Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594090
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Dieses große Tabu des absoluten Verlustes“ – Gesellschaftliche relevante Vorstellungen vom Lebensende

C Schulz
1   Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience (IoPPN), King's College, London, Vereinigtes Königreich
,
C Dunger
2   Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland
,
AH Seidlein
2   Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland
,
M Schallenburger
2   Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland
,
F Piechkamp
2   Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland
,
MW Schnell
2   Lehrstuhl für Sozialphilosophie und Ethik, Witten/Herdecke University, Witten, Deutschland
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Further Information

Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund:

Der Tod ist ein unausweichliches Ereignis im Leben eines jeden Menschen. Vorstellungen über den Tod enthalten gesellschaftliche, professionelle und existenzielle Aspekte. Die Konfrontation mit dem eigenen oder fremden Tod und deren Auswirkung auf den Einzelnen können sehr unterschiedlich sein.

Methodik:

Das BMBF-geförderte Diskursprojekt „30 Gedanken zum Tod“ ist mit einer interviewbasierten Begleitforschung verbunden, die sich der Vorstellung vom Tod in unserer Gesellschaft widmet. Dazu werden Perspektiven von Experten (z.B. Juristen), Begleitern, die sterbenden und verstorbenen Menschen nahe sind, und Menschen, die eine existenzielle Situation erlebt haben, analysiert. Die im Rahmen des Diskurses durchgeführten Interviews zu Einstellungen, Vorstellungen und Erfahrungen im Umgang mit dem Lebensende wurden transkribiert und mittels Framework Analysis ausgewertet.

Ergebnisse:

30 Interviews mit 10 Experten, 13 Begleitern und 8 Patienten werden analysiert. Zwei Teilnehmer konnten je zwei der Perspektiven einnehmen. Die Befragten, die selbst eine existenzielle Situation erlebten, sehen den Tod als das Ende weiterer Möglichkeiten. Das bisher gelebte Leben und erreichte Ziele können Einfluss auf die Akzeptanz der Endlichkeit nehmen. Die sich beruflich auf der Meta-Ebene mit dem Tod beschäftigenden Experten, ziehen daraus Schlüsse für ihren eigenen Tod – nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme assistierten Suizids. Für Begleiter ist das Ende des Dialoges mit dem Verstorbenen zentral: Viele Fragen bleiben für immer offen. Der Tod ist außerdem beruflicher Alltag, aber vieles von dem was sie dort erleben, erfahren sie als mit Anderen nicht teilbar.

Schlussfolgerungen:

Todesvorstellungen sind durch das persönliche und berufliche Erleben der Menschen beeinflusst. Je nachdem wann, wie, und unter welchen Umständen der Tod auftritt ist er mit verschiedenen Emotionen verbunden. Was der Tod markiert und somit bedeutet, ist individuell zu verstehen.