16.12.2016 | Übersichten
Nichtmedikamentöse Behandlung von Demenz in gerontopsychiatrischen Einrichtungen
Systematischer Überblick
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 2/2018
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Hintergrund
Die Zahl der Menschen mit demenziellen Erkrankungen nimmt in den nächsten Jahren kontinuierlich zu. Im gerontopsychiatrischen Bereich werden daher evidenzbasierte Behandlungsansätze benötigt. In solchen Situationen identifizieren „scoping reviews“ Wissenslücken und Forschungsbedarfe.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit liefert einen Überblick über nichtmedikamentöse Behandlungsansätze bei Patienten mit Demenz in gerontopsychiatrisch spezialisierten Einrichtungen und Abteilungen sowie über spezialisierte Interventionen in psychiatrischen Kliniken, Allgemeinkrankenhäusern oder Pflegeheimen.
Material und Methoden
Eine systematische Recherche durch einen Autor in den Datenbanken PsycINFO, PubMed, PSYNDEX und Cochrane Library nach klinischen Studien (randomisiert kontrolliert, kontrolliert oder im Eingruppen-prä-post-Design; deutsch oder englisch; 1998–2014) und Handrecherchen in 2 deutschsprachigen Zeitschriften mit „peer-review“-Verfahren wurden durchgeführt. Er erfolgte ein unabhängiger Einschluss der Studien anhand a priori definierter Kriterien durch 2 Autoren. Die Datenextraktion wurde durch einen Autor mit Rücksprache bei nichteindeutiger Datenlage vorgenommen. Eine „risk-of-bias“-Bewertung wurde nicht durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden 77 Studien, davon 29 zu restrukturierten Behandlungspfaden oder -settings, 14 zu räumlich-strukturellen Veränderungen und 34 zu therapeutischen Einzel- und Gruppenangeboten, identifiziert. Die Evidenzlage ist insgesamt lückenhaft und die methodische Qualität der Studien eingeschränkt. Deutliche Hinweise bestehen für eine Überlegenheit einer spezialisierten und milieutherapeutisch gestalteten Umgebung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen sowohl im Klinik- als auch Pflegeheimbereich. Es finden sich zahlreiche konsistente Hinweise auf positive Effekte psychosozialer Aktivierung allein oder gemeinsam mit einer kognitiven bzw. körperlichen Aktivierung, z. T. auch mit hochwertigeren Studiendesigns. Dies steht im Einklang mit den Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie „Demenzen“. Für einzelne Interventionen wie Elektrokrampftherapie oder naturgestützte Ansätze bleibt die Evidenzlage beschränkt.
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