Skip to main content
Log in

„Kein Thema der Vergangenheit“ – Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen

„No issue of the past“—sexual violence against girls and boys within institutions

  • Forum
  • Published:
Soziale Passagen Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Studie „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen“ erhob das Ausmaß, in dem Schulen, Internate und Heime von sexueller Gewalt an betreuten Mädchen und Jungen durch Personal, betreute Jugendliche oder außerhalb der Institution kürzlich Kenntnis erlangt haben. In Fokusgruppen mit Fachkräften und Betroffenen wurden Umgangsweisen mit sexueller Gewalt und Prävention in pädagogischen Institutionen diskutiert.

Abstract

The study “Sexual Violence against Girls and Boys within Institutions” examined the extent to which schools, boarding school and residential care institutions recently obtained knowledge of sexual victimization by personnel, peers, or outside the institution. Focus groups with experts and survivors discussed ways of dealing with sexual violence and prevention within pedagogical institutions.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Institutional subscriptions

Notes

  1. Gefördert wurde das Projekt „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen durch die Unabhängige Beauftragte und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. MitarbeiterInnen waren Elisabeth Helming, Heinz Kindler, Alexandra Langmeyer, Marina Mayer, Peter Mosser, Christine Entleitner und Mechthild Wolff.

  2. Derzeit sind ein Rohdatenbericht des Projekts (vgl. Helming et al.2011) sowie die drei Expertisen über die Homepage des Projekts www.dji.de/sgmj und auf jener der Unabhängigen Beauftragten www.beauftragte-missbrauch.de frei verfügbar; der Abschlussbericht ist noch unveröffentlicht.

  3. Wegen geringer Fallzahlen wird auf die Darstellung der Schülervertretungsbefragungen verzichtet.

  4. Antwortmöglichkeiten im Fragebogen waren hierzu:

    • Missbrauch ohne Körperkontakt wie z. B. Zeigen pornographischer Inhalte

    • Berührungen am Körper

    • Berührungen an Geschlechtsteilen

    • Versuchte Penetration

    • Erfolgte Penetration

    • Physische Verletzungen und/oder Misshandlungen mit sexuellem Hintergrund

    • Andere Form eines sexuellen Übergriffs. Welche?

    Des Weiteren wurde erhoben, ob psychischer Druck ausgeübt und/oder körperliche Gewalt angewandt wurde und ob mehrere an der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Es zeigte sich, dass von den Befragten erzwungener Oralverkehr sehr häufig in die Kategorie „Andere Form“ eingeordnet wurde, was auf Nichtkenntnis der Rechtslage hindeutet.

  5. Für Personen, die engere Kriterien anlegen möchten, empfiehlt sich der Blick in den Rohdatenbericht (vgl. Helming et al.2011). Dort finden sich separate Auswertungen der Verdachtsfälle nach Schweregrad, späterer Bestätigung bzw. bereits erfolgten Sanktionen.

  6. Der Befund der vorliegenden Studie, dass SchülersprecherInnen aus Internaten häufiger Verdachtsfälle gegen erwachsene MitarbeiterInnen nannten, weist in eine ähnliche Richtung.

  7. Auf entsprechende Äußerungen gehen die anderen GesprächsteilnehmerInnen zudem in ihren Folgebeiträgen nicht ein.

  8. Dieses Phänomen beschreibt Meike Hartmann auch in ihrer Auswertung von Gruppendiskussionen von Fachkräften aus Jugendverbänden (vgl. Hartmann2011).

  9. Wobei Hinsehen ja auch ein Abgleiten in Voyeurismus bedeuten könnte.

  10. Auch wenn sich die Heimerziehung grundlegend gewandelt hat, so sollte dies nicht nur als „Thema der Vergangenheit“ betrachtet werden, sondern im Hinblick auf Jugendstrafvollzug, geschlossene Jugendpsychiatrien und geschlossenen Heime diskutiert werden.

  11. Dies wurde auch in der Reaktion auf fiktive Fallvignetten in der repräsentativen Institutionenbefragung deutlich.

  12. Damit gehe in den Publikationen auch eine Vernachlässigung von Teilergebnissen einher, die für die Gruppe missbrauchter Mütter keine signifikanten Unterschiede zu nicht-missbrauchten Kontrollgruppen feststellten oder positivere Werte. (vgl. Breckenridge2006)

  13. Das dürfte auch mit therapeutischen Verfahren im Einklang stehen, die auf eben diese Eingrenzung abzielen.

Literatur

  • Bange, D. (2002). Definitionen und Begriffe. In D. Bange & W. Körner (Hrsg.),Handwörterbuch sexueller Missbrauch (S. 47–52). Göttingen: Hogrefe.

    Google Scholar 

  • Bogner, A., & Leuthold, M. (2005). „Was ich dazu noch sagen wollte…?“ Die Moderation von Experten-Fokusgruppen. In A. Bogner (Hrsg.),Das Experteninterview: Theorie, Methode, Anwendung (S. 155–152). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (2010).Jugendsexualität 2010. Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17-Jährigen und ihren Eltern. – Aktueller Schwerpunkt Migration. Köln: BzGA.

    Google Scholar 

  • Bundschuh, C. (2011).Sexualisierte Gewalt gegen Kinder in Institutionen. Nationaler und internationaler Forschungsstand. Expertise im Rahmen des Projekts „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen“. München: DJI.

    Google Scholar 

  • Breckenridge, J. (2006). „Speaking of mothers …“ How does the literature portray mothers who have a history of child sexual abuse?Journal of Child Abuse, 15, 57–74.

    Article  Google Scholar 

  • Conen, M.-L. (1995). Sexueller Missbrauch durch Mitarbeiter in stationären Einrichtungen für Kinder und Jugendliche.Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 44, 134–140.

    Google Scholar 

  • Conen, M.-L. (2002). Arbeitshilfen für die Personalauswahl zur Vermeidung der Einstellung pädophiler Mitarbeiter. In J. M. Fegert & M. Wolff (Hrsg.),Sexueller Missbrauch durch Professionelle in Institutionen. Prävention und Intervention. Ein Werkbuch (S. 53–64). Münster: Votum.

    Google Scholar 

  • Damrow, M. K. (2010). Was macht Prävention erfolgreich? Zur Kritik klassischer Präventionsansätze und deren Überwindung.Forum Sexualaufklärung und Familienplanung, 15, 25–29.

    Google Scholar 

  • Dörr, M. (2010). Nähe und Distanz. Zum grenzwahrenden Umgang mit Kindern in pädagogischen Arbeitsfeldern.Forum Sexualaufklärung und Familienplanung, 15, 20–24.

    Google Scholar 

  • Enders, U. (o. J.). Vermutung oder Verdacht? Zur Unterschiedlichkeit der Arbeitsaufträge von Schule/Jugendhilfe/Jugendverbandsarbeit und Strafverfolgungsbehörden.http://zartbitter.de. Zugegriffen: 24. Nov. 2010.

  • Fegert, J. M., & Wolff, M. (2002). Vom Umgang mit der Brisanz. Ein zweiter Blick auf Transkripte des ExpertInnenhearings zu Erfahrungswissen und Abwehrmustern. In J. M. Fegert & M. Wolff (Hrsg.),Sexueller Missbrauch durch Professionelle in Institutionen. Prävention und Intervention. Ein Werkbuch (S. 207–238). Münster: Votum.

    Google Scholar 

  • Fegert, J. M., König, L., König, C., Rassenhofer, M., Schneider, T., Seitz, A., & Spröber, N. (2011). Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung der Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs (Auswertungszeitraum 9. April 2010 bis 17. März 2011).http://beauftragte-missbrauch.de/cour-se/view.php?id=28. Zugegriffen: 28. Juni 2011.

  • Freund, U. (2005). Kinder sexen nicht. Zur Bedeutung der kindlichen Sexualität für die Sexualerziehung. prävention.Zeitschrift des Bundesvereins zur Prävention von sexuellem Mißbrauch, 8(2).

  • Gahleitner, S.-B. (2000).Sexueller Mißbrauch und seine geschlechtsspezifischen Auswirkungen. Marburg: Tectum.

    Google Scholar 

  • Hartmann, M. (2011). „Also in der Theorie kann ich das Denken“. Vom Umgang mit sexueller Gewalt an anvertrauten Kindern und Jugendlichen in einem Jugendverband.Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis, 56, 58–60.

    Google Scholar 

  • Helming, E., Kindler, H., Langmeyer, A., Mayer, M., Entleitner, C., Mosser, P., & Wolff, M. (2011).Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen. Rohdatenbericht. München: DJI.www.dji.de. Zugegriffen: 25. Jan. 2012.

  • Kappeler, M. (2010).Anvertraut und ausgeliefert: Sexuelle Gewalt in pädagogischen Einrichtungen. Berlin: Nicolai.

    Google Scholar 

  • Kindler, H., & Schmidt-Ndasi, D. (2011).Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention und Intervention im Fall sexueller Gewalt gegen Kinder. Expertise im Rahmen des Projekts „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen“. www.dji.de/sgmj/Expertise_Amyna.pdf. Zugegriffen: 20. Mai 2011 (Hrsg. von Amyna e. V).

  • Kindler, H., & Unterstaller, A. (2007). Reviktimisierung sexuell missbrauchter Kinder.IzKK-Nachrichten, 1, München: DJI.

  • Langmeyer, A., & Entleitner, C. (2011). Ein erschreckend häufiger Verdacht.DJI Impulse, 3, 4–8.

    Google Scholar 

  • Loch, U. (2008). Spuren von Traumatisierungen in narrativen Interviews.Forum Qualitative Sozialforschung, 9.http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/320/701. Zugegriffen: 23. März 2012

  • Mayer, M. (2011). Die Macht der Rollenbilder.DJI Impulse, 3, 24–26.

    Google Scholar 

  • Morgan, D. L. (1997).Focus groups as qualitative research. Thousand Oaks: Sage.

    Google Scholar 

  • Oevermann, U. (2010). Sexueller Missbrauch in Erziehungsanstalten. Zu den Ursachen.Merkur, 64, 571–581.

    Google Scholar 

  • Priebe, G., & Svedin, C. G. (2008). Child sexual abuse is largely hidden from the adult society: An epidemiological study of adolescents’ disclosures.Child Abuse & Neglect, 32, 1095–1108.

    Article  Google Scholar 

  • Rudolf-Jilg, C. (2010). Prävention geht alle an! Plädoyer für eine erwachsenenzentrierte Präventionsarbeit. In C. Rudolf-Jilg & P. Djafarzadeh (Hrsg.),Prävention geht alle an! Ansätze interkultureller und struktureller Prävention von sexuellem Missbrauch (S. 7–13). München: bod.

    Google Scholar 

  • Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich. (2010a).Zwischenbericht. Bd. 1.http://www.rundertisch-kindesmissbrauch.de/downloads.htm. Zugegriffen: 25. Jan. 2012

  • Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich. (2010b).Zwischenbericht. Bd. 2.http://www.rundertisch-kindesmissbrauch.de/downloads. Zugegriffen: 25. Jan. 2012.

  • Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen. (Hrsg.). (1992).Gewalt gegen Mädchen an Schulen. Berlin: Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen.

  • Schuhrke B., & Arnold J. (2009). Kinder und Jugendliche mit problematischem sexuellen Verhalten in (teil-)stationären Hilfen zur Erziehung.Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 58, 186–214.

    Google Scholar 

  • Schutter, S. (2010). Forschungsprojekt: Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen.Soziale Passagen, 2, 263–265.

    Article  Google Scholar 

  • Unabhängige Beauftragte zur Bearbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. (Hrsg.). (2011).Abschlussbericht. Berlin: Geschäftsstelle der Unabhängigen Beauftragte zur Bearbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs.http://beauftragte-missbrauch.de/file.php/30/Abschlussbericht_UBSKM.2.pdf. Zugegriffen: 24. Juni 2011.

  • Wetzels, P. (1997).Gewalterfahrungen in der Kindheit. Sexueller Mißbrauch, körperliche Mißhandlung und deren langfristige Konsequenzen. Baden Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Wipplinger R., & Amann, G. (1997). Zur Bedeutung der Bezeichnungen und Definitionen von sexuellem Missbrauch. In G. Amann & R. Wipplinger (Hrsg.),Sexueller Missbrauch – Überblick zu Forschung, Beratung und Therapie. Ein Handbuch. Tübingen: dgvt.

  • Zimmermann, P., Neumann, A., & Çelik, F. (2010).Sexualisierte Gewalt gegen Kinder in Familien. Expertise im Rahmen des Projekts „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen“. http://www.dji.de/sgmj/Expertise_Zimmermann.pdf. Zugegriffen: 20. Mai 2011.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Marina Mayer.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Mayer, M. „Kein Thema der Vergangenheit“ – Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen. Soz Passagen 4, 91–108 (2012). https://doi.org/10.1007/s12592-012-0095-1

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s12592-012-0095-1

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation