Im Blickpunkt
Ein städtischer Rettungsdienstbereich am Beginn eines sektorenübergreifenden Qualitätsmanagementsystems: Eine priorisierte Umsetzung der ERC Empfehlungen von 2010 und das Langzeitüberleben nach HerzkreislaufstillstandAn urban EMS at the start of a cross-sectoral quality management system: prioritized implementation of the 2010 ERC recommendations and long-term survival after cardiac arrest

https://doi.org/10.1016/j.zefq.2015.06.003Get rights and content

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Reanimationsleitlinien von 2010 konnten bei limitierten Ressourcen im Rettungsdienstbereich Braunschweig nicht vollständig umgesetzt werden. Deshalb wurde die Umsetzung der Empfehlungen unter den lokalen Gegebenheiten bewertet und dann priorisiert. Prähospitale therapeutische Hypothermie, maschinelle Thoraxkompressionshilfen oder Feedback-Geräte wurden nicht etabliert. Die klinischen Daten und Langzeitergebnisse wurden im Rahmen des QM beurteilt und Verbesserungspotentiale identifiziert.

Methoden

Vollständige Erfassung aller Reanimationen von 2011 bis 2014. Vergleich mit Ergebnissen des Reanimationsregisters und jahrgangsweiser Vergleich von Reanimationen nicht-traumatologischer Ursache erwachsenener Patienten.

Ergebnisse

Im Vierjahreszeitraum wurden 812 Reanimationen durchgeführt (CPR-Inzidenz 81,2/100.000 Einwohner/Jahr). Im Zweijahreszeitraum nach vollständiger Umsetzung ab 2013 betrug die Lebendentlassungsrate 16,4%, die Lebendentlassungsrate mit guter neurologischer Erholung 14,1%, die Einjahresüberlebensrate des Jahres 2013 14,4%. Im Untersuchungszeitraum zeigte sich eine signifikante Verbesserung der risikoadjustierten Kreislaufwiederherstellungsrate. Die Lebendentlassungsraten blieben nahezu unverändert, ihre Inzidenz stieg parallel mit zunehmender CPR-Inzidenz. Auffällig waren kurze Eintreffzeiten.

Schlussfolgerung

Die gewählte Umsetzung der Reanimationsleitlinien scheint grundsätzlich sicher. Kurze Eintreffzeiten haben zu überdurchschnittlichen Ergebnissen beigetragen. Verbesserungspotenzial findet sich in allen Bereichen der Überlebenskette, besonders bei der Häufigkeit von Laienreanimation und Telefonreanimation. Die hohe CPR-Inzidenz könnte eventuell auf Verbesserungspotenzial bei der Prävention deuten. Die Versorgungsrealität des Zugangs zu prähospitaler Reanimation kann kaum beurteilt werden. Die Altersabhängigkeit des Zugangs zur prähospitalen Reanimationsversorgung scheint angemessen.

Summary

Introduction

Due to limited resources, the 2010 European Resuscitation Council (ERC) guidelines could not be fully implemented in the Emergency Medical Services (EMS) of Brunswick, Germany. This is why implementation was prioritized according to local conditions. Thus, prehospital therapeutic hypothermia, mechanical chest compression and feedback systems were not established. Clinical data and long-term results were assessed by a QM system and room for improvement was identified.

Methods

All attempted resuscitations from 2011 until 2014 were recorded and compared against the German Resuscitation Registry. Outcomes of adult patients following non-traumatic cardiac arrest were analyzed by year.

Results

812 resuscitations were attempted (incidence 81.2/100,000 inhabitants/year). In the two years following full implementation since 2013 the discharge rate from hospital was 16.4 %, the discharge rate with a favorable neurologic outcome was 14.1 %, the 1-year survival rate was 14.4 % in 2013. A significant improvement of risk-adjusted ROSC rate during the investigation period was demonstrated. The discharge rates remained unchanged; the increase in the discharge rates paralleled the increase in CPR incidence. EMS response times were remarkably shorter.

Conclusion

The implementation of the ERC guidelines chosen appears to be generally safe. Fast EMS response contributed to superior results. All links of the chain of survival showed room for improvement, especially the proportion of lay rescuer CPR and telephone-assisted CPR. The high CPR incidence might indicate room for improvement in prevention. Access to resuscitation care can hardly be evaluated. Age-related access to pre-hospital resuscitation seems to be appropriate.

Section snippets

Einleitung

Plötzlich aufgetretener Herz-Kreislauf-Stillstand, out-of-hospital cardiac arrest (OHCA), ist eine weltweit führende Todesursache. Die Inzidenz und die Überlebenswahrscheinlichkeit bei OHCA variiert erheblich. In einem niedersächsischen Rettungsdienstbereich liegt die Inzidenz bei 81/100.000 Einwohner pro Jahr. Hier betrifft der OHCA zu 39% Menschen im erwerbsfähigen Alter [1], [2]. Die Vermeidung von Tod und Behinderung durch OHCA ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Sektoren des

Methoden

Im Rahmen des medizinischen Qualitätsmanagements (QM) anonymisiert erfasste Daten wurden retrospektiv ausgewertet.

Seit 2011 werden alle im Rettungsdienstbereich Braunschweig durchgeführten prähospitalen Reanimationsversuche im Deutschen Reanimationsregister anonymisiert erfasst. Dieses Register ist ein Instrument zum Qualitätsmanagement von Reanimationen. Es ermöglicht die Erfassung und Auswertung der eigenen Einsätze und soll den Vergleich mit Anderen u.a. durch ein Ergebnisbenchmarking

Ergebnisse

Vom 1.1.2011 bis 31.12.2014 wurden 812 Reanimationen begonnen. Dies entspricht einer CPR-Inzidenz von 81,2/100.000EW/Jahr. Bei 705 Datensätzen waren die notwendigen Informationen für die risikoadjustierte Auswertung enthalten. Im jahrgangsweisen Vergleich wurde der ROSC-Erwartungswert in 2011 nicht erreicht, in den Folgejahren übertroffen. Dabei lag der ROSC-Erwartungswert durchgehend im 95%-Konfidenzintervalls der ROSC-Rate (Tabelle 3a). Im Zeitraum nach vollständiger Umsetzung der

Diskussion

Wir präsentieren vollständig erfasste Reanimationen einschließlich Langzeitüberleben in einem städtischen Rettungsdienstbereich ab Beginn einer strukturierten Erfassung und Auswertung per Reanimationsregister über einen Zeitraum von vier Jahren in der Phase nach Aktualisierung der Reanimationsleitlinien.

Im untersuchten Zeitraum zeigte sich parallel zur oben dargestellten Umsetzung der ERC-Empfehlungen eine Verbesserung der risikoadjustierten ROSC-Rate. Da die Risikoadjustierung wesentliche

Interessenkonflikt

Kein Interessenkonflikt.

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