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Perspektiven von Arbeit, Alter, Gesundheit und Erwerbsteilhabe in Deutschland

Perspectives of work, age, health, and labor market participation in Germany

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Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

Die Bevölkerung Deutschlands wird in den nächsten Jahrzehnten altern und schrumpfen. Dies wird spürbare Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben: Das Angebot an Arbeitskräften wird kleiner. Perspektivisch wird es nötig sein, weitere personelle Ressourcen für den Arbeitsmarkt zu erschließen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Frage nach Gesundheit und Beschäftigung im höheren Erwerbsalter. Der vorliegende Beitrag diskutiert, basierend auf 9 Beiträgen des Schwerpunktheftes „Alter, Arbeit, Gesundheit und Erwerbsteilhabe“, die Frage der Gesundheit der Erwerbsbevölkerung vor dem Hintergrund von Arbeitstätigkeit, Alter und Erwerbsteilhabe. Er zeigt die gesundheitliche Heterogenität der Erwerbsbevölkerung insgesamt und im Besonderen im höheren Alter auf und identifiziert Erwerbsgruppen mit bis ins höhere Alter sehr guter Gesundheit sowie andere mit hoher Krankheitsbelastung. Letzteres zeigt, dass „Arbeit mit Krankheit“ heutzutage Realität ist. Über Erwerbsteilhabe bestimmen letztendlich weniger die Gesundheit als die „Arbeitsfähigkeit“ der älteren Beschäftigten und/oder deren „Arbeitsmotivation“. Die Beschäftigungsdynamik der älteren Bevölkerung wird in den kommenden Jahren ein Kernthema der Politik sein. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft brauchen Wissensgrundlagen für Diskussion, Bewertung und Handeln. Die diesbezügliche Forschung hat oft nur bestimmte Teilaspekte oder Personengruppen im Blick. Notwendig sind der gegenseitige Austausch aller beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen und neue umfassende Forschungszugänge.

Abstract

The German population is aging and shrinking. This will have a significant impact on the labor market, because labor supply will start to shrink. Consequently, there is a need to develop additional labor market resources. In this setting, a crucial issue is the health and employment of the older working population. This article discusses – on the basis of nine articles in this special issue – the health of the working population in the context of work, age, and labor participation. It shows the diversity of morbidity in the work force in general and particularly in older age, and it identifies older labor force groups with good health and those with bad health. The latter shows that “working while having a bad state of health” is today’s reality. Labor market participation is less dependent on health than on the “work ability” and/or the “motivation to work” of older workers. The employment dynamics of an aging population will be a key issue in future political debate. A reliable knowledge base is needed for proper discussion, judgment, and action in the economic, political, and social fields. Current research is often focused on subtopics or on subgroups; however, a network of all the related scientific disciplines and the establishment of new comprehensive research approaches are needed in this area.

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Abb. 1
Abb. 2

Notes

  1. Es gibt keine Standarddefinition des Alters „älterer Erwerbstätiger“ [7]. In den USA gilt der Schutz für Beschäftigte vor Altersdiskriminierung ab einem Alter von über 40 Jahren [8] und nach Farrow und Reynolds [7] definieren die Vereinigten Nationen „older workers“ als Erwerbstätige ab 60 Jahren. In der Wissenschaft wird die Schwelle, ab wann Personen zu den „Älteren“ im Erwerbsleben zählen, unterschiedlich, oft abhängig von der Fragestellung definiert. Setzen einige Forscher sie erst ab dem Alter von 55 Jahren, beginnt sie für andere beim Alter von 50 oder bereits 45 Jahren. In der gesellschaftlichen Debatte zu Arbeit und Alter wird der Begriff „ältere Erwerbstätige“ implizit oft in Zusammenhang mit Krankheitslast und Erwerbsteilhabe gebracht. Wie die Beiträge dieses Schwerpunktheftes zeigen, liegen bezüglich der Krankheitslast substanzielle Unterschiede für verschiedene Tätigkeitsgruppen in den Altersgruppen ab 45 Jahren vor, weshalb wir in diesem Beitrag unter „älteren Erwerbstätigen“ eher eine weite Altersspanne verstanden wissen wollen, ohne uns auf ein konkretes Grenzalter festzulegen.

  2. Anzahl der bei Geburt zu erwartenden Lebensjahre, die bei gutem oder sehr gutem allgemeinem Gesundheitszustand verbracht werden [16].

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Die Autoren danken den beiden anonymen Gutachtern für ihre konstruktive Kritik und die wertvollen Anregungen. Ihr Dank gilt ebenso Hermann Burr und allen Kolleginnen und Kollegen des lidA-Konsortiums.

Dieser Artikel wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, FKZ 01ER0825.

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Der korrespondierende Autor gibt für sich und seinen Koautor an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Hasselhorn, H., Rauch, A. Perspektiven von Arbeit, Alter, Gesundheit und Erwerbsteilhabe in Deutschland. Bundesgesundheitsbl. 56, 339–348 (2013). https://doi.org/10.1007/s00103-012-1614-0

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