Zusammenfassung
Der Strukturwandel des Alterns (siehe dazu ausführlich Schimany sowie Tesch-Römer, Wurm, Hoff und Engstler in diesem Band), insbesondere die Singularisierung des Alterns und die wachsende Zahl von Hochaltrigen bringt eine immer größer werdende Zahl von gebrechlichen alten Menschen in institutioneller Betreuung mit sich. Dieser Umstand erzeugt nicht nur steigenden finanziellen Druck auf die erst vor wenigen Jahren eingeführten wohlfahrtsstaatlichen Werkzeuge zur Absicherung des Pflegerisikos, sondern auch rechtsstaatliche Legitimationsprobleme durch die Vergrößerung einer „Anstaltsbevölkerung“, deren Status als Träger bürgerlicher und allgemeiner Menschenrechte potenziell prekär ist. Auf diese Probleme und ihre Wahrnehmung in einer durch Medienberichte über den „Pflegenotstand“ sensibilisierten Öffentlichkeit hat die Politik in vielen europäischen Ländern bislang mit einer Einführung und Ausweitung von staatlichen und halbstaatlichen Kontrollinstitutionen reagiert, wie sie etwa in Deutschland durch das „Pflegeversicherungsgesetz“, das „Pflegequalitätssicherungsgesetz“ und die in Vorbereitung befindliche „Pflegeprüfverordnung“ oder in Großbritannien durch den „National Standards Act 2000“ implementiert werden. Hierbei werden verstärkt marktwirtschaftliche Konzepte und Diskurse um den Begriff „Qualität“ in das staatliche Kontrollhandeln integriert. Die Übernahme von Verfahren der „Qualitätssicherung“ und des „Qualitätsmanagements“ aus anderen Dienstleistungsbereichen impliziert dabei, dass die von Pflegebedürftigkeit betroffenen älteren Menschen wie die Empfänger vieler anderer Dienstleistungen als „Kunden“ des Leistungsanbieters zu verstehen sind. In diesem Zusammenhang gewinnt die empirische Untersuchung von „Kundenzufriedenheit“ durch Methoden sozialwissenschaftlicher Befragung an Bedeutung. Bei der gesetzlich geforderten Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements werden immer häufiger auch Bewohner von stationären Einrichtungen der Altenhilfe zur Qualität der ihnen zugedachten Dienstleistungen direkt befragt werden.
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Kelle, U., Niggemann, C. (2002). „Weil ich doch vor zwei Jahren schon einmal verhört worden bin …“ — Methodische Probleme bei der Befragung von Heimbewohnern. In: Motel-Klingebiel, A., Kelle, U. (eds) Perspektiven der empirischen Alter(n)ssoziologie. Reihe Alter(n) und Gesellschaft, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11027-9_5
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