Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(3): 196-198
DOI: 10.1055/s-0030-1249403
Fachwissen
Topthema: Spinalanästhesie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Spinalanästhesie – Hygienestandards bei Spinalanästhesie

Hygiene Standards for Spinal AnaesthesiaKlaus Kerwat, Hinnerk Wulf, Astrid Morin
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Publication Date:
15 March 2010 (online)

Zusammenfassung

Infektionen nach Durchführung einer Spinalanästhesie (SPA) sind selten. Die Angabe der Häufigkeit von Meningitiden in der Literatur, aufgetreten nach Durchführung einer Spinalanästhesie, schwankt zwischen 3,7/100000 und 7,2/100000. Spinale Abszesse nach SPA werden mit einer errechneten Häufigkeit von 1/1.260.000 angegeben und sind häufig mit schwerwiegenden Folgen für den Patienten verbunden. Epidurale/spinale Abszesse können das Rückenmark durch Kompression oder direkt schädigen. Die Mortalität liegt bei 10–16%. Prognostische Faktoren für einen ungünstigen Verlauf sind hohes Lebensalter, Ausmaß der Rückenmarkskompression und Zeitdauer der bestehenden Symptome bis zum Einsatz der Therapie. Lähmungen, die kürzer als 36 Stunden bestehen, sind dabei mit einem besseren Überleben bzw. einer besseren Erholung der neurologischen Funktion verbunden. Insgesamt erholen sich nur ca. 40% der Patienten vollständig, bei den restlichen verbleiben neurologische Defizite. In 27% der Fälle handelt es sich dabei um schwere neurologische Ausfälle.

Gemäß Vorschrift muss jede Institution über einen Hygieneplan oder eine Hygiene-SOP, auch für die Durchführung einer SPA verfügen. Der Wissenschaftliche Arbeitskreis Regionalanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat im Jahre 2006 Hygieneempfehlungen für die Anlage und weiterführende Versorgung von Regionalanästhesieverfahren publiziert, an denen man sich orientieren kann. Diese Empfehlungen basieren zu einem großen Teil auf Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) zur Prävention Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen.

Wenn eine Infektion auftritt, sind eine zügige Diagnostik mit Hilfe einer MRT-Untersuchung und ggf. einer Liquorpunktion sowie ein schneller Beginn der Behandlung von entscheidender Bedeutung, um Spätfolgen zu verhindern.

Abstract

Infections after performance of a spinal anaesthesia (SPA) are rare. Reports in the literature on the frequency of cases of meningitis that occur after a spinal anaesthesia vary between 3.7/100,000 and 7.2/100,000. Spinal abscesses after SPA have a calculated incidence of 1/1,260,000.

However, such abscesses are often associated with serious consequences for the patient. Epidural/spinal abscesses can damage the spinal cord through compression or directly. Mortality is reported to range from almost 10% up to 16%. Prognostic factors for an unfavourable course are old age, the extent of spinal cord compression and the time between the onset of symptoms and the start of therapy. Paralyses that exist for less than 36 hours are associated with a better survival or, respectively, a better recovery of neurological functions. Altogether, only about 40% of the patients recover completely, the rest suffer from persisting neurological deficits. In 27% of the cases, the neurological deficits are severe.

According to legislation, every institution has to have a hygiene plan or a hygiene SOP, also for the performance of SPA. In 2006 the scientific working group "Regional Anaesthesia" of the German Society for Anaesthesiology and Intensive Care Medicine (Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, DGAI) published hygiene recommendations for the execution and further management of regional anaesthetic procedures that can be used for orientation. These recommendations are based to a large extent on guidelines of the Robert Koch Institute (RKI) for the prevention of infections associated with vessel catheters.

When an infection occurs, a timely diagnosis with the help of MRI studies and, if necessary, liquor puncture as well as a rapid initiation of treatment is of decisive importance for the prevention of late squeals.

Kernaussagen:

  • Infektionen nach einer Spinalanästhesie sind selten – treten sie jedoch auf, sind sie häufig mit bleibenden Schäden für den Patienten verbunden.

  • Wenn es zu einer Infektion nach einer Spinalanästhesie kommt, ist eine schnelle Diagnostik verbunden mit einem schnellen Beginn der Therapie entscheidend, um Langzeitschäden zu verhindern.

  • Jede Institution sollte über einen Hygieneplan oder eine Hygiene-SOP für die Durchführung einer Spinalanästhesie verfügen.

  • Der Wissenschaftliche Arbeitskreis Regionalanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) hat im Jahre 2006 Hygieneempfehlungen für die Anlage und weiterführende Versorgung von Regionalanästhesieverfahren publiziert, an denen man sich orientieren kann.

Weiteres Material zum Artikel

Literatur

  • 1 Morin AM, Kerwat K, Büttner J, Litz RJ, Koch T, Mutters R, Lohoff M, Geldner G, Wulf H.. Hygieneempfehlungen für die Anlage und weiterführende Versorgung von Regionalanästhesie-Verfahren.  Anästh Intensivmed. 2006;  47 1-9
  • 2 Schulz-Stübner S, Pottinger JM, Coffin SA, Herwaldt LA.. Nosocomial infections and infection control in regional anesthesia.  Acta Anaesthesiol Scand. 2008;  52 1144-1157
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  • 4 Danner RL, Hartmann BJ.. Update of spinal abscess.  Rev Infect Dis. 1987;  9 265-274
  • 5 Morin AM, Kerwat K, Klotz M, Niestolik R, Ruf VE, Wulf H, Zimmermann S, Eberhart LHJ.. Risk factors for bacterial catheter colonization in regional anaesthesia.  BMC Anaesthesiology. 2005;  5 1-9
  • 6 Robert Koch-Institut. .Prävention Gefäßkatheter-assoziierter Infektionen. Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI).. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz; 2002. 45: 907-924

Dr. med. Klaus Kerwat
Prof. Dr. Hinnerk Wulf
PD Dr. med. Astrid Morin

Email: Klaus.Kerwat@med.uni-marburg.de

Email: h.wulf@med.uni-marburg.de

Email: morin@staff.uni-marburg.de

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