Sprache · Stimme · Gehör 2013; 37(03): 131-135
DOI: 10.1055/s-0033-1345154
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientenvorsorge – Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht in Behandlungsentscheidungen

Patient Care – Patient’s Advance Directives and Health-Care Proxy in Treatment Decisions
A. May
1   Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Direktor: Prof. Dr. Florian Steger)
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Publication Date:
02 July 2013 (online)

Zusammenfassung

Patientenverfügungen sind in Deutschland seit dem 1.9.2009 gesetzlich geregelt. Die Regelungsvorschläge bezogen sich sowohl auf Wirksamkeitsvoraussetzungen und Fragen bei der Erstellung einer Patientenverfügung als auch auf deren Anwendung. Insbesondere Fragen der Reichweite und der Auslegung wurden in der rechtspolitischen Diskussion erörtert. Die jetzige Regelung gibt einen Rahmen vor, den Entscheidungssuchende ausfüllen müssen. Bei der Erstellung einer Patientenverfügung sollte eine Aussage zur Verbindlichkeit gemacht werden, damit das Risiko einer Fehleinschätzung minimiert wird. Der gesetzlich normierte Prozess des Dialogs zwischen juristischem Stellvertreter und behandelndem Arzt stellt jenen Kompromiss dar, um den wegen der ethischen Bedeutung der Verbindlichkeit lange gerungen wurde, damit eine Patientenverfügung nicht einer Selbstversklavung des Verfügenden gleichkommt.

Abstract

Legal regulations concerning advance directives were first established in Germany in 2009. Civil law determines the binding nature of advance directives in connection with a process of consideration, application and interpretation of the patient’s present conditions and treatment. The law provides a framework for the discussion among patients’ authorised surrogates (legal advocates) and the physicians and care-givers, always aware of the risks and limitations of advance directives. The legal provision of a dialogue between proxies and the team of care-givers represents the long aspired compromise of the ethical aspects of a defining, yet not enslaving self-determination, as expressed in the advance directive.

 
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