Zusammenfassung
Charakteristische Symptome der Fibromyalgie sind chronische, ausgedehnte muskuloskelettale Schmerzen in verschiedenen Körperregionen und eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit an 18 definierten „tender points“. Als Begleitsymptome werden häufig Steifigkeit, Schlafschwierigkeiten, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme angegeben. Die Prävalenz beträgt etwa 3,5% bei Frauen und 0,5% bei Männern. Die Krankheitslasten für die Betroffenen (Einschränkungen der Aktivitäten im Alltag und der Partizipation im familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Leben) sowie für die Gesellschaft (direkte und indirekte Kosten) sind hoch. Der Verlauf ist meist chronisch. In der Pathogenese ist eine Störung der zentralen Schmerzverarbeitung von hoher Relevanz. Neben einer frühzeitigen Diagnose und einer intensiven Patientenschulung sind die Pharmakotherapie, Bewegungstherapie, Verhaltenstherapie und die multidisziplinäre Behandlung für das Management der Fibromyalgie von besonderer Bedeutung.
Abstract
The characteristic symptoms of fibromyalgia are chronic widespread musculoskeletal pain in various parts of the body and abnormal tenderness at 18 specified tender points. Associated symptoms often reported include stiffness, sleep disorders, fatigue, and problems with concentration. The prevalence is about 3.5% for women and 0.5% for men. The impact of the disease is considerable both for those directly affected (restriction in activities of daily living and in ability to take part in family, professional, and social life) and for society as a whole (direct and indirect costs). The disease usually has a chronic course. An abnormality of the central pain-processing mechanisms is highly relevant for the pathogenesis. In addition to early diagnosis and intensive patient education, pharmacotherapy, exercise therapy, behavior therapy, and multidisciplinary treatment are particularly important for the management of fibromyalgia.
Literatur
Abeles AM, Pillinger H, Solitar BM, Abeles M (2007) Narrative review: the pathophysiology of fibromyalgia. Ann Intern Med 146: 726–734
Arnold LM, Hudson JL, Hess EV et al. (2004) Familiy study of fibromyalgia. Arthritis Rheum 50: 944–952
Buskila D, Neumann L, Odes LR et al. (2001) The prevalence of musculoskeletal pain and fibromyalgia in patients hospitalized on internal medicine wards. Semin Arthritis Rheum 30: 411–417
Buskila D, Sarzi-Puttini P (2005) Genetic aspects of fibromyalgia syndrome. Arthritis Res Ther 218: 313–315
Carville SF, Arendt-Nielsen L, Bliddal H et al. (2007) EULAR evidence based recommendations for the management of fibromyalgia syndrome. Ann Rheum Dis [published online 3 Oct 2007: doi: 10.1136/ard.2007-071522]
Clauw DJ, Katz P (1995) The overlap between fibromyalgia and inflammatory rheumatic diseases: when and why does it occur? J Clin Rheumatol 1: 335–341
Dadabhoy D, Clauw DJ (2006) Therapy Insight: fibromyalgia – a different type of pain needing a different type of treatment. Nat Clin Pract Rheumatol 2: 364–372
Dohrenbusch R, Grüterich M, Genth E (1996) Fibromyalgie und Sjögren-Syndrom – klinische und methodische Aspekte. Z Rheumatol 55: 19–27
Färber L, Stratz TH, Brückle W et al. German Fibromyalgia Study Group (2001) Short-term treatment of primary fibromyalgia with the 5-HT3-receptor antagonist tropisetron. Results of a randomized, double-blind, placebo-controlled multicenter trial in 418 patients. Int J Clin Pharmacol Res 21: 1–13
Goldenberg DL, Burckhardt C, Crofford L (2004) Management of fibromyalgia syndrome. JAMA 19: 2388–2395. Als Leitlinie im National Guideline Clearinghouse (http://www.guideline.gov), zuletzt aktualisiert am 25.10.2006
Harden RN, Revivo G, Song S et al. (2007) A critrical analysis of the tender points in fibromyalgia. Pain Med 8: 147–156
Harth M, Nielson WR (2007) The fibromyalgia tender points: Use them or lose them? A brief review of the controversy. J Rheumatol 34: 914–922
Jäckel WH, Traber U, Gerdes N (2004) Stationäre Rehabilitation bei Fibromyalgie-PatientInnen – Konzept und Ergebnisse. Akt Rheumatol 5: 270–275
Jones KD, Adams D, Winters-Stone K, Burckhardt CS (2006) A comprehensive review of 46 exercise treatment studies in fibromyalgia (1988–2005). Health Qual Life Outcomes 4: 67–72
Katz RS, Wolfe F, Michaud K (2006) Fibromyalgia diagnosis. A comparison of clinical, survey, and American College of Rheumatology Criteria. Arthritis Rheum 54: 169–176
Nampiaparampil DE, Shmerling RH (2004) A review of fibromyalgia. Am J Manag Care 10: 794–800
Van Houdenhove B, Egle U, Luyten P (2005) The role of life stress in fibromyalgia. Curr Rheumatol Rep 7: 365–370
Weir PT, Harlan GA, Nkoy FL et al. (2006) The incidence of fibromyalgia and its associated comorbidities: a population-based retrospective cohort study based on International Classification of Diseases, 9th Revision codes. J Clin Rheumatol 12: 124–128
Wolfe F, Ross K, Anderson J et al. (1995) The prevalence and characteristics of fibromyalgia in the general population. Arthritis Rheum 38: 19–28
Wolfe F, Smythe HA, Yunus MB et al. (1990) The American College of Rheumatology 1990 criteria for the classification of fibromyalgia. Arthritis Rheum 33: 160–172
Yunus MB (2007) Fibromyalgia and overlapping disorders: The unifying concept of central sensitivity syndromes. Semin Arthritis Rheum 36: 339–356
Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Aussage zur Epidemiologie der Fibromyalgie trifft zu?
Die Prävalenz nimmt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ab.
Die Prävalenz der Fibromyalgie ist bei Personen ohne entzündlich-rheumatische Krankheiten gleich hoch wie bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis.
Die Prävalenz ist bei Frauen niedriger als bei Männern.
Die Fibromyalgie kommt auch bei Kindern vor.
Die Prävalenz bei Frauen beträgt 0,5%.
Welche Aussage zu den Begleitsymptomen bei der Fibromyalgie trifft zu?
Miktionsbeschwerden sind bei der Fibromyalgie nicht häufiger als in der Normalbevölkerung.
Konzentrationsschwierigkeiten treten erst nach langjährigem Krankheitsverlauf auf.
Gelenkschwellungen lassen sich bei der Fibromyalgie häufig palpieren.
Müdigkeit ist ein typisches Begleitsymptom der Fibromyalgie.
Eine Morgensteifigkeit der Gelenke ist bei der Fibromyalgie selten.
Welche Aussage zur Diagnostik trifft zu?
Wenn bei lokalen Schmerzen auch Tender points nachweisbar sind, sollte die Diagnose einer Fibromyalgie gestellt werden.
Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule sind kein typisches Symptom der Fibromyalgie.
Die funktionelle Magnetresonanztomographie ist ein entscheidendes Kriterium bei der Diagnostik.
Eine erhöhte Depressivität schließt die Diagnose einer Fibromyalgie aus.
Multilokuläre Schmerzen müssen mindestens 3 Monate bestehen.
Welche Aussage zu Tender points und Trigger points trifft zu?
Tender points sind typisch für das myofasziale Syndrom.
Bei Druck auf Tender points erfolgt keine Schmerzausstrahlung.
An den Tender points lässt sich eine Muskelverhärtung palpieren.
Tender points kommen bei schmerzfreien Personen nicht vor.
Trigger points werden mit einem Druck von 4 kg/cm2 untersucht.
Welche Aussage zur Pathogenese der Fibromyalgie trifft zu?
Nach Virusinfektionen (z. B. Hepatitis C) tritt die Fibromyalgie nicht gehäuft auf.
Elektronenmikroskopisch lassen sich in der Muskulatur der Fibromyalgiepatienten spezifische Veränderungen nachweisen.
Die Substanz P ist im Liquor cerebrospinalis bei der Fibromyalgie erhöht.
Die deszendierende Schmerzhemmung ist bei der Fibromyalgie nicht beeinträchtigt.
Die zentrale Schmerzverarbeitung ist bei der Fibromyalgie nicht verändert.
Welche Aussage zum Verlauf der Krankheit trifft zu?
Die Prognose der Fibromyalgie ist bei Kindern günstiger als bei Erwachsenen.
Auch nach langjährigem Krankheitsverlauf sind Remissionen häufig.
Frühberentung führt häufig zu einer Remission.
Patienten, die wegen einer langjährigen Fibromyalgie in eine Spezialambulanz überwiesen werden, zeigen meist einen günstigeren Verlauf als Patienten, bei denen die Diagnose bei einem Allgemeinmediziner erstmals gestellt wurde.
Die Fibromyalgie beginnt meist mit akut auftretenden generalisierten Schmerzen.
Welche Aussage zu den Krankheitsfolgen trifft zu?
Die Fibromyalgie führt nicht zu hohen Arbeitsunfähigkeitszeiten.
Eine soziale Isolation ist bei Patienten mit einer Fibromyalgie sehr selten.
Die durch die Fibromyalgie verursachten direkten Kosten (z. B. Arztbesuche, Medikamente) sind nicht erhöht.
Operationen werden bei Fibromyalgie gleich häufig durchgeführt wie in der Normalbevölkerung.
Die Fibromyalgie ist ein häufiger Grund für Frühberentungen.
Bei einer 46-jährigen Sekretärin diagnostizieren Sie eine Fibromyalgie. Welche Maßnahme sollte sofort erfolgen?
Intensive Information über die Erkrankung.
Überweisung zum Psychiater.
Liquorpunktion zum Nachweis einer erhöhten Konzentration der Substanz P zur Verlaufsbeurteilung.
Empfehlung einer Rentenantragstellung.
Bestimmung des Serotoninspiegels im Serum.
Welche Aussage zur Pharmakotherapie der Fibromyalgie trifft zu?
Die Wirksamkeit von nichtsteroidalen Antiphlogistika ist durch mehrere randomisierte Studien nachgewiesen.
Die Amitriptylin-Behandlung sollte mit hohen Dosen beginnen.
Bei einem Wirkungsverlust von Amitriptylin sollte eine Therapiepause eingelegt werden.
Kortikoide sind die Basistherapie der Fibromyalgie.
Antikonvulsiva (Gabapentin, Pregabalin) sind bei der Fibromyalgie nicht wirksam.
Welche Aussage zur Bewegungstherapie bei der Fibromyalgie trifft zu?
Ein positiver Effekt auf die Schmerzen ist nur durch eine maximale Trainingsintensität zu erreichen.
Eine sehr hohe Trainingsintensität führt zu hohen Abbruchquoten.
Die Art der Übungen ist der wichtigste Prädiktor für den Therapieerfolg.
Eine Einzelbehandlung ist immer wirksamer als eine Gruppentherapie.
Die Funktionsfähigkeit kann durch die Bewegungstherapie nicht beeinflusst werden.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Jäckel, W., Genth, E. Fibromyalgie. Z. Rheumatol. 66, 579–590 (2007). https://doi.org/10.1007/s00393-007-0229-6
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00393-007-0229-6