Rehabilitation (Stuttg) 2009; 48(1): 15-25
DOI: 10.1055/s-0028-1105926
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mobile Rehabilitation: Eine Innovation in der ambulanten medizinischen Rehabilitation

Domiciliary Rehabilitation: An Innovative Form of Outpatient Medical RehabilitationM. Schmidt-Ohlemann 1 , C. Schweizer 2
  • 1Rehabilitationszentrum Bethesda kreuznacher diakonie, Bad Kreuznach
  • 2Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e. V. (iso-Institut), Saarbrücken
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Publication Date:
10 February 2009 (online)

Zusammenfassung

Mobile Rehabilitation ist eine neue Form der ambulanten medizinischen Rehabilitation. Ein interdisziplinäres Team unter ärztlicher Leitung erbringt alle Leistungen in der Wohnung des Rehabilitanden. Die zentralen Kontextfaktoren im Rehabilitationsprozess können unmittelbar berücksichtigt werden. Bei der Zielgruppe der mobilen Rehabilitation handelt es sich um multimorbide Patienten mit erheblichen Funktionsbeeinträchtigungen und einem komplexen Hilfebedarf, die ohne das aufsuchende Angebot nur geringe Rehabilitationschancen haben. Wie durch das Konzept der funktionalen Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation nahegelegt, hat sie die Wechselwirkung von gesundheitlichen Störungen mit den Umfeldbedingungen besser im Blick, als dies in anderen Rehabilitationsformen möglich ist. Die positiven Effekte und die Effizienz der Maßnahmen lassen sich auf hohem deskriptivem Niveau gut erfassen. Dies war die Voraussetzung, um die mobile Rehabilitation als reguläre Leistung gesetzlich zu verankern. Die mobile Rehabilitation erfüllt nicht nur die zentralen gesundheits- und sozialpolitischen Forderungen wie ambulant vor stationär und Rehabilitation vor und während der Pflege, sie ist zugleich ein Gegenentwurf zur etablierten stationären Rehabilitation. Der Patient fügt sich nicht in den institutionellen Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation, sondern das Team fügt sich in die Besonderheiten der sozialen und materiellen Situation des Betroffenen.

Abstract

Domiciliary rehabilitation is an innovative form of outpatient medical rehabilitation. All components of service provision are delivered in the rehabilitant's home by a multidisciplinary team headed by a physician. The key context factors in the rehab process can be taken into account firsthand. The target group of domiciliary rehabilitation consists of multimorbid patients with severe functional limitations and complex assistance needs, whose rehabilitation options would be poor without this outreach service. Here, as suggested by the WHO concept of functional health, the interaction between health condition and environmental factors is kept in view much better than in other forms of rehabilitation. The positive effects and the efficiency of the rehabilitation measures provided can be assessed very well at a high descriptive level. This fact had been a precondition for legal establishment of domiciliary rehabilitation as a regular service. Domiciliary rehabilitation not only complies with key demands in the health and social policy fields, such as priority of outpatient over inpatient treatment or rehabilitation to precede and accompany long term care, it also constitutes an alternative concept challenging the traditional inpatient rehabilitation approach. The patient, hence, no longer is to fit into the institutional framework of outpatient or inpatient rehabilitation, but the team will fit into the specifics of the patient's unique social and material situation.

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Korrespondenzadresse

Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann

Rehabilitationszentrums Bethesda

kreuznacher diakonie

Waldemarstr. 24

55543 Bad Kreuznach

Email: bag-more@kreuznacherdiakonie.de

Email: schweizer@iso-institut.de

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