Zusammenfassung
Das aktuelle Gesundheitswesen impliziert einen Wirtschaftsmarkt mit hoher Transparenz und verschärftem Wettbewerb. Der steigende Kostendruck, die wachsende Konkurrenz, die Ressourcenknappheit sowie der Zielkonflikt zwischen Versorgungsauftrag und Wettbewerb zwingen die Spieler im Gesundheitssektor (speziell die Krankenhäuser und damit auch die einzelnen Abteilungen) schneller auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die eigene Existenz sicherzustellen. Da der Wandel in diesem Kontext die einzige Konstante darstellt, wird Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sowie das Hinterfragen der eigenen Leistung zu einer unabdingbaren Voraussetzung, um erfolgreich am Markt agieren zu können. Das Managementtool „Benchmarking“ stellt eine Antwort auf die derzeitige Dynamik im Gesundheitswesen dar – eine in der Industrie bereits weit verbreitete Methode.
Im Rahmen dieses Artikels werden die theoretischen Grundlagen des Benchmarking aufgezeigt und dessen Anwendungsmöglichkeiten in chirurgischen Kliniken erarbeitet. Strategischer Hintergrund des Benchmarking ist der systematische Prozess der Identifikation mit Bestlösungen („best practices“), d. h. es erfolgt ein Vergleich der eigenen Abteilung oder des Krankenhauses mit einem Benchmarkingpartner. Benchmarking zielt auf eine neue Art dynamischen und auf schnelle Resultaterzielung ausgelegten Lernens ab. Diese Forderung wird begründet durch den Paradigmenwechsel höhere Qualität und patientenwirksame Innovationen in kürzerer Zeit mit tendenziell sinkenden Kosten zu realisieren. Die Implementierung von modifizierten „best practices“ trägt dazu bei, das eigentliche Kerngeschäft einer chirurgischen Klinik (Patientenversorgung, Versorgungsauftrag) noch zielführender und kostengünstiger zu absolvieren bzw. das Kerngeschäft von artfremden Kostenbelastungen (Umlagen) zu entlasten. Letztendlich wird Benchmarking auch im Bereich chirurgischer Kliniken Einzug als Managementtool finden, um das Krankenhaus und dessen Abteilungen konkurrenzfähig zu halten bzw. eine Führungsposition im Gesundheitsmarkt einzunehmen.
Abstract
Current changes in the health system due to economic restrictions leading to increased competition require the introduction of intelligent management tools in the clinical arena. In a world where change and development are the only constants, flexibility and critical judgment of one’s own achievements are requirements for success in all parts of society. Benchmarking, a management tool widely used in industry, represents a potential answer to the dynamic changes in the health system.
This article deals with the theoretic basis and the clinical implications of benchmarking. The strategic background of benchmarking is the systematic process of comparison and identification with the best (best practice) leading to improved processes and results in one’s own department and hospital. It is the aim of benchmarking in the clinical arena to achieve higher quality and patient directed innovation with less financial resources. This might result in better patient care. In summary, the management tool of benchmarking will be introduced into the clinical arena to keep hospitals competitive. Successful benchmarking will result in a leading position of a certain department in a special field.
Literatur
Andersen B, Petterson PG (1995) The basics of benchmarking: What, how, when and why. Proceedings from 1994 Pacific Conference on Manufactoring, Djakarta, Indonesia, p 219
Bauer M, Hans R, Römer T et al (2007) Intraoperative Prozesszeiten im prospektiven multizentrischen Vergleich. Benchmarking of intra-operative process times in a prospective multi-centre comparison. Dtsch Ärztebl 104(47). DOI: A-3252/B-2862/C-2762 MEDIZIN: Originalarbeit
Böhnert AA (1999) Benchmarking: Charakteristik eines aktuellen Managementinstruments. Schriftreihe innovative betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, Bd. 3, Hamburg, S 75
Born A, Düllberg A, Scharfenroth K (2000) Lassen sich schlafende Riesen wecken? Qualitätsmanagement und Benchmarking in der Gesundheitswirtschaft. Institut für Arbeit und Technik, Jahrbuch 1999/2000, Gelsenkirchen
Burckhardt W (2004) Der Benchmarking-Prozess. Symposion Publishing, Düsseldorf, S 65
Burcjhardt W (1994) Lernen durch Benchmarking. Office Manag 42(10):70–80
Camp R (1994) Benchmarking – The Search for Industry Best Practices that lead to superior Performance. ASQC Quality Press, Milwaukee, WI, pp 43–77
Ester B (1997) Benchmarks für die Ersatzteillogistik: Benchmarkingformen, Vorgehensweise, Prozesse und Kennzahlen. Schmidt, Berlin, S 13
Hane W, Lendtrodt A (2004) Durchführung eines Benchmarking-Projektes. Symposion Publishing, Düsseldorf, S 241
Karlöf B, Östblom S (1994) Das Benchmarking Konzept: Wegweiser zur Spitzenleistung in Qualität und Produktivität. Vahlen, München, S 8–60
Meier-Rothe C (2004) Benchmarking in der Produktion. Symposion Publishing, Düsseldorf, S 164
Merill P (1997) Do it right the second time – Benchmarking best practices in the quality change process. OR, Productivity Press, Portland, p 53
Mertins K, Kohl H (2004) Benchmarking – Ein Vergleich mit den Besten. Symposion Publishing, Düsseldorf, S 17–90
Mertins K, Kohl H (2004) Benchmarking-Techniken. In: Benchmarking – Ein Vergleich mit den Besten, Fraunhofer IPK, Symposion Publishing, Düsseldorf, S 84
Miller J, De Meyer A, Nakane J (1992) Benchmarking global manufacturing – Understanding international suppliers, costumers und competitors. RD Irwin Inc., Homewood, IL, p 20
Möws V, Seidel V (2001) Mit dem DRG-System kommt der Markt ins Krankenhaus, das Benchmarking wird den Betriebsvergleich verdrängen. führen & wirtschaften 18(1):46
Reider R (2000) Benchmarking strategies – A tool for profit improvement. Wiley & Sons, New York, p 29
Sabisch H, Titelnot C (1997) Integriertes Benchmarking für Produkte und Entwicklungsprozesse. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 4–21
Schmidt F (2000) Strategisches Benchmarking – Gestaltungskonzeption aus der Markt- und Ressourcenperspektive. Eul, Köln, S 25–28
Siebert G (1997) Prozess Benchmarking – Methode zum branchenunabhängigen Vergleich von Geschäftsprozessen. Dissertation, TU Berlin
Simmelsdorf F (2000) Benchmarking von Wissensmanagement – Eine Methode des ressourcenorientierten strategischen Managements. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, S 80
Von Eiff W (1994) Benchmarking im Krankenhaus: Qualität steigern und Kosten senken durch Best Practices Management. Krankenhaus Umschau 63(11): 859–869
Watson G (1993) Benchmarking – Vom Besten lernen. Verlag moderne Industrie, Landsberg, Lech, S 69–85
Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Bredl, K., Hüsig, S., Angele, M. et al. Strategisches Benchmarking. Orthopäde 39, 785–791 (2010). https://doi.org/10.1007/s00132-010-1634-0
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00132-010-1634-0