Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 237
DOI: 10.1055/s-0040-1710259
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Veränderungen des Ernährungsstatus in der stationären Altenpflege

F Graeb
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
,
R Wolke
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
,
P Reiber
Hochschule Esslingen, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Esslingen, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Mangelernährung stellt im klinischen Bereich wie auch in der stationären Langzeitpflege eine nach wie vor große Herausforderung dar. Im vom BMBF geförderten Forschungsprojekt Prävention und Behandlung von Mangelernährung bei geriatrischen Patienten im Krankenhaus konnten bereits Routinedaten von BewohnerInnen mit mindestens 3-tägigem Klinikaufenthalt analysiert werden.

Methodik Es wurden vorliegende Routinedaten aus stationären Pflegeeinrichtungen einer Sekundäranalyse unterzogen und dabei Mangelernährungsscreenings, Gewichts- und BMI-Verläufe über drei Messzeitpunkte (Baseline (T0), nach 6 (T1) und 12 Monaten(T2)) ausgewertet sowie Pflegegrade, Diagnosen, Klinikaufenthalte, Stürze und Mortalität. Es sollten explorativ Unterschiede zwischen BewohnerInnen mit und ohne Klinikaufenthalt ermittelt werden.

Ergebnis Es konnten 932 BewohnerInnen in die Analyse eingeschlossen werden. 67,9 % (n = 633) sind weiblich, im Mittel 84,05 Jahre alt (SD±7,77) wobei 13,5 % (n = 126) bis T1 und 38 % (n = 354) bis T2 versterben. 14,5 % (n = 135) der BewohnerInnen hatten keinen Klinikaufenthalt, 85,5 % (n = 797) 1-6 Aufenthalte. In der Gesamtkohorte liegt das Gewicht durchschnittlich bei 67,63 kg (SD ±15,91), der BMI bei 25,33 kg/m2 (SD ±5,31). Im ersten halben Jahr verlieren 28,9 % (n = 233 von N=806) mehr als 5 % ihres Körpergewichtes, bei 53,9 % (n = 434) kommt es nur zu unwesentlichen Veränderungen und 17,1 % (n = 138) nehmen mehr als 5 % zu. Das durchschnittliche Gewicht sinkt über alle drei Messzeitpunkte kontinuierlich (T0 68,95 ±16,74; T1 68,13 ±16,34; T2 67,54 ±16,82; p < 0,001). Zu T1 weisen 38,7 % (n = 312) ein Mangelernährungsrisiko und 15,6 % (n = 126) eine manifeste Mangelernährung nach ESPEN-Kriterien auf. BewohnerInnen mit Klinikaufenthalt zeigen im T-test eine signifikant negativere Gewichtsentwicklung nach 6 (- 1,31 % vs. +0,723 %; p < 0,001; r 0,153) und 12 Monaten (- 2,78 % vs. +3,24 %; p < 0,001; r 0,220). Kein signifikanter Unterscheid besteht zwischen den Gruppen hinsichtlich Alter, Morbiditätsindex nach Charlson und BMI zu T0.

Schlussfolgerung Es deutet sich ein linearer Gewichtsverlust bei den BewohnerInnen an, jedoch sind hiervon vor allem jene mit Klinikaufenthalt betroffen. Damit bestätigt sich erneut der Zusammenhang von Klinikaufenthalten und Gewichtsverlust. Die Daten weisen in Bezug auf die Durchführung eines Screenings erhebliche Lücken auf, was auf ein deutliches Verbesserungspotential im Ernährungsmanagement in der Langzeitpflege schließen lässt.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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