Zusammenfassung
Während in der frühen Kindheit das Gesundheitsverhalten noch stark der elterlichen Kontrolle unterliegt, wird das Verhalten später zunehmend bewusst von den Heranwachsendden eingesetzt. Unterschiedenwerden hierbei zwei Verlaufsformen: Bei den meisten Jugendlichen nimmt riskantes Gesundheitsverhalten, wie Alkoholkonsum und riskantes Fahrverhalten, im Jugendalter zu und sinkt anschließend wieder. Riskantes Gesundheitsverhalten wird hier primär zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben (z. B. zur Erleichterung des Zugangs zur Peergruppe) und von damit verbundenem Stress eingesetzt, während gesundheitliche Konsequenzen eine untergeordnete Rolle spielen. Die Abnahme des riskanten Verhaltens erfolgt im Zusammenhang mit der Lösung der Entwicklungsaufgaben und der Übernahme von Erwachsenenrollen, die mit diesem Verhalten schlecht vereinbar sind. Die zweite Verlaufsform ist durch eine lebenslange Auffälligkeit gekennzeichnet: Eine kleine Gruppe von Jugendlichen, die bereits in der Kindheit Verhaltensprobleme aufwies, führt ihr riskantes Gesundheitsverhalten auch im Erwachsenenalter fort. Hier ist das Risikoverhalten Ausdruck einer gestörten Persönlichkeitsentwicklung. Identifiziert werden weitere Einflussfaktoren auf das riskante Gesundheitsverhalten.
Abstract
Throughout childhood and adolescence, the young increasingly take control of their health behavior. Two different pathways of health behavior have been identified: for most adolescents, risky health behavior, such as substance use and careless driving, increase continuously but decline thereafter. Here, risky health behavior is used in order to cope with the adolescent's developmental tasks (e.g., getting access to a peer group) and related stressors, and health consequences are of little relevance in the choice of behavior. Risky health behavior declines when the developmental tasks are solved and adolescents take on adult roles. The second pathway is characterized by persistent problems: a minority of adolescents, who already exhibited problems during childhood, continue risky health behavior into adulthood. In this case, health-risk behavior indicates a disturbed personality development. The paper identifies further influences on adolescent health-risk behavior.
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Martin Pinquart Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie, Institut für Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität, Am Steiger 3, Haus 1, 07743 Jena, E-Mail: Martin.Pinquart@rz.uni-jena.de
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Pinquart, M., Silbereisen, R. Gesundheitsverhalten im Kindes- und Jugendalter . Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 45, 873–878 (2002). https://doi.org/10.1007/s00103-002-0492-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-002-0492-2