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15.01.2016 | Originalien
Leben und Sterben mit Gebrechlichkeit
Qualitative Interviews mit älteren Menschen im häuslichen Umfeld
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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Hintergrund
Ältere, gebrechliche Menschen sind eine zunehmend wichtige Zielgruppe in der Gesundheitsversorgung. Wenig ist über ihr Erleben von Gebrechlichkeit bekannt, insbesondere im Hinblick auf die letzte Lebensphase. Ziel dieser Arbeit ist, die Bedürfnisse der Betroffenen mit Fokus auf die letzte Lebensphase zu erfassen.
Methode
Qualitative Fallverlaufsstudien mit 31 altersgebrechlichen Patienten (≥ 70 Jahre, CSHA-Frailty-Skala-Stadium 6/7) auf Grundlage von leitfadengestützten Interviews, ausgewertet in Anlehnung an die Grounded Theory.
Ergebnisse
Aus der Patientenperspektive zeichnet sich Gebrechlichkeit durch zunehmende Komplexität gesundheitlicher Probleme, erhöhte Vulnerabilität und Abnahme des Leistungsvermögens aus. Gebrechlichkeit wird als ein mit Verlusten auf der physischen, psychischen, sozialen und existenziellen Ebene verbundener Prozess erlebt. Das zentrale Bedürfnis ist der Wunsch „selbstbestimmt im gewohnten Umfeld weiterzuleben und zu sterben“. Die Verwirklichung hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen, wie medizinische und pflegerische Versorgung, sowie persönlichen und sozialen Ressourcen ab.
Schlussfolgerung
In der Versorgung altersgebrechlicher Patienten ist ein biopsychosozialer Ansatz geboten, der den vielfältigen Bedürfnissen auf verschiedenen Ebenen begegnen kann. Von Bedeutung ist eine bedarfsorientierte, niedrigschwellige Primärversorgung durch Hausärzte, Pflegedienste und weitere professionelle Hilfen, unter Einbezug des informellen Netzes. Palliative Versorgungsansätze sollten frühzeitig in den Krankheitsverlauf integriert werden, einschließlich einer vorausschauenden Versorgungsplanung.