Sprache · Stimme · Gehör 2014; 38(02): 86-91
DOI: 10.1055/s-0033-1353170
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sprachstörungen nach Schlaganfall und bei Demenz: Wie bedeutsam sind die Unterschiede für die Logopädie?

Language Disorders after Stroke and due to Dementia: How Crucial are the Differences for Speech Therapy?
S. Abel
1   Klinische Kognitionsforschung, Neurologische Klinik, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen (Leiter: Prof. Dr. Ferdinand Christoph Binkofski)
2   Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie, Neurologische Klinik, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen (Leiter: Prof. Dr. Klaus Willmes)
,
I. Lange
1   Klinische Kognitionsforschung, Neurologische Klinik, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen (Leiter: Prof. Dr. Ferdinand Christoph Binkofski)
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Publication Date:
07 October 2013 (online)

Zusammenfassung

Der Begriff der Aphasie umfasst im angloamerikanischen Sprachraum Sprachstörungen nach zerebro-vaskulären Ereignissen und bei neurodegenerativen Erkrankungen. In einem Vergleich beider Formen von Sprachstörungen soll gezeigt werden, dass dieser weite Begriff gut begründet ist. Die Übersichtsarbeit baut auf einer selektiven Literaturrecherche auf. Im Ergebnis sprechen Unterschiede in Erkrankungsbeginn, Ätiologie, Verlauf, Schädigungsmuster und charakteristischen Begleitstörungen zwar für eine begriffliche Trennung. Andererseits sind deutliche Überschneidungen in Hirnmechanismen und Schädigungsorten zu erkennen. Auch die Übereinstimmungen in sprachlicher Symptomatik mit diversen Begleitstörungen sind hoch und für die logopädische Behandlung bedeutsam. Die Gemeinsamkeiten begründen den weit gefassten Terminus der Aphasie für beide Störungsformen – beide Erkrankungsformen und klinische Besonderheiten sollten aber ausreichend abgrenzbar bleiben. Daher wird eine begriffliche Trennung zwischen „gefäßbedingter“ und „demenzbedingter/progredienter“ Aphasie vorgeschlagen. Sich daraus ergebende Konsequenzen für die Behandlung demenzbedingter Aphasie werden aufgeführt.

Abstract

The English term “aphasia” denotes language disorders after cerebro-vascular incidents and due to neurodegenerative diseases. In a comparison of both forms of language disorders, we aim to demonstrate that this broad terminus is well-grounded. The review article is based on a selective literature search. As a result, differences in onset and course of disease, aetiology, pattern of brain damage and characteristic concomitant symptoms indeed speak in favour of a notional distinction. However, there is a noteworthy overlap in brain mechanisms and damage localisation. Moreover, the analogies in language symptoms and accompanying impairments are high and significant for speech therapy. The commonalities justify the broadly phrased term “aphasia” for both types of impairment –the 2 types of disease and the clinical features should nevertheless be properly separated. Therefore we suggest a notional distinction between vascular and dementia-related/progressive aphasia (German terms). Implications for language treatment of progressive aphasia are presented.

Ergänzendes Material