Gesundheitswesen 2010; 72(4): 222-227
DOI: 10.1055/s-0029-1220755
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbreitung und Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Betrieben in Deutschland[*]

Prevalence and Utilisation of Health Promotion in German EnterprisesD. Beck1 , P.-E. Schnabel2
  • 1Berlin
  • 2Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld
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Publication Date:
23 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Untersuchung war es, die Verbreitung und Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in Betrieben in Deutschland unter Berücksichtigung von Betriebsgröße, Wirtschaftsbereich und wirtschaftlicher Lage der Betriebe zu schätzen. Die Schätzung erfolgt auf Basis der Ergebnisse der Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 (n=20 000) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). 38% der Befragten bestätigten, dass in ihrem Betrieb in den letzten zwei Jahren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durchgeführt wurden. Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind auch unter Kontrolle des Wirtschaftsbereiches und der wirtschaftlichen Lage der Betriebe in Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) deutlich weniger verbreitet als in größeren Unternehmen. Die Inanspruchnahme angebotener Maßnahmen durch die Beschäftigten ist in KKU dagegen deutlich höher. Die Ergebnisse deuten auf einen erheblichen Beratungs- und Unterstützungsbedarf insbesondere in KKU hin. Gefragt sind Unterstützungsleistungen, die die spezifischen Nutzenerwartungen und Handlungsbedingungen der KKU treffen. Erforderlich ist aber auch, in eine Infrastruktur zu investieren, die eine flächendeckende Versorgung der KKU mit solchen Angeboten erlaubt.

Abstract

The aim of this study was to estimate the prevalence of health promotion in German enterprises, differentiated by size, sector, and the companies’ business situations. Representative data were analysed from the survey of working conditions in Germany (n=20 000) that was conducted by the Federal Institute for Vocational Education and Training (BIBB) and the Federal Institute of Occupational Safety and Health (BAuA). Thirty-eight percent of interviewed employees confirmed that health promotion activities had been carried out in their company during the last two years. The prevalence varied significantly, depending on the company's size, sector, and business situation. In cases of implementation, a higher percentage of employees participated in micro and small companies than in medium-sized or large companies. With respect to the implementation of health promotion, more advice and support are needed, particularly in micro and small enterprises. There is still a need for health promotion activities which meet the special needs of micro and small enterprises. Furthermore there is still a need to invest in an infrastructure which allows their adequate supply.

1 Wir danken der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, namentlich Frank Brenscheidt, der uns die Daten der BIBB/ BAuA-Erwerbst ätigenbefragung 2005/2006 für die Zwecke dieser Studie zur Verfü gung gestellt hat.

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1 Wir danken der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, namentlich Frank Brenscheidt, der uns die Daten der BIBB/ BAuA-Erwerbst ätigenbefragung 2005/2006 für die Zwecke dieser Studie zur Verfü gung gestellt hat.

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