu dem Ergebnis, dass private Vorsorge im Zuge ihrer sozialstaatlichen Etablierung an Akzeptanz gewonnen hat (so etwa in Schweden: Edlund/Sevä 2013; aber auch in Deutschland: Schmitz/Friedrich 2016: 189–193). Viele Bürger wünschen sich mittlerweile ein Rentensystem, in dem auch privates Engagement notwendig ist.[5] Hinsichtlich der Unterstützergruppen ist bisher vor allem die sozialstrukturelle Lage und (partei-)politische Orientierung untersucht worden. Eine günstige sozio-ökonomische Ausgangslage (Einkommen, Bildung, männliches Geschlecht) geht gemäß internationalen Studien tendenziell mit einer stärkeren Präferenz für eine private Vorsorge einher (international: Edlund/Sevä 2013; für Deutschland: Bode/Wilke 2014a: 55–59). Auffällig ist, dass in der Einstellungsforschung dieselben Gruppen als aufgeschlossen gegenüber der privaten Daseinsvorsorge identifiziert werden, die überdurchschnittlich häufig entsprechende Produkte abschließen. Ein durch Einstellungen und Überzeugungen ausgelöster Produktabschluss erscheint also nicht unwahrscheinlich (in Bezug auf die Altersvorsorge: Lamping/Tepe 2009; für die USA: Bailey et al. 2004). Wie sich jedoch Einstellungen in einem Bereich privater Vorsorge auf das Verhalten in anderen Bereichen auswirken, ist bisher ungeklärt.

4 Empirische Befunde

4.1 Daten und Methoden

Private Daseinsvorsorge spielt in standardisierten Surveys bisher kaum eine Rolle. Zwar existieren durchaus Erhebungen, in denen der Besitz einer privaten Kranken-, Alters- oder Pflegeabsicherung erfasst wird, die gleichzeitige Erhebung aller drei Vorsorgebereiche, die eine Analyse des Zusammenspiels erst ermöglicht, ist dagegen selten. Eine Ausnahme bildet die Soll-und-Haben-Studie aus dem Jahr 2013. Hierbei handelt es sich um eine Online-Erhebung von 4.913 Personen aus dem Bundesgebiet.[6] Die Auswahl der Stichprobe ist repräsentativ für die Bevölkerung mit Online-Zugang und erfolgte über ein Quoten-Sample (Spiegel QC 2013: 10). In der Umfrage werden zahlreiche Fragen zum Umgang mit Geld sowie zum Anlage- und Vorsorgeverhalten in verschiedenen Lebensbereichen gestellt. Neben dem Besitz von Produkten werden auch allgemeine Einstellungen und konkrete Vertragspartner erfragt.

Auch wenn sich Online-Untersuchungen zunehmend als akzeptierte Erhebungsmethode etablieren (Zerback et al. 2009), so unterliegen sie bestimmten Einschränkungen hinsichtlich der wissenschaftlichen Verwertbarkeit. Das gilt insbesondere für die vorliegende Untersuchung. Eine erste Einschränkung ist durch die Erreichbarkeit gegeben. So verfügen zwar mehr als Dreiviertel der bundesdeutschen Bevölkerung über einen Internet-Zugang, ein Teil der Bevölkerung ist aber noch immer nicht online erreichbar (Wagner/Hering 2014: 661). Da hier jedoch die Erwerbsbevölkerung fokussiert wird, die überdurchschnittlich häufig über einen Internetanschluss verfügt, ist nur mit einer geringen Verzerrung zu rechnen. Zweitens ist durch das quotierte Sample aus dem Payback-Panel keine Zufallsstichprobe im engeren Sinne gewährleistet. Sowohl die Quotierung als auch die selektive Vorauswahl potentieller Interviewpartner gehen mit Einschränkungen bei der statistischen Auswertung einher (Baur/Florian 2009: 110–117). Das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse könnte durch die spezifische Interessenlage seitens des Auftraggebers, aber auch der Probanden gestört werden. Die Auftraggeber verfolgten mit der Erhebung kein primär wissenschaftliches Interesse, sondern strebten eine umfassende Beschreibung des Anlageverhaltens an. Trotz dieser Einschränkung wurde in der Fragebogenkonzeption aber auf die Einhaltung der Standards empirischer Sozialforschung geachtet. Zudem wurde den Teilnehmern bei erfolgreichem Abschluss der Untersuchung eine quasi-monetäre Vergütung in Form von Payback-Punkten gutgeschrieben. Dadurch erhöht sich das Risiko einer selektiven Stichprobe. Um die Reichweite möglicher Verzerrungen durch den Modus der Erhebung abschätzen zu können, werden im Folgenden die deskriptiven Befunde, soweit möglich, durch andere Datenquellen ergänzt. Für die (multivariate) Analyse von Zusammenhängen sind die genannten Einschränkungen jedoch weniger relevant – so hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass Online-Erhebungen trotz der genannten Selektionsmechanismen eine zuverlässige Schätzung von Zusammenhangsmaßen erlauben (Alvarez 2003).

Einige grundsätzliche Schwierigkeiten dabei, den Forschungsgegenstand zu erschließen, ergeben sich bei der Konstruktion der abhängigen Variablen. Diese Probleme betreffen auch andere Studien zur privaten Vorsorge – insbesondere, wenn sie auf Umfragen basieren. Zum Ersten gibt es erhebliche Abgrenzungsprobleme (vgl. in Bezug auf die Altersvorsorge: Wilke 2016: 191–193). Abseits der staatlich definierten Vorsorgeprodukte, wie beispielsweise der Riester-Rente, existiert eine ganze Reihe weiterer Produkte, die der Absicherung dienen können. Und tatsächlich findet sich in den empirischen Zuschreibungen der Menschen eine große Bandbreite von Vorsorgeformen, die üblicherweise nicht unter dem Aspekt privater Vorsorge untersucht werden (z. B. Immobilien oder Bildungsinvestitionen: Maicher 2012). Ebenso können Produkte, die als Vorsorgeprodukte verkauft werden, gänzlich anderen Zwecken dienen (z. B. Lebensversicherungen). Zusätzlich verschärft werden Abgrenzungsprobleme dadurch, dass (zumindest die Alters-)Vorsorge oft eine Angelegenheit von Paaren und keine ‚Privatsache‘ ist (in Bezug auf Großbritannien: Joseph/Rowlingson 2012). Studien, die sich mit dem privaten Vorsorgeverhalten befassen, müssen diese Unschärfe zwangsläufig in Kauf nehmen. Zum Zweiten ist das Wissen über die vorhandenen Vorsorgeprodukte bei Befragten häufig nur wenig präsent. Da Vertragsabschlüsse oft viele Jahre zurückliegen, bestimmte Policen an andere gekoppelt sind oder schlicht undurchsichtige Marketingbezeichnungen tragen, haben viele Menschen keinen Überblick über ihr Vorsorgeportfolio (in Bezug auf die Altersvorsorge: Haupt 2014). Daraus resultieren mitunter je nach Erhebungsmethode erhebliche Unterschiede in der geschätzten Verbreitung von Vorsorgeprodukten (siehe Abschnitt: 4.2).

In der Soll-und-Haben-Studie wurde das Vorsorgeverhalten über eine Liste verschiedener Produkte auf der Personenebene mit den Fragen „Welche dieser Geldanlageformen besitzen Sie persönlich?“ und „Welche Versicherungen besitzen Sie persönlich?“ erhoben. Die eben skizzierten Probleme der Zuschreibung und Abgrenzung von Vorsorgeprodukten zur Daseinssicherung gegenüber anderen werden an dieser Stelle deutlich. Da Vorsorge letztlich über verschiedene Produkt(-Mischungen) realisiert werden kann, ist eine selektive Auswahl notwendig.[7] Unter den möglichen Antwortkategorien werden der Besitz einer privaten Rentenversicherung, einer privaten Pflegeversicherung und einer Krankenzusatzversicherung als abhängige Variablen verwendet. In allen drei Bereichen ergänzen Produkte zur privaten Absicherung die staatlich organisierte Daseinsversorgung.[8] In der multivariaten Analyse kommen logistische Regressionsmodelle zum Einsatz (allgemein: Urban/Mayerl 2006), die jeweils das gleiche Set an erklärenden Variablen, ergänzt um die variierenden Indikatoren zur privaten Daseinsvorsorge, enthalten. Für die nachfolgenden Analysen wird die Stichprobe eingegrenzt auf die 18- bis unter 65-Jährigen. (Früh-)Rentner und Personen in Ausbildung wurden genauso von der Analyse ausgeschlossen wie Selbständige und Beamte, da dort eine (partielle) private Absicherung vorausgesetzt wird. Um mögliche fehlerhafte Zuweisungen bei privaten Krankenzusatzversicherungen auszuschließen, wurden zudem nur Personen berücksichtigt, die Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung sind. Damit reduziert sich die Stichprobe auf 3.491 Befragte, von denen aufgrund von einzelnen Fehlwerten 2.814 in der multivariaten Analyse berücksichtigt werden.

4.2 Auswertung

Die folgende Tabelle gibt einen ersten Überblick zur Verbreitung privater Daseinsvorsorge in den Sicherungswelten Alter, Gesundheit und Pflege gemäß den Angaben in der Soll-und-Haben-Studie. Neben der prozentualen Verbreitung unter den Erwerbspersonen wird die Verbreitung nach verschiedenen sozialstrukturellen Merkmalen differenziert ausgegeben. Etwas mehr als 40 % der Befragten geben an, eine private Rentenversicherung zu besitzen. Der (hier nicht abgebildete) Anteil der als Riester-Sparer identifizierbaren Personen liegt dagegen unter 30 %. Krankenzusatzversicherungen besitzen etwa ein Drittel der Befragten. Deutlich weniger (8 %) sind mit einer privaten Pflegeversicherung ausgestattet.

Diese Daten spiegeln weitestgehend die Verbreitung wider, die sich aus den Daten der amtlichen Statistik herleiten lässt: Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (2012: 47) auf Basis des Mikrozensus 2011 besitzen in Deutschland etwa 18 Millionen Menschen (ca. 22 %) eine private Krankenzusatzversicherung. Mehrheitlich fallen diese Verträge auf Personen mit privater Krankenvollversicherung (etwa 48 % von 9,3 Millionen gegenüber 20 % von 70 Millionen in der GKV Versicherten). Da hierunter auch Rentner und Kinder mit einer geringeren Abschlusswahrscheinlichkeit fallen, ist die Verbreitung unter den in der GKV versicherten Erwerbspersonen aber höher und liegt mit ca. 28 % in der Nähe des in Tabelle 1 ausgewiesenen Wertes. Eine freiwillige Pflegeversicherung besaßen nach Angaben des Verbands der privaten Krankenversicherungen (2014: 6) im Erhebungsjahr 2013 etwa 2,7 Millionen Personen (3,4 %). Dieser deutlich geringere Wert gegenüber den Angaben in Tabelle 1 spiegelt Erfahrungen anderer surveygestützter Untersuchungen wider, die ebenfalls eine deutlich höhere Verbreitung ausweisen.[9] Unter den abgeschlossenen Pflegeversicherungen spielt der staatlich geförderte „Pflege-Bahr“ mit 350.000 Verträgen im Jahr 2013 nur eine untergeordnete Rolle (Rothgang et al. 2014: 32–34). Für die private Rentenversicherung gibt es nur amtliche Daten für abgeschlossene Verträge, nicht jedoch für die Anzahl abgesicherter Personen. Im Erhebungsjahr 2013 existierten 16 Millionen Riester-Verträge, wobei etwa 20 % der Verträge ruhen (BMAS 2015). Werden neben Riester-Renten auch nicht-geförderte Policen betrachtet, liefern Daten des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft eine grobe Orientierung. Diese bieten allerdings nur Informationen zu Rentenversicherungsprodukten (Banksparpläne und ähnliche Produkte bleiben unberücksichtigt). Der Verband weist für das Jahr 2013 etwa 20 Millionen abgeschlossene Rentenversicherungsverträge aus (GDV 2014: 14–15). Das heißt, zu etwa 11 Millionen über die Riester-Rente geförderten Rentenversicherungen kommen weitere 9 Millionen hinzu (1,7 davon als Basisrenten). Für die Riester-Rente lässt sich die Anzahl von Personen mit Vertrag zur (geschätzten) Anzahl der Zulagenberechtigten (Fasshauer/Toutaoui 2009) in Beziehung setzen. Daraus ergibt sich eine Verbreitung von etwa 40 % – wobei in Surveys häufig ein geringerer Anteil den Besitz eines Riester-Produkts angibt (z. B. Blank 2011: 112; Wilke 2016: 232–234). Insofern scheinen sich die in Tabelle 1 ausgewiesenen Werte zur Rentenversicherung gut mit den Befunden aus anderen Studien zu decken. Alles in allem bildet der Survey die Verbreitung von Vorsorgeprodukten in der Bevölkerung relativ gut ab.

Tabelle 1

Die Verbreitung privater Daseinsvorsorge

AlleNeue BundesländerFrauenEinkommen unter 1.750 €Geringer Bildungsgrad
Rentenversicherung42,89 %38,22 %40,03 %35,93 %38,55 %
Krankenzusatzvers.30,82 %25,49%28,40 %23,70 %24,41 %
Pflegeversicherung8,26%5,57%7,76 %6,52 %7,33 %
Zwei Versicherungen16,90%13,54%16,30%16,99%13,27%
Drei Versicherungen4,24 %2,03 %3,14%4,53 %3,83 %
N3.4916711.7051.034803
  1. Anmerkungen: Daten gewichtet; geringer Bildungsgrad: kein oder Hauptschulabschluss; Haushaltseinkommen Quartilsgrenze; Fehlwerte des Haushaltseinkommens teilweise imputiert, private Versicherungen umfassen staatlich geförderte und ungeförderte Produkte; Auswahl der Stichprobe siehe Abschnitt 4.1.

Nicht aus anderen Datenquellen rekonstruieren lässt sich das Vorsorgeverhalten in mehreren Sicherungswelten. Hierzu gibt Tabelle 1 erste Hinweise. Sie zeigt auf, wie häufig es vorkommt, dass eine Person in mindestens zwei der Bereiche Alter, Pflege oder Krankheit ein Produkt besitzt. Von den Befragten mit einer Versicherung in einem Bereich haben knapp 30 % Produkte in genau einem weiteren Bereich. Darüber hinaus besitzen 7 % sogar Produkte in allen drei Bereichen.

Den Soll-und-Haben-Daten lässt sich zudem die sozialstrukturelle Schichtung privater Daseinsvorsorge entnehmen. Private Rentenversicherungen, Krankenzusatzversicherungen und private Pflegeversicherungen finden sich seltener bei Personen aus Ostdeutschland, mit geringem Einkommen und niedriger Bildung. Auffällige Unterschiede zwischen den einzelnen Absicherungsformen zeigen sich bei Ostdeutschen und Frauen. Während Pflege- und Krankenzusatzversicherungen in diesen Gruppen seltener vorkommen, sind Rentenversicherungen ähnlich üblich wie in der Gesamtbevölkerung. Bei den Rentenversicherungen scheinen die umfangreichen Maßnahmen der Riester-Förderung (Unisex-Tarife, hohe Förderquoten für Geringverdiener) einer sozialstrukturellen Differenzierung entgegenzuwirken.

Die folgende Tabelle 2 geht der Frage nach, in welcher Weise Individuen einzelne Vorsorgeformen miteinander verknüpfen. Dargestellt sind hier bivariate Zusammenhänge (Phi-Koeffizienten) für die einzelnen Vorsorgeformen allgemein und bei unterschiedlichen sozialstrukturellen Ausgangslagen. Alle Korrelationskoeffizienten sind hochsignifikant und verweisen auf einen schwachen bis mittelstarken positiven Zusammenhang, der zwischen 0,1 und 0,3 variiert. Die Hypothese eines ‚Trade-off‘ muss demnach zurückgewiesen werden. Für eine differenzierte Betrachtung nach sozialstrukturellen Merkmalen wurden alle Werte kursiv markiert, bei denen der Korrelationskoeffizient um mindestens 20 % von dem der Gesamtstichprobe abweicht. Dadurch wird deutlich, dass der Zusammenhang zwischen verschiedenen Vorsorgeformen in Ostdeutschland insgesamt weniger markant ausfällt. Das betrifft insbesondere die Kombinationen aus Renten- und Krankenzusatzversicherung sowie Renten- und Pflegeversicherung. Letztere ist auch bei Frauen vergleichsweise selten anzutreffen. Kommt es also in diesen Gruppen aufgrund vergleichsweise geringerer finanzieller Spielräume eher zu einem ‚Trade-off‘? Dass dem nicht so ist, zeigen die Korrelationswerte der Geringverdienerhaushalte, die sich kaum vom Rest der Befragten unterscheiden. Personen mit geringer Bildung weichen deutlich von anderen Bevölkerungsteilen ab. Bei diesen gibt es die Tendenz zu einem überdurchschnittlich starken Zusammenhang zwischen den einzelnen Absicherungsformen. Da in dieser Gruppe jedoch gleichzeitig unterdurchschnittlich häufig private Vorsorge betrieben wird, deuten die Daten auf eine Polarisierung der Vorsorge hin: Ein Großteil bleibt ohne Vorsorge, und ein kleiner Teil zeichnet sich durch Mehrfachabsicherung aus.

Tabelle 2

Zusammenhang zwischen dem Besitz verschiedener Produkte privater Vorsorge – Korrelationen

AlleNeue BundesländerFrauenEinkommen unter 1.750 €Geringer Bildungsgrad
Rentenversicherung x Krankenzusatzvers.0,2248[***]0,1259[**]0,2319[***]0,2461[***]0,2754[***]
Rentenversicherung x Pflegeversicherung0,1738[***]0,1223[**]0,1238[***]0,1945[***]0,1970[***]
Krankenzusatzversicherung x Pflegeversicherung0,2214[***]0,2303[***]0,1913[***]0,2255[***]0,2211[***]
  1. Anmerkungen: Daten gewichtet, Phi-Korrelationskoeffizient; Variablen und Stichprobengröße siehe Tabelle 1;

In einem letzten Schritt werden die drei Vorsorgeformen einer multivariaten Analyse unterzogen. Als abhängige Variablen fungieren der Besitz einer privaten Rentenversicherung, einer Krankenzusatzversicherung und einer privaten Pflegeversicherung. Sie werden jeweils in einem identisch aufgebauten logistischen Regressionsmodell näher untersucht. Angegeben sind jeweils die durchschnittlichen marginalen Effekte. Diese bieten gegenüber den üblicherweise angegebenen Odds-Ratios den Vorteil, in ihrer Effektstärke robuster gegenüber Modellvariationen und über verschiedene Modelle hinweg vergleichbar zu sein (Mood 2010). Ihr Wert gibt an, wie stark sich die Wahrscheinlichkeit, ein privates Vorsorgeprodukt zu besitzen, im Durchschnitt verändert, wenn sich die abhängige Variable um eine Einheit erhöht (vgl. Best/Wolf 2012: 382–383).

Die sozialstrukturellen Variablen verweisen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Abschluss privater Vorsorge.[10] Ohne die Prädiktoren im Einzelnen vorzustellen, sollen hier nur wesentliche Zusammenhänge hervorgehoben werden. In allen drei Modellen bestätigt sich das aus der Literatur bekannte Bild eines stark durch Ressourcen geprägten Vorsorgeverhaltens: Ein geringes Einkommen bzw. Arbeitslosigkeit, geringe Bildung, geringes Finanzwissen und die ostdeutsche Herkunft gehen in der Tendenz mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zur privaten Vorsorge einher. Ebenfalls bekannt ist das zurückhaltende Vorsorgeengagement unter Frauen, wenn nicht-geförderte Vorsorgeprodukte berücksichtigt werden.

Neben sozialstrukturellen Merkmalen wird der Einfluss von Einstellungsmerkmalen geprüft. Diese geben bereits interessante Hinweise auf den Prozess des Abschlusses. Personen, die beim Kauf von Versicherungsprodukten sehr stark auf einen Berater fixiert sind, schließen tendenziell eher Vorsorgeprodukte ab. Ein entscheidender Mechanismus scheint – ganz der Logik des wirtschaftssoziologischen Ansatzes folgend – das Vertrauen in den Berater zu sein.[11] Das Propagieren einer privat organisierten Daseinsvorsorge durch Berater entfaltet den Modellen zufolge in allen Sicherungswelten eine Wirkung – wobei Berater beim Verkauf von Pflegeversicherungen weniger Erfolg haben.

Interessanterweise scheinen vorsichtige (risikoaverse) Anleger entgegen der in Rational-Choice-Modellen unterstellen Hypothese seltener ein Vorsorgeprodukt abzuschließen. Möglicherweise stellt die (insbesondere bei Rentenversicherungen vorliegende) langfristige Bindung von Vermögenstiteln ein beträchtliches Risiko dar, sodass vorsichtige Anleger an dieser Stelle lieber auf einen Produktabschluss verzichten (Wilke 2016: 289–301).

Förderlich ist dagegen – zumindest bei Rentenversicherungen – eine auf private Versicherungen ausgerichtete Vorsorgementalität. Es erscheint plausibel, dass eine solche Vorsorgementalität mit einem geringen Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung einhergeht. In diesem Fall decken sich die Befunde mit denen aus anderen Studien. So zeigen beispielsweise Lamping/Tepe (2009) eine höhere Wahrscheinlichkeit zum Abschluss eines Riester-Vertrags bei Vorliegen eines geringen Vertrauens in die gesetzliche Rentenversicherung. An dieser Stelle deutet sich die Relevanz des wohlfahrtskulturellen Ansatzes an: Wenn die Absicherungswirkung staatlicher Sozialpolitik im Diskurs hinterfragt wird, ändert sich die Einstellung gegenüber der privaten Vorsorge, woraus sich Verhaltensänderungen ergeben. Abgesehen vom Einfluss der Vorsorgementalität auf den Abschluss eines Produkts lassen sich jedoch keine Hinweise dafür finden, dass das Zusammenspiel zwischen den Sicherungswelten hinreichend mit der Einstellung gegenüber privater Vorsorge erklärt werden kann, denn die verstärkenden Effekte privater Vorsorgeprodukte bleiben trotz der Kontrolle der Vorsorgementalität bestehen.

Mit Blick auf den Einfluss anderer Produkte der privaten Daseinsvorsorge zeigt sich in allen drei Modellen ein ausgeprägter positiver Zusammenhang. Der signifikante Einfluss der Vorsorgeprodukte aus anderen Sicherungswelten verweist zugleich darauf, dass zumindest in der hier operationalisierten Form weder materiell unterschiedliche Ausgangspositionen noch Beraterkontakte noch kulturelle Überzeugungen (Einstellungen zu privaten Versicherungen als Vorsorgeinstanzen) allein die Kumulation von Vorsorgeverträgen bei einzelnen Personen hinreichend erklären können. Die Modelle zeigen zudem, dass sich selbst innerhalb sozialer Gruppen mit einer vergleichbaren sozialstrukturellen Ausgangslage Produkte privater Daseinsvorsorge bei einigen kumulieren, während sie bei anderen weitestgehend abwesend sind.

In der folgenden Tabelle 4 werden auf Grundlage der eben präsentierten Modelle die Bedingungen, unter denen es zu einer verstärkten Kumulation von Vorsorgeverträgen kommt, mithilfe von Interaktionseffekten genauer untersucht. Ausgewiesen werden jeweils nur die Haupteffekte sowie die Interaktionsterme. Abgebildet sind drei Modellblöcke, die für jede der abhängigen Variablen die möglichen Variationen der Interaktionseffekte enthalten.

Tabelle 3

Erklärungsmodelle zum Besitz verschiedener Produkte privater Vorsorge – logistische Regression

M1: private RentenversicherungM2: KrankenzusatzversicherungM3: private Pflegeversicherung
Unabhängige VariablenAMESEAMESEAMESE
Alter-0,006[***]0,0010,002+0,0010,0010,001
Abitur (0/1), ref: Realschule-0,0240,0270,0220,0250,0200,015
Hauptschule (0/1)-0,0440,029-0,064[*]0,0290,0120,018
Nettoeinkommen0,026[*]0,0110,037[***]0,0100,0060,007
Haushaltsgröße-0,0100,015-0,0160,0140,0090,009
Immobilienbesitz (0/1)0,0120,0290,0230,025-0,0260,016
Kinder (0/1)0,0460,034-0,0150,034-0,0170,021
Weiblich (0/1)-0,047[*]0,023-0,036+0,0210,0100,013
Arbeitslos (0/1)0,0200,0540,0720,063-0,276[***]0,077
Verheiratet (0/1)-0,0410,0280,0060,027-0,0040,016
Neue Bundesländer (0/1)-0,0360,029-0,077[**]0,029-0,038[*]0,018
Beratervertrauen0,042[***]0,0120,037[***]0,0110,0080,007
Berateraffinität (0/1)0,0100,0240,0250,0220,0160,013
Finanzwissen-0,0030,0070,0050,0060,008[*]0,004
Vorsichtiger Anleger (0/1)-0,080[***]0,024-0,0010,024-0,0120,013
Versicherungsvorsorge wichtig0,065[***]0,0170,0100,0170,0060,009
Krankenzusatzvers. (0/1)0,160[***]0,0230,081[***]0,013
Private Pflegevers. (0/1)0,252[***]0,0420,224[***]0,035
Private Rentenvers. (0/1)0,144[***]0,0210,082[***]0,014
N2.8142.8142.814
Wald-Test11,18[***]11,26[***]7 59[***]
  1. Anmerkungen: Daten gewichtet; Standardfehler (SE); durchschnittliche marginale Effekte (AME); Nettoeinkommen in €/1.000; Beratervertrauen: „Ich habe einen Versicherungsvertreter, dem ich voll und ganz vertraue“ [1 = trifft überhaupt nicht zu … 4 trifft voll und ganz zu]; Berateraffinität: 1, wenn Zustimmung: „Ich informiere mich am liebsten persönlich bei meinem Berater“; Finanzwissen: Summenindex: Thema Finanzen ist unkompliziert [1 … 4] + Schlechte Laune bei Beschäftigung mit Finanzen [1 = trifft voll und ganz zu … 4 trifft überhaupt nicht zu] + Bei Geldangelegenheiten werde ich häufig um Rat gefragt [1 … 4]; Vorsichtiger Anleger: 1, wenn Zustimmung: Vorsichtiger Anlegertyp, der nicht bereit ist, für Renditechancen ein Risiko einzugehen; Versicherungen wichtig: „Um für die Zukunft vorzusorgen, sind bestimmte Versicherungen einfach wichtig“ [1 … 4]; + p < 0,1;

Tabelle 4

Erweiterte Analysen zum Besitz privater Vorsorgeprodukte – Interaktionseffekte

Private RentenversicherungKrankenzuversicherungPrivate Pflegeversicherung
Unabhängige VariablenAMESEAMESEAMESE
Modellblock I
Beratervertrauen0,0150,0150,0120,015-0,0080,012
Krankenzusatzvers. (0/1)0,0410,0470,097[**]0,025
Private Pflegevers. (0/1)0,0840,0870,254[**]0,072
Private Rentenvers. (0/1)0,0520,0400,0290,025
Vertrauen x Krankenzusatzvers.0,069[**]0,024-0,0100,013
Vertrauen x Pflegevers.0,099[*]0,047-0,0200,034
Vertrauen x Rentenvers.0,053[*]0,0210,031[*]0,013
N2.8142.8142.814
Wald-Test9,89[***]10,42[***]7,16[***]
Modellblock II
Haushaltseinkommen0,037[**]0,0130,047[**]0,012-0,0050,011
Krankenzusatzvers. (0/1)0,274[**]0,0570,0490,038
Private Pflegevers. (0/1)0,214[*]0,1030,175+0,090
Private Rentenvers. (0/1)0,214[**]0,0510,068+0,038
Einkommen x Krankenzusatzvers.-0,042[*]0,0200,0110,012
Einkommen x Pflegevers.0,0140,0310,0180,028
Einkommen x Rentenvers.-0,0260,0180,0050,012
N2.8142.8142.814
Wald-Test10,28[***]10,24[***]7,45[***]
Modellblock III
Finanzwissen0,0010,0080,0070,0080,0140,010
Krankenzusatzvers. (0/1)0,172[**]0,0560,052+0,031
Private Pflegevers. (0/1)0,436[**]0,1210,190[*]0,085
Private Rentenvers. (0/1)0,166[**]0,0480,138[**]0,041
Finanzwissen x Krankenzusatzvers.-0,0030,0130,0070,007
Finanzwissen x Pflegevers.-0,044+0,0260,0080,019
Finanzwissen x Rentenvers.-0,0060,011-0,0130,009
N2.8142.8142.814
Wald-Test10,29[***]10,06[***]6,51[***]
  1. Anmerkungen: Daten gewichtet; Standardfehler (SE); durchschnittliche marginale Effekte (AME); alle Variablen aus Tabelle 3 sind enthalten, aber nicht abgebildet; Variablenbeschreibungen: siehe Anmerkungen Tabelle 3; + p <0,1

Im ersten Modellblock wird der in wirtschaftssoziologischen Ansätzen konstatierte Einfluss von Beratern auf den Besitz von Renten-, Krankenzusatz- und Pflegeversicherungen näher beleuchtet. Die signifikant positiven Interaktionseffekte zeigen auf, dass eine Kumulation von Vorsorgeverträgen insbesondere bei Personen mit einem hohen Vertrauen in Berater vorkommt. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine aktive Einflussnahme von Beratern auf die private Daseinsvorsorge – entweder durch Vermittlung einer Kultur privater Daseinsvorsorge oder schlicht durch ‚Cross Selling‘.

Der zweite Modellblock geht den Bedingungen nach, unter denen es zumindest der Tendenz nach eher zu einem ‚Trade-off‘ zwischen verschiedenen Vorsorgeprodukten, wie er in Rational-Choice-Ansätzen unterstellt wird, kommt. So liegt die Vermutung nahe, dass die Kumulation verschiedener Absicherungsformen bei einer geringen Ressourcenausstattung schwächer ausfällt – dass sich Individuen bei geringen Einkommensspielräumen also für eine Vorsorgeform entscheiden müssen. Hierfür gibt es keine Indizien. Von den getesteten Interaktionstermen ist lediglich der zwischen dem Einkommen und dem Besitz einer Krankenzusatzversicherung signifikant. Entgegen der Vermutung deutet er jedoch in die entgegengesetzte Richtung: In höheren Einkommenslagen ist die Kumulation weniger stark ausgeprägt. Gerade für einkommensschwächere Haushalte könnte sich aus der Kumulation von Verträgen die Gefahr einer Überversicherung ergeben.

Im letzten Modellblock wird eine in diesem Zusammenhang naheliegende und häufig diskutierte Ursache für unpassende Absicherung beleuchtet: finanzielle Kompetenzen. Gemäß dem wirtschaftssoziologischen Ansatz ist von einer größeren Orientierungslosigkeit bei geringerer finanzieller Bildung auszugehen. Mithin sollte bei diesen Personen der Einfluss des Beraters zunehmen. Die Interaktionseffekte im letzten Modellblock sind schwach ausgeprägt und nur in einer Kombination signifikant (mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 10 %), sie lassen jedoch entsprechend der Vermutung auf eine verstärkte Tendenz zur Mehrfachabsicherung bei Personen mit geringem Finanzwissen schließen (je höher das Finanzwissen, desto geringer ist der positive Einfluss eines Pflegeversicherungsprodukts auf das Altersvorsorgeverhalten). In diesem Aufsatz nicht abgebildete zusätzliche Modelle, die statt dem Finanzwissen den Bildungsstand untersuchen, führen zu der gleichen Schlussfolgerung. Personen mit geringer finanzieller Bildung schließen zwar im Allgemeinen seltener private Vorsorgeverträge ab, wenn es allerdings zum Abschluss kommt, so bleibt es selten bei einem Vertrag. Dass dieser Effekt in Modellblock III bei den beratungsintensiven Pflegeversicherungen auftritt, nährt die Vermutung, dass dafür Beratereinflüsse maßgeblich sind. Dabei sollte eine Vielzahl von Verträgen keinesfalls mit einer besonders guten Vorsorgesituation gleichgesetzt werden. Mehrere Verträge gleichzeitig lassen sich für viele Haushalte nur dann kontinuierlich bedienen, wenn die Beiträge (und dementsprechend auch die versprochenen Absicherungsleistungen) gering sind – ansonsten kann es zu Zahlungsschwierigkeiten kommen. Das deutet sich insbesondere in der Gruppe von Personen mit geringem Finanzwissen bzw. geringer Bildung an. Dort ist die Sorge, Versicherungsverträge nicht bedienen zu können, besonders verbreitet.[12]

5 Diskussion

Die private Vorsorge ist in den Kernbereichen sozialer Sicherung für viele Menschen mittlerweile Teil sozialstaatlicher Normalität. Für die Absicherung sozialer Risiken wurden millionenfach private Renten-, verschiedenste Krankenzusatzversicherungen und in einem geringeren Ausmaß Pflegeversicherungen abgeschlossen. Ungeachtet dessen manifestiert sich eine Vorsorgepraxis, die von den Intentionen politischer Entscheidungsträger abweicht. In diesem Beitrag wird erstmals aufgezeigt, wie Individuen ihr privates Engagement in den verschiedenen Sicherungswelten miteinander vereinbaren. Dazu wurde mithilfe des onlinegestützten Surveys ‚Soll und Haben‘ aus dem Jahr 2013 der Besitz von privaten Vorsorgeprodukten in den Bereichen Alter, Pflege und Gesundheitsabsicherung untersucht. Im Vordergrund stand die Frage, welcher Zusammenhang sich zwischen den einzelnen Absicherungsformen auf individueller Ebene ergibt.

Die empirischen Befunde verweisen auf einen deutlichen positiven Zusammenhang zwischen den einzelnen Engagements in der privaten Daseinsvorsorge. Trotz der zum Teil erheblichen Kosten, die bereits für eine adäquate Absicherung in nur einem der Bereiche anfallen können, gibt es keine Tendenz für einen ‚Trade-off‘, bei dem die Absicherung in einem Bereich gegen den Verzicht auf Absicherung in einem anderen Bereich erkauft wird. Mit Blick auf die in Abschnitt 2 skizzierten Theorieangebote erweist sich damit der Rational-Choice- Ansatz, der einen ‚Trade-off‘ unterstellt, in seiner Grundvariante als ungeeignet für die Erklärung des Zusammenspiels. Auch für die erweiterte Version mit unterschiedlichen Graden der Risikoneigung gibt es kaum empirische Anhaltspunkte. Zum einen schließen risikoscheue (vorsichtige) Anleger in der Tendenz nicht häufiger, sondern seltener ein Vorsorgeprodukt ab. Zum anderen zeigt sich eine Kumulation auch unter Kontrolle der Risikoneigung. Bezeichnenderweise gibt es selbst bei Personen mit geringen Einkommensressourcen keine Tendenz eines ‚Trade-off‘. Für die Erklärung des Zusammenspiels der einzelnen Sicherungswelten spielen Ressourcen dennoch eine wichtige Rolle, allein schon deshalb, weil das finanzielle Engagement in den Bereichen Pflege, Alter und Gesundheit von sehr ähnlichen sozialstrukturellen Faktoren abhängt (Einkommen, Bildung, regionale Herkunft, Stellung im Arbeitsmarkt). Darüber hinaus zeigt sich, dass ein Vorsorgeprodukt selbst bei gleichen sozio-ökonomischen Voraussetzungen eher dann erworben wird, wenn bereits ein anderes Vorsorgeprodukt vorhanden ist. Für eine Erklärung erweisen sich wirtschaftssoziologische und wohlfahrtskulturelle Ansätze als hilfreich. In letzteren wird dem Einfluss von Einstellungen eine hohe Bedeutung beigemessen. Wirtschaftssoziologische Arbeiten betonen dagegen die soziale Einbettung entsprechender Entscheidungen. Diese hat sich insbesondere in der herausgehobenen Rolle von Beratern bei der Vermittlung von Produkten gezeigt. Zur Kumulation von Vorsorgeprodukten kommt es vor allem durch ‚Cross Selling‘ der Berater als neue Wohlfahrtsagenten. Dann wird erkaufte zu verkaufter Sicherheit. Insbesondere die wichtige Rolle des Vertrauens in Berater bei der Verstärkung von Kumulationseffekten unterstreicht die Relevanz wirtschaftssoziologischer Beiträge zum Vorsorgeverhalten. Nicht zuletzt deutet das Verhalten von Personen mit geringer (Finanz-)Bildung im Sinne des wirtschaftssoziologischen Ansatzes auf eine verstärkte soziale Einbettung aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit.

Aus sozialpolitischer Perspektive unterstreichen und ergänzen die hier vorgelegten Befunde andere Analysen zur Inanspruchnahme privater Vorsorgeprodukte: Von einer breiten Absicherung mit privaten Vorsorgeprodukten über alle Bevölkerungsgruppen hinweg ist nicht auszugehen. Einerseits reproduzieren sich in den privaten Sicherungswelten – ungeachtet aller Fördermaßnahmen – die klassischen Dimensionen sozialer Ungleichheit. Andererseits zeigt sich eine deutliche Streuung innerhalb dieser Dimensionen, da sich bei einigen die Versicherungsverträge häufen, während andere gar keine besitzen. Es ist also von einer zusätzlichen horizontalen Strukturierung sozialer Ungleichheit auszugehen, bei der selbst Personen in stabilen Lebenslagen durch ungünstige Vorsorge ein sozialer Abstieg droht.

Für die Individuen ergibt sich eine unübersichtliche Gemengelage, in der unklar bleibt, ob hinter dem Produktbesitz regelmäßig auch Beitragsleistungen stehen, die die adressierten Risiken überhaupt adäquat absichern. Es gibt zumindest Anhaltspunkte, dass ein Teil der Produkte von den Versicherten teuer erkauft wird, um ihr Gewissen zu beruhigen (in Bezug auf die Altersvorsorge: Wilke 2016: 301–303). Die bei einigen Versicherten verbreitete Sorge, Beiträge nicht (mehr) aufbringen zu können, wie auch der Einfluss von Beratern lassen jedenfalls Zweifel daran aufkommen, dass der Produktbesitz in der Breite mit einer adäquaten Absicherung einhergeht. Eine nicht zu vernachlässigende Nebenfolge dieser Unsicherheiten im Bereich der privaten Vorsorge ist das Problem der empirischen Erfassung des Gegenstandsbereichs. Wenn Individuen bei der Daseinsvorsorge auf sehr unterschiedliche Strategien und Produkte setzen, so gibt es eine Vielzahl möglicher Messkonzepte, die mitunter große Unterschiede in Bezug auf die Verbreitung von Vorsorge aufweisen. Hinzu kommt, dass den Nutzern häufig unklar ist, welche Produkte mit welchen Ansprüchen sie besitzen. Insofern verbleiben die hier präsentierten Befunde notwendigerweise auf einer explorativen Ebene, bei der Vorsorge mit dem Besitz ganz bestimmter Produkte gleichgesetzt wird. Angesichts der Bedeutung, die private Vorsorge für die Absicherung großer Bevölkerungsteile hat, sollten Anstrengungen unternommen werden, ein umfassendes Wissen über die Organisation privater Vorsorge zu schaffen und die mangelhafte Datenlage zu verbessern. Insofern sind die hier vorgelegten Befunde als ein Aufschlag für weitere Forschungsanstrengungen zu verstehen.

About the author

Dr. Felix Wilke

Dr. Felix Wilke ist promovierter Soziologe. Von 2009 bis 2016 hat er am Lehrstuhl für Sozialpolitik an der Universität Kassel in Forschung und Lehre gearbeitet. Seine Forschungsschwerpunkte sind Soziologie der Sozialpolitik, Alterssicherung und Private Vorsorge. Seit 2017 arbeitet er als wissenschaftlicher Referent im Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung Bund.

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Published Online: 2018-04-17
Published in Print: 2018-03-26

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 25.4.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zsr-2018-0006/html
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