Skip to main content
Log in

Konzept eines einwöchigen Gesundheitsprogramms für pflegende Angehörige gemeinsam mit ihrer pflegebedürftigen Person – „Pflegetandem“

A one-week health program concept for relatives providing care and the person needing care—“tandem care”

  • Originalarbeit
  • Published:
Prävention und Gesundheitsförderung Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

Pflegende Angehörige sind für die pflegerische Versorgung tragend und eine vulnerable Zielgruppe.

Ziel

Ziel ist es, das Konzept für ein mehrtägiges, stationäres und multimodales Gesundheitsprogramm einschließlich Nachsorge für pflegende und pflegebedürftige Personen zu beschreiben („Pflegetandem“).

Methode

Es wurde ein Grobkonzept entwickelt, in einer Fokusgruppe konkretisiert und in einer Pilotwoche mit sieben teilnehmenden Tandems in Trägerschaft der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erprobt. Im Rahmen der Gewinnung von Teilnehmenden wurden 2000 Versicherte angeschrieben und Daten zum Teilnahmeinteresse sowie zur Struktur und zu Motiven der Interessierten erhoben.

Ergebnisse

Kern ist die 8‑tägige stationäre Gruppenintervention für die Tandems in einer Reha-Klinik (Pflegekurs, Bewegungs- und Entspannungseinheiten sowie Heilmittelanwendungen) und nahe gelegenen Einrichtungen für Tages- und Kurzzeitpflege. Letzteres wird über eine vorgelagerte häusliche Pflegeberatung vorbereitet. Sämtliche Interventionen sind gesetzlich finanziert (SGB XI). Die Nachsorge beginnt mit dem Versenden des „Brief an mich“ an die Teilnehmenden. Dieser Brief enthält die in der Gruppenintervention formulierten Absichten zur Verhaltensänderung und liefert Anknüpfungspunkte für die Telefonberatung nach 3 6 und 9 Monaten. Die Daten deuten darauf hin, dass das Pflegetandem eine Zielgruppe mit hoher emotionaler Bindung anspricht.

Diskussion

Konzeptionell sind v. a. die organisatorischen Aspekte im Spannungsfeld von Distanz und Nähe zwischen den Pflegenden und ihrer pflegebedürftigen Person kritisch. Die Datenerhebung zum Teilnahmeinteresse ist limitiert, liefert aber der handelnden Praxis Orientierung.

Abstract

Background

Informal caregivers are a mainstay of nursing care and a vulnerable target group.

Objective

The aim is to describe the concept for a multiday, inpatient and multimodal health care program including aftercare for informal caregivers and their person in need of care (“care tandem”).

Methods

A rough concept was developed, concretized in a focus group and tested in a pilot week with seven participating tandems. The cost unit is the Social Insurance for Agriculture, Forestry and Horticulture (SVLFG). As part of the process of recruiting participants, 2000 insured persons were contacted and data were collected on their interest in participating as well as on the structure and motives of those interested.

Results

The core of the project is the 8‑day inpatient group intervention for the tandems in a rehabilitation clinic (nursing course, exercise and relaxation units, and remedial treatments) and nearby facilities for day care and short-term care. The latter is controlled by a nursing consultant. All interventions are financed by law (German SGB XI). Aftercare begins with the sending of the “letter to me” to the participants. This letter contains the intentions formulated in the group intervention to change behavior and provides points of contact for the telephone counselling after 3, 6 and 9 months. The data indicate that the nursing tandem addresses a target group with high emotional attachment.

Discussion

From a conceptual point of view, the organizational aspects in terms of distance and proximity between the carers and their person in need of care are particularly critical. The data collection on the interest in participating is limited, but provides practical orientation.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Die Begriffe „pflegende Angehörige“, „versorgende Angehörige“, „häusliche Pflege“ und „informelle Pflege“ werden hier synonym verwendet. Gemeint sind Personen, die für eine anerkannt pflegebedürftige Person im häuslichen Umfeld und nicht erwerbsmäßig die pflegerische, medizinische und psychosoziale Versorgung leisten.

  2. Zum Zeitpunkt der Fokusgruppe war eine Pflegeeinrichtung vertreten, die noch vor der Pilotwoche die Kooperation beendet hat. Daher wurde ein weiterer Workshop durchgeführt, um das Konzept an die neuen Bedingungen anzupassen. Dies betraf das Einsteuern in die Pflegeeinrichtungen, die Transfers in die Tagespflege und die gemeinsamen Aktivitäten von pflegenden und pflegebedürftigen Personen. Das inhaltliche Programm blieb unberührt.

  3. Höhere Pflegegrade wurden ausgeschlossen, weil zunächst nur einzelne Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung standen. Die Kapazitäten werden aber im Projektverlauf ausgeweitet.

  4. 6 Personen wurden wegen unzureichender Angaben (mehr als 50 % Missings) ausgeschlossen.

Literatur

  1. Brügger S, Jaquier A, Sottas B (2016) Belastungserleben und Coping-Strategien pflegender Angehöriger. Perspektive der Angehörigen. Z Gerontol Geriatr 49:138–142

    Article  Google Scholar 

  2. Bundesministerium für Gesundheit (2020) Ratgeber Pflege. BMG, Berlin

    Google Scholar 

  3. Coon DW, Evans B (2009) Empirically based treatments for family caregiver distress: What works and where do we go from here? Geriatr Nurs 30:426–436

    Article  Google Scholar 

  4. Deck R, Schramm S, Hüppe A (2012) Begleitete Eigeninitiative nach der Reha „neues Credo“ – ein Erfolgsmodell? Rehabilitation 51:316–325

    Article  CAS  Google Scholar 

  5. Destatis (2019) Pflegebedürftige nach Versorgungsart, Geschlecht und Pflegegrade 2017, Stand 11.04.2019. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/Tabellen/pflegebeduerftige-pflegestufe.html. Zugegriffen: 31. Aug. 2020

  6. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (2018) Pflegende Angehörige von Erwachsenen, S3-Leitlinie. AWMF online, Berlin

    Google Scholar 

  7. Ehrlich U, Kelle N (2019) Pflegende Angehörige in Deutschland: Wer pflegt, wo, für wen und wie? Z Sozialreform 65:175–203

    Article  Google Scholar 

  8. Ehrlich U, Minkus L, Hess M (2019) Einkommensrisiko Pflege? Der Zusammenhang von familiärer Pflege und Lohn. Z Gerontol Geriat 53:22–28

    Article  Google Scholar 

  9. Fischer B, Geyer J (2020) Pflege in Corona-Zeiten: Gefährdete pflegen besonders Gefährdete. DIW Aktuell 38:1–6

    Google Scholar 

  10. Hertle D, Lüken F, Trümner A et al (2015) Stationäre Rehabilitation und Vorsorge für pflegende Angehörige – eine Sondierung der Angebote in Deutschland. Rehabilitation 54:146–152

    Article  CAS  Google Scholar 

  11. Hetzel C, Alles T, Mozdzanowski M (2017) „Mach mal PAUSE vom Pflegealltag“ – Konzept und Evaluation eines Interventionsprogramms zur Förderung von guter Pflege und Gesundheit bei pflegenden Angehörigen. Asgard, Siegburg

    Google Scholar 

  12. Hetzel C, Baumann R, Diekmann J (2015) Handlungsbedarf für Gesundheitsförderung und Prävention aus Sicht pflegender Angehöriger. Pflegewissenschaft 7/8:408–415

    Google Scholar 

  13. Hetzel C, Baumann R, Diekmann J et al (2018) Beschreibung eines mehrdimensionalen Gesundheitsprogramms für pflegende Angehörige. Gesundheitswesen 80:S51–S56

    Article  CAS  Google Scholar 

  14. Hetzel C, Opfermann-Kersten M, Holzer M (2016) Das subjektive Wohlbefinden von pflegenden Angehörigen nach einer Trainings- und Erholungswoche: Mehrebenenmodelle für längsschnittliche Daten. Z Gesundheitspsychol 1(24):13–28

    Article  Google Scholar 

  15. Hetzel C (2020) Häusliche Pflege im grünen Sektor – Daten der Pflegestatistik. Soziale Sicherheit in der Landwirtschaft 2:23–27

    Google Scholar 

  16. Karrer L (2020) Wenn es nicht mehr alleine geht – Inanspruchnahme ambulanter Unterstützungsangebote von Menschen mit Demenz: der Bayerische Demenz Survey (BayDem). Gesundheitswesen 82:40–49

    Article  Google Scholar 

  17. Kummer K, Budnick A, Blüher S et al (2010) Gesundheitsförderung für ältere pflegende Angehörige. Präv Gesundheitsf 5:89–94

    Article  Google Scholar 

  18. Kurz A, Wilz G (2011) Die Belastung pflegender Angehöriger bei Demenz. Entstehungsbedingungen und Interventionsmöglichkeiten. Nervenarzt 3(82):336–342

    Article  Google Scholar 

  19. Pearlin LI, Mullan JT, Semple SJ et al (1990) Caregiving and the stress process: an overview of concepts and their measures. Gerontologist 30:583–594

    Article  CAS  Google Scholar 

  20. Rothgang H, Kalwitzki T, Müller R et al (2015) BARMER GEK Pflegereport 2015 – Schwerpunktthema: Pflegen zu Hause. Asgard, Siegburg

    Google Scholar 

  21. Selwood A, Johnston K, Katona C et al (2007) Systematic review of the effect of psychological interventions on family caregivers of people with dementia. J Affect Disord 101:75–89

    Article  CAS  Google Scholar 

  22. Sörensen S, Duberstein P, Gill D et al (2006) Dementia care: mental health effects, intervention strategies, and clinical implications. Lancet Neurol 5:961–973

    Article  Google Scholar 

  23. Wetzstein M, Rommel A, Lange C (2015) Pflegende Angehörige – Deutschlands größter Pflegedienst. GBE kompakt, Bd. 6(3). Robert Koch-Institut, Berlin

    Google Scholar 

  24. Zank S (2010) Belastung und Entlastung von pflegenden Angehörigen. PiA 7:431–444

    Google Scholar 

Download references

Förderung

Konzept und Evaluation im Rahmen einer quasiexperimentellen Studie (DRKS00016365) werden gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (GE9-2499-KuHeMo-17-V1).

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to C. Hetzel.

Ethics declarations

Interessenkonflikt

C. Hetzel, S. Schreiner, W. Michel, J. Schaller und I. Froböse geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Hetzel, C., Schreiner, S., Michel, W. et al. Konzept eines einwöchigen Gesundheitsprogramms für pflegende Angehörige gemeinsam mit ihrer pflegebedürftigen Person – „Pflegetandem“. Präv Gesundheitsf 16, 234–241 (2021). https://doi.org/10.1007/s11553-020-00821-w

Download citation

  • Received:

  • Accepted:

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s11553-020-00821-w

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation