Zusammenfassung
Verletzungen des Achsenskeletts resultieren – eine normale Knochenqualität vorausgesetzt – aus Rasanztraumata. Besonders häufig betroffen ist der thorakolumbale Übergang. Die überwiegende Mehrheit der Verletzungen kann konservativ behandelt werden. Das Patientenkollektiv in den Kliniken und insbesondere in den Zentren ist allerdings präselektiert, hier sind in einem relativ hohen Prozentsatz Operationsindikationen zu stellen. Die operativen Versorgungsmöglichkeiten sind vielfältig, prinzipiell unterscheidet man dorsale und ventrale Zugänge. Dorsal sind Instrumentierungen von Spondylodesen zu unterscheiden – in offener oder perkutaner Technik. Für osteoporotische Knochen stehen Zementaugmentationen zur Verfügung. Wesentlich für ein gutes Operationsergebnis ist die korrekte Reposition. Gerade im thorakolumbalen Übergangsbereich kommt aufgrund der biomechanischen Verhältnisse der Abstützung der ventralen Säule eine besondere Bedeutung zu.
Abstract
Fractures of the thoracic and lumbar spine result from high velocity trauma, assuming bone density is normal. The main location of fractures is the thoracolumbar junction. Most injuries can be treated conservatively; however, patients transferred to hospitals and spine centers represent a preselection with more severe trauma and a higher incidence of operative treatment. There is a large variety of operative techniques that can be used, which can be principally differentiated by the approach: posterior or anterior. Dorsal approaches are differentiated by the instrumentation for spondylodesis as open or percutaneous techniques. Minimally invasive options are favored more and more. For osteoporotic bone, cement augmented solutions may be used. Correct reduction of mainly kyphotic malalignment is crucial for the long-term outcome. Biomechanically stable reconstruction of the anterior spinal column is important mainly for the thoracolumbar junction.
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Interessenkonflikt
O. Gonschorek, S. Hauck, T. Weiß und V. Bühren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
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Frakturen des thorakolumbalen Übergangs …
können immer konservativ behandelt werden.
sind besonders häufig.
werden ausschließlich über einen ventralen Zugang operativ versorgt.
führen meist zu neurologischen Läsionen.
betreffen meist den alten Patienten.
Ursachen für operationsbedürftige Frakturen von BWS und LWS beim Knochengesunden …
sind meist Stolperstürze.
bleiben in der Regel unbekannt.
sind oft Rasanztraumata.
sind unerheblich und somit für die Anamnese nicht wichtig.
sind meist in den Grunderkrankungen der Patienten zu suchen.
Eine Spinalkanaleinengung von 50 % im lumbalen Bereich …
führt meist zu einer Querschnittläsion.
muss grundsätzlich eine Laminektomie zur Folge haben.
muss nicht unbedingt neurologische Läsionen bedingen.
muss eine dorsale und ventrale Operation zur Folge haben.
ist die häufigste Konstellation bei Frakturen der BWS und LWS.
Die mittlere BWS …
hat einen besonders weiten Spinalkanal.
weist einen großen Abstand vom Myelon zum Spinalkanal auf.
führt bei instabilen Verletzungen besonders häufig zu neurologischen Läsionen.
ist lordotisch gekrümmt.
wird meist nur von ventral operativ stabilisiert.
A3-Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule …
sind Kneifzangenbrüche.
erreichen die Hinterkante nicht.
werden in der seitlichen Röntgenaufnahme häufig übersehen.
betreffen grundsätzlich beide benachbarten Bandscheiben.
können je nach Ausprägung sowohl operativ als auch konservativ behandelt werden.
C-Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule …
stellen regelhaft eine Operationsindikation dar.
führen selten zu neurologischen Ausfällen.
sind als stabil zu bewerten.
resultieren meist aus Bagatellverletzungen.
kommen besonders häufig beim osteoporotischen Knochen vor.
Die Computertomographie …
wird nur noch beim Polytrauma eingesetzt.
ist ein wertvolles diagnostisches Tool bei Wirbelsäulenverletzungen.
ist mittlerweile von neueren Verfahren abgelöst.
erlaubt keine Rückschlüsse auf die Verletzungsschwere bei Wirbelsäulenfrakturen.
hat die konventionellen Röntgenaufnahmen im Rahmen der Diagnostik bei Wirbelsäulenverletzungen komplett verdrängt.
Ventrale Spondylodesen …
werden vorteilhaft in offener Technik durchgeführt.
werden gerade bei kompletten Berstungsbrüchen A4 nicht eingesetzt.
spielen heute bei der Versorgung von Frakturen im thorakolumbalen Bereich keine Rolle mehr.
können zu einer belastungsstabilen Abstützung der ventralen Säule beitragen.
werden prinzipiell isoliert ohne dorsale Instrumentierung eingesetzt.
Intraoperative 3-D-Bildgebung …
ermöglicht bereits intraoperativ die Korrektur von möglichen Schraubenfehllagen.
erhöht die Strahlenbelastung für das Operationsteam enorm.
kann ausschließlich zusammen mit der Navigation eingesetzt werden.
bringt keinen unmittelbaren Nutzen für den Patienten.
kann nur durch ein im Operationssaal fest installiertes CT durchgeführt werden.
Frakturen beim osteoporotischen Knochen …
resultieren meist aus einem Hochrasanztrauma.
müssen in aller Regel operativ versorgt werden.
können bei instabilen Situationen vorteilhaft mit einem zementaugmentierbaren perkutanen Fixateur-interne-System versorgt werden.
werden meist mittels ventraler Spondylodese operativ versorgt.
sind besonders häufig mit einer Querschnittläsion vergesellschaftet.
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Gonschorek, O., Hauck, S., Weiß, T. et al. Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule. Chirurg 86, 901–916 (2015). https://doi.org/10.1007/s00104-015-0045-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00104-015-0045-5
Schlüsselwörter
- Achsenskelett
- Dorsale Instrumentierung
- Spondylodese
- Reposition
- Wirbelkörperfraktur
- Minimalinvasive Technik