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Zukünftiger Qualifikationsbedarf in der Pflege

Ergebnisse und Konsequenzen aus dem BMBF-Forschungsnetz FreQueNz

Prospective qualification requirements in nursing care

Results and conclusions of the BMBF research network FreQueNz

  • Leitthema
  • Published:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

Demografischer Wandel, medizinischer Fortschritt und Versorgungsinnovationen verändern auch in der Pflege die beruflichen Qualifikationserfordernisse. Deren künftige Trends frühzeitig zu ermitteln war Ziel einer Delphi-Studie im Rahmen der FreQueNz – Initiative des BMBF. Qualitativen Experteninterviews folgte eine dreistufige Erhebung mit 243 Befragten in der zentralen zweiten Delphi-Welle. Aus Expertensicht wird in der ambulanten Versorgung Älterer eine Ausdifferenzierung der Unterstützungs- und Beratungsangebote sowie der Palliativversorgung erfolgen, die in beträchtlichem Umfang den Ausbau spezieller Qualifikationen (z. B. Intensivpflege) erfordern. Daneben steigt der Bedarf an interprofessionell, intersektoral und interkulturell ausgerichteten Koordinations- und Kommunikationskompetenzen. In der ambulanten und stationären Versorgung werden sich – unter anderem durch Übertragung ärztlicher Tätigkeiten – neue Aufgaben für Fachkräfte ergeben, z. B. in den Bereichen Assessment, Diagnostik, Therapie und Patientenschulung. Diese erfordern verstärkt Qualifikationsanpassungen wie auch die Fähigkeit zu Evidenzbasierung und Leitlinienorientierung. Folglich wird sich das System pflegerischer Berufe durch Fort-, Weiterbildung und Akademisierung weiter ausdifferenzieren.

Abstract

Demographic change, advances in medicine, and innovative health care services are leading to changes in the professional qualification requirements for nursing and care staff. Detecting future trends in relation to these requirements was the focus of a Delphi study developed as part of the BMBF FreQueNz initiative. After qualitative expert interviews, data collection was organized in three consecutive steps, with 243 interviews realized in the second wave. It was found that home care will further diversify in the fields of supporting and counseling services as well as in palliative care, resulting in the necessary expansion of specific qualifications (e.g., intensive care). Moreover, there will be an increased need for interprofessional, intersectoral, and intercultural coordination and communication skills. As a consequence of the delegation of medical tasks, new duties for nonmedical professions in inpatient and outpatient care will also arise. For instance, qualifications need to be tailored to the new demands of assessment, diagnostics, therapy, and patient education and they should take into account evidence-based knowledge as well as clinical practice guidelines. Consequently, the system of care professionals will further diversify through advanced training programs and the continued academization of nursing.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Damit sind Fachkräfte mit Abschlüssen in einem anerkannten Ausbildungsberuf (nach BBiG/HwO), in einem der bundeseinheitlich geregelten nicht ärztlichen Heilberufe (nach § 74 Abs. 1 Nr. 19 GG) oder in einem der länderrechtlich geregelten schulischen Ausbildungsgänge sowie Absolventen mit Fortbildungsabschlüssen gemeint.

  2. Entsprechend beziehen sich in den Ergebnissen zu Szenario 1 und 2 die Prozentangaben zu den Tätigkeiten und Anforderungen sowie zu den Qualifikationserfordernissen jeweils auf alle Befragten.

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Die Studie wurde finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

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Schüler, G., Klaes, L., Rommel, A. et al. Zukünftiger Qualifikationsbedarf in der Pflege. Bundesgesundheitsbl. 56, 1135–1144 (2013). https://doi.org/10.1007/s00103-013-1754-x

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