Zusammenfassung
Der gesellschaftliche Wandel und die daraus folgende zunehmende Komplexität der Patientenversorgung stellen alle Akteure des Gesundheitswesens vor neue Herausforderungen, deren Bewältigung nur in guter Zusammenarbeit gelingen kann. Eine gute Kooperation aller am Versorgungsprozess beteiligten Gesundheitsberufe erweist sich als sehr voraussetzungsvoll und sollte daher eine stärkere Rolle im Ausbildungs- und Studienkontext spielen.
Deswegen wird in den letzten Jahren der Aufbau von kooperativen Kompetenzen und Fähigkeiten im Medizinstudium in verschiedenen Ländern verstärkt gefordert und umgesetzt. Eine konsequente Implementierung interprofessioneller Lehrangebote findet sich z. B. in Schweden, Kanada, England und zuletzt in der Schweiz.
Die Entwicklung in Deutschland wird anhand ausgewählter Projekte aus dem Förderprogramm „Operation Team“ der Robert Bosch Stiftung skizziert. Der bestehende Bedarf an interprofessionellen Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten für Lehrende, an Prüfungsinhalten für die mündlich-praktischen und schriftlichen medizinischen Staatsexamina sowie der notwendige Ausbau struktureller Rahmenbindungen und Forschungsstrukturen im Bereich interprofessioneller Ausbildung und Kompetenzentwicklung werden formuliert und diskutiert.
Abstract
Social change and the subsequent increase in the complexity of patient care create new challenges for all health care professionals that can only be met by close collaboration. Good cooperation between professionals from all healthcare backgrounds has proven to be essential and should therefore play a larger role in educational and study contexts.
It is for this reason that over the past few years more and more countries are requiring cooperative skills and competencies in formal medical training and consequently implementing this training in their healthcare systems. This is certainly true in countries such as Sweden, Canada, England, and most recently Switzerland, where interprofessional teaching is being systematically introduced into medical training.
The current situation in Germany is demonstrated by the selected projects from the Robert Bosch Foundation’s support program “Operation Team.” The existing need for interprofessional qualification opportunities and advanced training programs for teaching staff, the need for exam content for medical state examinations, as well as to establish a structural framework and research structure in the area of interprofessional education and competence development are outlined and discussed.
Literatur
Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (2007) Kooperation und Verantwortung. Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Gutachten 2007. Kurzfassung. http://www.svr-gesundheit.de/fileadmin/user_upload/Gutachten/2007/Kurzfassung_2007.pdf. Zugegriffen: 18. Sept. 2017
World Health Organization (2010) Framework for action on interprofessional education and collaborative practice. http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/70185/1/WHO_HRH_HPN_10.3_eng.pdf?ua=1 (Erstellt: 09.2017)
Canadian Interprofessional Health Collaborative (2010) A national interprofessional competency framework. https://www.cihc.ca/files/CIHC_IPCompetencies_Feb1210.pdf. Zugegriffen: 18. Sept. 2017
Zwarenstein M, Goldman J, Reeves S (2009) Interprofessional collaboration: effects of practice-based interventions on professional practice and healthcare outcomes (Review). http://ipls.dk/pdf-filer/ip_collaboration_cochrane.pdf. Zugegriffen: 18. Sept. 2017
Lecher S, Klapper B, Schaeffer D, Koch U (2003) InterKiK – Toolbox. Bewertung und Verbesserung der interprofessionellen Kooperation im Krankenhaus. Huber, Bern
Salomon T, Rothgang H (2010) Interdisziplinäre Kooperation der Gesundheitsberufe am Beispiel der Schlaganfallversorgung. Ergebnisse einer Systematischen Übersichtsarbeit. Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Nock L (2016) Handlungshilfe zur Entwicklung von interprofessionellen Lehrveranstaltungen in den Gesundheitsberufen. Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (2009) Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Sondergutachten 2009. Kurzfassung. http://www.svr-gesundheit.de/fileadmin/user_upload/Gutachten/2009/Kurzfassung-2009.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Robert Bosch Stiftung (2011) Memorandum Kooperation der Gesundheitsberufe. Qualität und Sicherstellung der zukünftigen Gesundheitsversorgung. Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Walkenhorst U, Mahler C, Aistleithner R et al (2015) Positionspapier GMA-Ausschuss – „Interprofessionelle Ausbildung in den Gesundheitsberufen“. Gms Z Med Ausbild 32(2):Doc22–2015
Wissenschaftsrat (2012) Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen. https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Wissenschaftsrat (2014) Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge. https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4017-14.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017 (S 46–47)
Hochschulrektorenkonferenz (2017) Handreichung Interprofessionelles Lehren und Lernen in hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachberufen und der Medizin. Impulspapier des Runden Tisches Medizin und Gesundheitswissenschaften des Projekt nexus der HRK. https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-01_RT_Med_Ges/Impulspapier-Lang_mit_Links.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Bundesrepublik Deutschland (2015) Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin (NKLM). http://www.nklm.de/files/nklm_final_2015-07-03.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017 (S 45–49)
Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium für Bildung und Forschung (2017) Beschlusstext zum Masterplan Medizinstudium 2020. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/4_Pressemitteilungen/2017/2017_1/170331_Masterplan_Beschlusstext.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Robert Bosch Stiftung (2017) Qualifizierung in den Gesundheitsberufen. Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/44080.asp. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Robert Bosch Stiftung, Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (2016) Interprofessionelle Ausbildung. Themenheft der GMS Journal for Medical Education (JME). Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
Reeves S (2016) Why we need interprofessional education to improve the delivery of safe and effective care. Interface Comunicação Saúde Educação 20(56):185–196
Paradis E (2017) Interprofessional education for interprofessional collaboration – where should we go from here? Präsentation am 10.03.2017. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/OP_Team_meets_PORT_Vortrag_Paradis.pdf (Erstellt: 07.2017)
Sottas B, Brügger S, Meyer PC (2013) Health Universities – Konzept, Relevanz und Best Practice. Mit regionaler Versorgung und interprofessioneller Bildung zu bedarfsgerechten Gesundheitsfachleuten. ZHAW Reihe Gesundheit No 1. https://www.zhaw.ch/storage/gesundheit/ueber-uns/info-broschueren/zhaw-gesundheit-no1-health-universities.pdf. Zugegriffen: 14. Juli 2017
Sottas B, Mentrup C, Meyer PC (2016) Interprofessional education and practice in Sweden. Int J Health Prof 3(1):3–13
Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) (2014) Charta Zusammenarbeit der Fachleute im Gesundheitswesen. http://www.samw.ch/dam/jcr:c5fd1ba0-03f4-4e7a-adaa-2ab50a56253b/charta_samw_zusammenarbeit.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Careum Stiftung (2017) Interprofessionalität muss professionalisiert werden. http://www.careum.ch/-/kick-off-ipka-zh?redirect=%2Fweb%2Fguest%2Fnews. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Mihaljevic AL (2016) Kurzbeschreibung. Aufbau einer Heidelberger interprofessionellen Ausbildungs-Station (HIPSTA). http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Kurzbeschreibung_HIPSTA.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Straub C (2016) Kurzbeschreibung. IPAPÄD. Interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie: Grenzen überwinden – Zusammen lernen und arbeiten. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/IPAPAED_Freiburg_Kurzbeschreibung.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Probst A, Raupach T (2016) Kurzbeschreibung. InHAnds: Interprofessionelle Health Alliance Südniedersachsen. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Portrait_InHAnds.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Guse A, Teichmann W, Grahn H, Krohne C, Mohr S (2016) Kurzbeschreibung. GESUND&HUMAN: Studierende und Auszubildende von GESUNDheitsberufen und der HUMANmedizin im interprofessionellen Kompetenztraining. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Projekt_GESUND_HUMAN_Hamburg.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Höppner H, Ewers M, Behrend R et al (2017) Berliner Aufruf für interprofessionelle Ausbildung und Kooperation in den Gesundheitsberufen. Ein Aufruf der Berliner Projekte „INTER-M-E-P-P“ und „interTUT“. https://www.ash-berlin.eu/fileadmin/Daten/News/2017/Berliner_Aufruf_interprofessionelle_Ausbildung_und_Kooperation.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf (2016) Kurzbeschreibung. Interprofessionelles Ernährungsmanagement in der stationären und häuslichen Versorgung. http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Kurzbeschreibung_Duesseldorf.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2017
Walkenhorst U (2016) Die Relevanz Interprofessioneller Lern- und Arbeitsprozesse im Kontext der Akademisierung der Gesundheitsberufe. Int J Health Prof 3(1):21–28
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
I. Cichon und B. Klapper geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Cichon, I., Klapper, B. Interprofessionelle Ausbildungsansätze in der Medizin. Bundesgesundheitsbl 61, 195–200 (2018). https://doi.org/10.1007/s00103-017-2672-0
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-017-2672-0