Schwerpunkt
Pflege und Industriekontakte: Eine Literaturübersicht und eine Befragung zu InteressenkonfliktenNursing and industry relations: literature review and conflicts of interest survey

https://doi.org/10.1016/j.zefq.2015.06.004Get rights and content

Zusammenfassung

Hintergrund

Durch die Erweiterungen im Kompetenz- und Aufgabenbereich werden auch Pflegende zunehmend von der pharmazeutischen Industrie bzw. Herstellern von Produkten der Gesundheitsversorgung umworben.

Ziel

Erfassung von Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen Pflegender gegenüber der Industrie und deren Marketingstrategien.

Methoden

1) Systematische Literaturrecherche in Medline via PubMed und CINAHL nach internationalen Erhebungen zu Interessenkonflikten Pflegender mit der Industrie; 2) Analyse einer Befragung mit Promovierenden der Pflegewissenschaft aus zwei Doktorandenkollegs.

Ergebnisse

Die Literaturanalyse mit 16 Publikationen aus dem Zeitraum 1999 bis 2014 und die Befragung mit 82 Promovierenden erbringen vergleichbare Ergebnisse. Die Mehrzahl der Pflegenden hatte bereits Kontakt zur Industrie, die Einstellungen Pflegender sind häufig unkritisch und die eigene Beeinflussbarkeit wird oft als gering eingeschätzt. Bei einem Großteil wurden Interessenkonflikte nicht oder nur unzureichend in der Aus- oder Weiterbildung thematisiert.

Schlussfolgerungen

Interessenkonflikte sind auch für die Pflege von Bedeutung. Eine in Zukunft steigende Relevanz des Themas macht eine Sensibilisierung Pflegender notwendig. Ein wichtiger Ansatzpunkt sind Aus- und Weiterbildungsprogramme.

Summary

Background

Advanced competencies and tasks of nurses go along with an increasing interest of pharmaceutical companies and manufacturers in nurses as a marketing target.

Objective

To identify nurses’ attitudes, perceptions and behavior regarding industry and marketing strategies.

Methods

1) Systematic literature search in Medline via PubMed and CINAHL for international studies on nurses’ conflict of interests towards pharmaceutical companies; 2) analysis of a survey with PhD students from two Nursing Science doctoral programs.

Results

The review including 16 publications published between 1999 and 2014 and the survey among 82 PhD students revealed comparable results. The majority of nurses already had contact with pharmaceutical companies. Nurses are often uncritical in their attitudes, and suggestibility is claimed to be low. The majority of nurses were not - or at least not sufficiently – provided with conflict of interest training, neither as part of their vocational training nor their continuing education.

Conclusion

Conflict of interest seems to be an important topic for nurses. Increasing relevance in the future underpins the need for making nurses more sensitive towards this issue, especially through professional training programs.

Section snippets

Einleitung

Interessenkonflikte durch Einflussnahme der pharmazeutischen Industrie bzw. von Herstellern von Produkten der Gesundheitsversorgung werden hierzulande in der Medizin seit einigen Jahren diskutiert. Entsprechend liegen auch Empfehlungen hinsichtlich des Umgangs mit Interessenkonflikten vor, z. B. das White Paper der AWMF [1]. Der Verein MEZIS hat es sich konkret zum Ziel gesetzt, gegen industrielle Beeinflussungen von Ärztinnen und Ärzten vorzugehen [2]. Vereinzelt wurden empirische

Suchstrategie

Die Literaturrecherche erfolgte im Dezember 2013 in den Datenbanken Medline via PubMed und CINAHL ohne zeitliche oder sprachliche Einschränkungen. Die Abbildung 1 illustriert den Rechercheverlauf. Die vollständige Suchstrategie kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

Beurteilung der identifizierten Literatur

Die kritische Beurteilung der quantitativen Studien erfolgte anhand von fünf Kriterien [13]: Klare Definition des Forschungsgegenstands, ausreichende Beschreibung und Testung des Erhebungsinstruments, repräsentative

Literaturanalyse

Es wurden 16 relevante Publikationen identifiziert, davon elf mit quantitativem und fünf mit qualitativem Design. Bei den Zielgruppen der Studien handelt es sich überwiegend um bereits praktizierende Pflegende mit Bachelorabschluss und unterschiedlichen Fachweiterbildungen, in zwei Publikationen bestand die Stichprobe aus Studierenden der Pflege. Eine Übersicht der beschreibenden Merkmale und Ergebnisse aller Studien ist in der Tabelle 1 zu finden. Die identifizierten Artikel wurden anhand der

Diskussion

Die Ergebnisse der Literaturanalyse und der Befragung sind vergleichbar und zeigen, dass die Mehrheit der Pflegenden mit der Industrie in Kontakt kommt. Am häufigsten wurden preiswerte Geschenke oder solche mit beruflichem Nutzen angenommen. Pflegende mit häufigeren Industriekontakten sind gemäß Korrelationen aus mehreren analysierten Studien generell unkritischer gegenüber der Industrie eingestellt [15], [17], [18].

Ein bedeutender Teil der Pflegenden steht industriellen Marketingstrategien

Fazit und Ausblick

Interessenkonflikte durch Industriekontakte sind auch für die Berufsgruppe der Pflegenden relevant. Die Mehrheit kommt bereits mit industriellem Marketing in Kontakt, Einstellungen zur Industrie sind oft unkritisch und die eigene Beeinflussbarkeit wird unterschätzt. Trotz möglicherweise eingeschränkter Repräsentativität zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass auch Pflegende hierzulande von der Industrie beeinflusst werden können bzw. ein Ziel industrieller Beeinflussungsversuche darstellen.

Interessenkonflikt

Kein Interessenkonflikt.

Literatur (32)

  • DBfK. Kurzübersicht zu den wichtigen Veränderungen durch das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz ab dem 1. Juli 2008. DBFK...
  • In Modellversuchen wird Übertragung ärztlicher Tätigkeiten an Pflegekräfte möglich. Deutsches Ärzteblatt 201....
  • A. Jutel et al.

    Nurses’ reported influence on the prescription and use of medication

    Int Nurs Rev

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  • A. Jutel et al.

    Soft Targets: Nurses and the Pharmaceutical Industry

    PloS Med

    (2008)
  • Q. Grundy et al.

    Interactions between Non-Physician Clinicians and Industry: A Systematic Review

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    (2013)
  • K.E.A. Burns et al.

    A guide for the design and conduct of self-administered surveys of clinicians

    CMAJ

    (2008)
  • Cited by (1)

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