Dtsch Med Wochenschr 1972; 97(51): 1963-1968
DOI: 10.1055/s-0028-1107686
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die derzeitige Resistenzsituation gegenüber Antibiotika und Chemotherapeutika und deren Entwicklungstendenzen

Present status of bacterial resistance to antibiotics and chemotherapeutic drugs and a tendency towards the development of resistanceD. Fritsche, A. Schulz-Stübner
  • Hygiene-Institut der Universität Köln (Direktor: Prof. Dr. G. Pulverer)
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Publication Date:
15 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Aus vergleichenden Untersuchungen an klinisch bedeutsamen Bakterien geht hervor, daß Verallgemeinerungen hinsichtlich der Resistenzentwicklung gegen Antibiotika nicht erlaubt sind. Während manche Chemotherapeutika allgemeine Tendenzen zur Resistenzentwicklung zeigen, weisen andere nur gegen bestimmte Erregergruppen mehr oder weniger rasche Empfindlichkeitsabnahmen auf. Dieses Verhalten ist von Klinik zu Klinik und bei Kliniken und niedergelassenen Ärzten unterschiedlich. Daraus ist zu folgern, daß der Bakteriologe keine allgemeinen Empfehlungen mehr geben kann, sich vielmehr an den jeweiligen örtlichen Verhältnissen orientieren muß. Jede Klinik oder therapeutische Einheit sollte einheitliche Therapierichtlinien aufstellen, die ausschließlich die örtliche bakteriologische Resistenzsituation berücksichtigen. Drei allgemeine Empfehlungen können dennoch aus den Ergebnissen abgeleitet werden: 1. Es ist nicht ratsam, ohne genaue Kenntnis der lokalen bakteriologischen Resistenzsituation ein Therapeutikum oder eine Wirkstoffkombination einzusetzen, ohne überprüft zu haben, ob Wirkungsspektrum und Sensibilität der örtlichen Erreger übereinstimmen. Das gilt besonders für Abteilungen mit Hospitalismus-Situationen. 2. Nach wie vor die bakterizide Kombination ist Cefalotin-Gentamicin, die immer noch weitgehend alle Problemkeime erfaßt. Zu beachten ist jedoch das Vermeiden von Überdosierungen und eine genaue Kontrolle der Nierenfunktion, vor allem bei bereits geschädigten Nieren. 3. Die Wirkstoffkombination Sulfamethoxazol-Trimethoprim zeigt eine allgemeine Empfindlichkeitsabnahme. Sie sollte daher nur noch nach Empfindlichkeitsprüfung eingesetzt werden.

Summary

Results are reviewed of sensitivity tests for antibiotics and chemotherapeutic drugs in a large number of specimens, most of them from the respiratory tract, purulent material, stool and urine. It is pointed out that no general statement about the development of resistance against antibiotics is justified. With some chemotherapeutic agents there is a general tendency towards the development of resistance, while others maintain their effectiveness except against certain microorganisms. These circumstances vary from clinic to clinic and even within clinics. No general recommendations by the bacteriologist are, therefore, possible, except from a knowledge of local conditions. Three recommendations are made: (1) It is not advisable to use antibiotic or chemotherapeutic drugs or combinations without having an exact knowledge of local conditions of bacteriological resistance and without having tested whether spectrum and sensitivity of the local micro-organisms coincide: this is especially true of infections within a hospital. (2) The combination of cefalotin and gentamicin remains the most effective bactericidal combination as it still largely covers all difficult micro-organisms; but overdosage must be avoided and renal function tested, especially if renal damage exists. (3) The sulphamethoxazole-trimethoprim combination is tending to have decreasing effectiveness. It should, therefore, only be used after sensitivity tests have been performed.

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