Zusammenfassung
Mit dem Einzug des Wettbewerbs in das System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat das Leitbild des informierten Patienten eine neue Bedeutung erhalten. Als Körperschaften des öffentlichen Rechts erfüllen in Deutschland mehr als 350 gesetzliche Krankenkassen originäre Aufgaben in der Information und Beratung von Patienten. Obwohl den Kassen unter den Rahmenbedingungen eines unvollkommenen Risikostrukturausgleichs ausreichende Anreize für eine stärkere Patientenorientierung fehlen, bauen sie ihre Kompetenzen zur Unterstützung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes aus. Zum einen werden attraktive Informations- und Beratungsangebote als wichtiges Wettbewerbsfeld im Rahmen der jeweiligen Unternehmensstrategie gesehen. Zum anderen sind Kassen in hohem Maße daran interessiert, dass gut informierte Patienten Eigenverantwortung übernehmen und durch ihre gezielte Nachfrage zu mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beitragen. Welchen objektiven Informationsbedarf gibt es jedoch in der Bevölkerung? Wie sind die Auswirkungen eines medizinischen Laienwissens auf die Arzt-Patienten-Kommunikation? Viele relevante Fragen sind aus Sicht der Kassen noch ungeklärt. Sie halten daher eine Versorgungsforschung für wünschenswert, die ihnen helfen kann, Informationsangebote nutzerorientiert für verschiedene Zielgruppen anzubieten.
Abstract
By introducing competition into the statutory health insurance system the model of the informed patient has obtained new importance. As corporations of public law, more than 350 statutory health insurance funds (SHI funds) fulfil original tasks of informing and counselling patients. Although the SHI funds lack incentives for more patient orientation due to an inadequate risk equalisation scheme, the SHI funds are extending their competences to support health consumer protection. On the one hand, attractive offers for information and counselling are being regarded as an important competitive field in the framework of the respective corporate strategy. On the other hand, the SHI funds are highly interested in having well-informed patients assume personal responsibility and through their well-directed demands contribute to more quality and efficiency in the health care system. Which objective need for information does the population still have? What are the effects of medical lay knowledge on the communication between doctor and patient? From the SHI funds’ point of view, however, there are many relevant questions still unsolved. Therefore, they consider health care research desirable to help them make user-oriented information available for different target groups.
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Wöllenstein, H. Der informierte Patient aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 47, 941–949 (2004). https://doi.org/10.1007/s00103-004-0911-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-004-0911-7
Schlüsselwörter
- Patientenorientierung
- Informationsbedarf
- Shared Decision Making
- Patientenrechte
- Disease Management Programme
- Förderung von Einrichtungen zur Verbraucher- und Patientenberatung (§ 65 b SGB V)