Zusammenfassung
Hintergrund
Bundesdeutsche Notarzt(NA)-Systeme vermelden über die Jahre hinweg steigende Einsatzzahlen. Ziel der Untersuchung war es, die Entwicklung des Patientenspektrums eines NA-Systems über einen Zeitraum von 20 Jahren zu evaluieren, um die wesentlichen Veränderungen aufzuzeigen.
Material und Methode
In einer retrospektiven Untersuchung wurden die Einsatzprotokolle der Jahrgänge 2004, 1992 und 1984 hinsichtlich Demographie, Einsatzkategorien, Erkrankungs-/Verletzungsschwere (NACA), Bewusstseinslage (GCS) und notärztlichen Maßnahmen analysiert.
Ergebnisse
Im Jahr 2004 (3825) gab es im Vergleich zu 1992 (2114) und 1984 (957) das 2- bzw. 4-fache an Einsätzen. In allen drei untersuchten Zeiträumen waren nichttraumatologische (74%; 2812 vs. 66%; 1390 vs. 51%; 485) vor traumatologischen Einsätzen (18%; 690 vs. 22%; 464 vs. 39%; 375), Fehlfahrten (3%; 126 vs. 7%; 154 vs. 6%; 56) und Todesfeststellungen (5%; 197 vs. 5%; 106 vs. 4%; 41) führend. Obwohl der prozentuale Anteil der Patienten mit NACA IV–VI (39% vs. 50 %) und der Patienten mit GCS ≤8 (18% vs. 34%) im Jahr 2004 niedriger war, lagen auch hier die Absolutzahlen über denen von 1984 (NACA IV–VI: 1434 vs. 448, p<0,01; GCS: 672 vs. 303, p<0,01).
Schlussfolgerung
Die Untersuchung zeigt, dass heute der prozentuale Anteil von traumatologischen, schwer erkrankten/–verletzten und schwer bewusstseinsgestörten Notfallpatienten niedriger ist als in den vorangegangenen Jahren. Die höheren absoluten Patientenzahlen zeigen jedoch, dass der NA heute insgesamt einer größeren Zahl sowohl vital-bedrohter, schwer bewusstseinsgetrübter und traumatologischer Patienten begegnet. Prozentuale Änderungen über die Jahre hinweg dürfen jedoch nicht dazu führen, die bisher für das Management akut vital bedrohter Patienten als notwendig erachtete notärztliche Qualifikation in Frage zu stellen.
Abstract
Background
In Germany the physician staffed emergency systems have announced an increase in rescue missions over the years. The aim of this study is to analyse the development of the spectrum of patients in an emergency system over the last 20 years in order to highlight the significant changes.
Methods
In a retrospective study we analyzed the prehospital chart views from 2004, 1992 and 1984 with respect to patients’ demography, type of rescue mission, degree of internal disease or injury (NACA), state of consciousness (GCS), as well as prehospital interventions perfomed by prehospital emergency physician.
Results
In 2004 (3,825), the absolute number of missions was 2 and 4 times higher than 1992 (2,114) and 1984 (957), resp. In all of these investigated time periods non-trauma missions (74%; 2,812 vs. 66%; 1,390 vs. 51%; 485) were leading, followed by trauma missions (18%; 690 vs. 22%; 464 vs. 39%; 375), aborted missions (3%; 126 vs. 7%; 154 vs. 6%; 56), and dead on arrival (5%; 197 vs. 5%; 106 vs. 4%; 41). Although, the percentage of patients with NACA IV–VI (39% vs. 50%) or patients with GCS ≤8 (18% vs. 34%) was lower in 2004, the absolute number of patients in each categorie was higher than in 1984 (NACA IV–VI: 1,434 vs. 448, p<0.01; GCS: 672 vs. 303, p<0.01).
Conclusions
The results of this study demonstrate, that the percentage of trauma, severely ill/injured or unconscious patients is lower than in previous years. However, the higher absolute numbers of patients demonstrate that the emergency physician now encounters more critically ill/injured, unconscious and trauma patients. It does not seem necessary to question the qualifications for an emergency physician, which have previously been considered essential for the management of acute life-threatening situations.
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Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.
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Teile der Arbeit entstanden im Rahmen der Dissertation von Herrn Tobias Hilger an der medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg.
Teile der Arbeit wurden während der 20. notfallmedizinischen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte (AGSWN) am 18./19.03.2005 in Baden-Baden und während des Deutschen Anästhesiecongresses (DAC) am 19.04.2005 in München präsentiert.
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Bernhard, M., Hilger, T., Sikinger, M. et al. Patientenspektrum im Notarztdienst. Anaesthesist 55, 1157–1165 (2006). https://doi.org/10.1007/s00101-006-1106-4
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-006-1106-4