Nicht oder verspätet diagnostizierte letale Schädel-Hirn-Traumen

Zusammenfassung

Schädel-Hirn-Traumata (SHT) mit Verletzungen des zentralen Nervensystems (ZNS) und intrakraniellen Blutungen sind, abgesehen von Verkehrsunfällen, am häufigsten Folge einer stumpfen Gewalteinwirkung, sei es etwa durch Schläge oder im Rahmen eines Sturzgeschehens. Betroffen sind nicht selten alkoholisierte Patienten. Die rechtzeitige Einleitung adäquater diagnostischer und nachfolgend therapeutischer Maßnahmen ist für den Krankheitsverlauf und u. U. für das Überleben entscheidend. Verspätet oder erst bei der Obduktion aufgedeckte tödliche Verletzungen wie subdurale Hämatome, eine Subarachnoidalblutung (SAB) und Hirnkontusionen als Traumafolge geben Anlass zur Prüfung eines Behandlungsfehlervorwurfs, v. a. wegen unterlassener radiologischer Diagnostik bei Verdacht auf ein SHT. Die vorgestellte Auswertung erfasst 151 Fälle von Behandlungsfehlervorwürfen mit behaupteter fehlerhafter Diagnostik und Therapie bei SHT, häufig alkoholisierte Patienten betreffend. Neben den epidemiologischen Daten wie Alter, Geschlecht usw. betroffener Patienten werden weitere Angaben zu den Umständen des SHT und der ärztlichen Maßnahmen ausgewertet. In 120 Fällen ging dem SHT ein Sturzgeschehen voran. Bei 10 Fällen wurden Verstöße gegen anerkannte Regeln der ärztlichen Sorgfalt bejaht, ebenso die Kausalität des festgestellten Behandlungsfehlers für den Todeseintritt. Mit dem Behandlungsfehlervorwurf befasste Gerichte kritisieren v. a. die unterlassene radiologische Diagnostik als Verstoß gegen die ärztliche Sorgfalt.

Abstract

Craniocerebral injury (CCI) including the central nervous system (CNS) and intracranial hemorrhages are well known to be caused by blunt force, either due to e.g. beating or due to a fall. Rapid diagnostic investigations and therapeutic actions are necessary and decisive for the course of disease and sometimes for survival. Delays in the discovery of injuries or those first uncovered by autopsy, such as subdural hematomas, subarachnoidal bleeding and brain contusions can lead to death. In such cases, malpractice charges may arise, especially concerning an unacceptable delay to initiate radiological investigations. Patients under the influence of alcohol are often affected. The following study includes 151 cases of malpractice charges with suspected errors in treatment. Data concerning the patients were collected and the circumstances leading to craniocerebral injury were analyzed as well as the medical measures undertaken. There were 120 cases with craniocerebral injury following falls and 10 cases were found with medical malpractice ascertained by expert opinions and leading to death. The omission of further radiological investigations was criticized by the courts dealing with the accusations as constituting medical negligence.